Streifzug durch explosive Geschichte Winterwanderung über den Pulvermühlenweg

Rhein-Sieg-Kreis · Der Pulvermühlenweg führt durch die ehemalige Schwarzpulverfabrik Elisenthal in Dattenfeld. Der rund 13 Kilometer lange Rundweg hat nicht nur Historisches zu bieten.

 Burg Dattenfeld befindet sich in Privatbesitz und fungiert als Außenstelle der Gemeinde Windeck, in der Paare standesamtlich heiraten können.

Burg Dattenfeld befindet sich in Privatbesitz und fungiert als Außenstelle der Gemeinde Windeck, in der Paare standesamtlich heiraten können.

Foto: Marie-Theres Demmer

Schwefel, Salpeter und Holzkohle – fein zermahlen und vermischt ergeben die drei Stoffe ein hochexplosives Gemisch: Schwarzpulver. Die Pulvermühle Elisenthal bei Windeck-Dattenfeld stellte den Explosivstoff bis 1918 her. Obwohl die Natur das stillgelegte Produktionsgelände längst zurückerobert hat, liegt auf der Rundtour „Pulvermühlenweg“ der Geruch des Schwarzpulvers noch quasi in der Luft.

Der rund 13 Kilometer lange Erlebnisweg der Naturregion Sieg beginnt und endet am Bahnhof Dattenfeld (Sieg). Der Weg ist mit einem weißen Weg auf rotem Grund gut beschildert. Die Strecke führt hauptsächlich über asphaltierte Straßen und Waldwege, die teilweise schlammig sein können. Festes und wasserabweisendes Schuhwerk ist daher erforderlich.

Da die Tour als Rundweg angelegt ist, können Wanderer den Weg in beide Richtungen begehen. Wer in Richtung Dattenfeld startet, den führt die Wanderung zunächst an die Sieg, wo mit etwas Glück Wasservögel beim Beutefang beobachtet werden können. Am Ufer tummeln sich Enten und Schwäne.

Typisch bergische Fachwerkhäuser

In Dattenfeld sind die typisch bergischen Fachwerkhäuser und die Sankt Laurentius-Kirche sehenswert. Aufgrund der Höhe der Doppeltürme von 56 Metern wird die Pfarrkirche auch „Siegtaldom“ genannt. In der Ortschaft wartet noch ein weiteres historisches Bauwerk auf die Wanderer: „Burg Dattenfeld“ aus dem 17. Jahrhundert mutet mit ihren Türmchen wie ein Herrensitz an.

Verlassen Ausflügler die Ort­schaft in Richtung Elisenthal treffen sie schließlich auf den Höhepunkt der Tour, die ehemalige Pulvermühle, die von Dattenfeld rund 1,2 Kilometer in den Höhenzug Nutscheid reicht. Die Ruine wurde im Rahmen des Projekts „Natur und Kultur quer zur Sieg“ der Regionale 2010 für Besucher begehbar gemacht. Seit 2012 führt eine Treppe hinunter.

Auf befestigten Wegen, Holzstegen und Brücken können die Produktionsgebäude aus der Nähe betrachtet werden. Die Wege zu verlassen, ist nicht erlaubt. Ein Audioguide und Informationstafeln informieren Interessierte über die Schwarzpulverproduktion und die gefährlichen Arbeitsbedingungen in der Pulvermühle.

Aus Sicherheitsgründen errichtete der Kölner Fabrikant Everhard Schülgen die Fabrik 1871 mit großem Abstand zu den umliegenden Dörfern am Trimbach. Zaun- und Wallanlagen sollten zusätzlich für Sicherheit sorgen. Zu Hochzeiten stellten hier rund 30 Arbeitskräfte Schwarzpulver für Sprengungen in Bergwerken und Steinbrüchen sowie zeitweise auch Schießpulver für das Militär her.

Todesopfer bei zwei Explosionen

Die Arbeiter mussten sich an strenge Sicherheitsregeln halten. So durften sie weder leicht entzündliche Gegenstände noch bewegliche Objekte aus Eisen mitführen. Damit sich keine Funken bilden, mussten Knöpfe und Nägel aus Messing oder Kupfer bestehen.

Die Arbeiter trugen Filzschuhe, damit sich das Pulver durch die Reibung unter herkömmlichen Schuhen nicht entzündet. Die Fenster wurden mit weißer Ölfarbe bepinselt, um einen möglichen Brennglaseffekt durch Sonneneinstrahlung zu verhindern. Trotz der strengen Vorkehrungen kam es mehrfach zu Unfällen. Allein 1915 starben 13 Mitarbeiter bei zwei Explosionen.

Auch heute noch erinnern he­rumliegende Trümmerteile an die Explosionen in der Fabrik. Nach Stilllegung im Jahr 1918 wurde das Gelände der Natur überlassen. Nun wachsen dort seltene Farnarten, Kammmolch und Fledermäuse haben einen Lebensraum gefunden. Anschließend führt die Wanderung auf Waldwegen weiter entlang des Trimbachs durch das Elisenthal, das der Gründer der Pulvermühle Everhard Schülgen nach seiner Frau Elisabeth benannt hat.

Weiter Blick über den Wald

Nach einem steilen Anstieg passieren Wanderer den Reiterhof Ommeroth und gelangen durch einen Wald ins Engbachtal. Auf einer Anhöhe offenbart sich ein weiter Blick über den Wald und Dattenfeld. Nun geht es bergab wieder in Richtung Bahnhof. Dort befindet sich ein Rastplatz mit Tisch und Bänken. Während der Tour laden zudem mehrere Bänke zum Verweilen ein.

Eine weitere Raststation finden Ausflügler an der Pulvermühle. Die meisten Restaurants in Dattenfeld haben coronabedingt geschlossen. Das Siegtal-Restaurant und einige Gaststätten in den umliegenden Ortschaften und im nahen Windeck bieten Speisen zum Mitnehmen an, unter anderem der Landgasthof „Zur Post“ in Rosbach.

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