Krimis aus dem Kreis Windecker Verleger sucht Autoren für Heimatkrimis

Rhein-Sieg-Kreis · Sie waren früher das, was heute für viele Menschen Netflix ist: Groschenromane waren die leichte Unterhaltung, die Erholung vom anstrengenden Alltag bot. Fast in Vergessenheit geraten, will der Windecker Verleger Jörg Kaegelmann ihnen jetzt auf regionaler Ebene zu neuer Bekanntheit verhelfen.

 Jörg Kaegelmann verlegt seit vielen Jahren Bücher für eine Fan-Gemeinde.

Jörg Kaegelmann verlegt seit vielen Jahren Bücher für eine Fan-Gemeinde.

Foto: Inga Sprünken

Jörg Kaegelmann ist Fan. Seit seiner Jugend liest er Groschenromane und beschäftigt sich mit ihnen. Damit die leicht verdaulichen Krimis, Science-Fiction- und Liebesgeschichten nicht vollends in Vergessenheit geraten, hat er sich mit dem Windecker Blitz-Verlag genau darauf spezialisiert. Mit einer neuen Idee will er nun auch neue Fans gewinnen.

Kaegelmann hat das Genre der Heimatkrimis für sich entdeckt. „Fünf regionale Krimis habe ich schon verlegt“, sagt der Verleger, der sich nun auch damit einen Namen machen will. Für diese Regionalkrimis sucht er aktuell Autoren aus der Region. Um Autor in der Reihe der Rhein-Sieg-Kreis-Krimis zu werden, genügt es allerdings nicht, aus dem Rhein-Sieg-Kreis zu kommen und sich hier aus zu kennen. Autoren sollten das Krimi-Genre beherrschen und Lust haben, einen Heimat-Krimi zu schreiben, gern auch aus Windeck, so Kaegelmann.

Geradlinigkeit hat oberste Priorität

Ein gut geschriebener Kriminalroman erfordere neben schriftstellerischem Talent auch ein Gespür für packende Inhalte, beschreibt er den idealen Schriftsteller. Oberste Priorität habe dabei die Geradlinigkeit, denn wenn die Person einmal feststehe, sollte der Verfasser ihre Charakterzüge, Stärken und Schwächen nicht während der Handlung komplett ändern, wie der gebürtige Windecker betont. „Ein gelungener Krimi begeistert den Leser so, dass er das Buch nicht mehr aus der Hand legt“, sagt Kaegelmann. Ein aussagefähiger Plot, ein Spannungsbogen und eine feste Struktur sind seiner Ansicht nach der Stoff, aus dem ein Krimi entsteht.

Jörg Kaegelmann kennt sich aus, nicht nur mit Krimis, sondern auch mit den anderen Genres der Groschenromane. „Ich bin seit 50 Jahren in der Szene“, sagt er. Als glühender Anhänger insbesondere von Science-Fiction-Romanen beschäftigt er sich schon seit seiner Jugendzeit damit. Die Romane im DIN A5-Format gab es damals als Krimis, Grusel-, Science-Fiction und Liebesgeschichten, als Arztromane oder als Western. Sie wurden einst in Millionen-Auflagen verkauft, aber inzwischen haben sich die großen Verlage aus dem Geschäft mit den Groschenromanen zurückgezogen. Die Lücke, die für echte Fans dadurch entstanden ist, füllt er mit seinem Blitz-Verlag.

Szene-Autoren schreiben Fortsetzungen

So verlegt Kaegelmann in kleinen Auflagen etwa alte Jerry-Cotton-Hefte in einem Taschenbuch-Format neu oder lässt sie von Szene-Autoren fortschreiben. Insgesamt reicht sein Angebot von Geschichten über Sherlock Holmes über solche von Kapitän Nemo bis hin zu Kara Ben Nemsi. Alte amerikanische Krimiheft-Serien wie etwa die Fledermaus-Krimis lässt er ins Deutsche übersetzen und verlegt sie ebenfalls neu.

Dabei komme ihm zugute, dass er die Rechte an den Bildern von Rudolf Sieber-Lonati habe. Der Zeichner und Illustrator schuf von den 1950er Jahren bis in die 1980er Jahre vor allem Titelbilder für Romanhefte der damals bekannten Science-Fiction-Reihen wie Utopia, Zukunftsroman und Mark Powers. Heute zieren die kreativen Zeichnungen des Illustrators die Neuauflagen und sind zudem im Blitz-Verlag sowohl als Original wie auch als Druck erhältlich.

Exklusive Sammler-Editionen

Die kultigen Bücher verkauft Kaegelmann ausschließlich in seinem eigenen Online-Shop als exklusive Sammler-Editionen an etwa 5000 bis 6000 Stammkunden, wie er erzählt. „Meine Kunden sind zwischen 50 und 70 Jahre alt“, sagt der Verleger, der die Bücher nicht nur verkauft, sondern auch selbst versendet.

Aber auch Kaegelmann geht neue Entwicklungen mit: Die Romane bietet er auch als E-Books und Hörbücher an. „Früher hatte ich auch eine eigene Druckerei“, erzählt der 65-Jährige, der das Druckerei-Handwerk gelernt hat. Heute gehen seine Aufgaben weit darüber hinaus. So lektoriert er die neu geschriebenen Bücher teilweise selbst. Auch der Weg vom Fan zum Autor war für ihn nicht weit. „Ich habe schon Gespenster-Geschichten geschrieben“, erzählt er. Aber er macht nicht alles selbst: Kaegelmann arbeitet mit Autoren, Grafikern, Lektoren und Korrektoren in ganz Deutschland zusammen.

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