Alternative für traditionellen Töpfermarkt Mini-Keramikermarkt dienst als Ersatz für Siegburger Großveranstaltung

Siegburg · Eigentlich hätte an diesem Wochenende der traditionelle Töpfermarkt in Siegburg mit mehr als 70 Ausstellern stattgefunden. Wegen Corona fiel der ins Wasser. Modedesignerin Carina Norina Molitor organisierte für sieben Künstlerinnen eine Alternative.

 Freuen sich über die Ausstellungsmöglichkeit: (v.l.) Sally Kiss, Corinna Casella, Livia Wachsmuth, Carina Norina Molitor, Uta K. Becker, Kathrin Böning, Angelika Jansen, Eva Kimzius und Ines Hasenberg.

Freuen sich über die Ausstellungsmöglichkeit: (v.l.) Sally Kiss, Corinna Casella, Livia Wachsmuth, Carina Norina Molitor, Uta K. Becker, Kathrin Böning, Angelika Jansen, Eva Kimzius und Ines Hasenberg.

Foto: Inga Sprünken

Eines ist gewiss: Die Corona-Krise fordert neue Konzepte und kreative Überlebensstrategien. Eine davon ist das Internet. Die eigene Homepage oder der Online-Shop bieten auch für die sieben Künstlerinnen, die sich am Samstag am Herrengarten versammelten, eine Alternative zu den Märkten, bei denen sie sonst ihre Arbeiten präsentieren und anbieten. Zu einem Mini-Keramikmarkt hatte Carina Norina Molitor eingeladen – als Ersatz für den großen Keramikmarkt, der an diesem Wochenende auf dem Marktplatz hätte stattfinden sollen.

Die Inhaberin des Mode-Concept Stores „Zugvogel“ hatte bis zu ihrer Ladeneröffnung im Jahr 2016 auch auf Märkten ausgestellt und weiß um deren Bedeutung für Künstler und Kunsthandwerker. „Als ich hörte, dass der Keramikmarkt abgesagt ist, habe ich mich spontan entschlossen, dies hier zu organisieren“, sagt die Modedesignerin, deren Mutter selbst gebackenen Kuchen verteilte.

Nachbarn stellten Ausstellungsfläche zur Verfügung

Ihre Nachbarn hätten sofort zugestimmt, als sie gefragt habe, ob sie den Bereich vor ihren Geschäften als Ausstellungsfläche nutzen dürfe, so Molitor. Die Ausstellerinnen, die am Samstag mit von der Partie waren, waren nicht nur für den Kuchen dankbar, denn nicht alle verfügen über ein eigenes Ladenlokal wie etwa Livia Wachsmuth.

Die Kölnerin vertreibt ihre Gebrauchskeramik sonst in ihrem Atelier in Nippes. Trotzdem vermisse sie die Märkte, sagt sie. „Sonst bin ich auf etwa zehn Märkten im Jahr, aber es ist alles ausgefallen. Daher freue ich mich riesig, hier sein zu dürfen“, so die Kölnerin, deren Tassen, Teller und Schüsseln allesamt Einzelstücke sind. Was den Online-Verkauf schwierig mache, zumal auch der Verpackungsaufwand sehr groß sei, so Wachsmuth.

Auch Kathrin Böning hat eine kleine Werkstatt mit Ausstellungsraum. Den Sommer über ist sie trotzdem auf etwa zehn Märkten unterwegs. „Wir müssen uns nun neu positionieren und auch die Kunden müssen neu überlegen“, so die Kölnerin, die den Online-Verkauf ebenfalls kritisch sieht. „Man muss die Sachen in die Hand nehmen und anfassen können“, sagt die Kunsthandwerkerin, die auf das nächste Jahr hofft. Ihr fehle vor allem auch das Miteinander mit den Kollegen.

Lockdown war für viele Aussteller ein großes Problem

Ebenso ergeht es Uta K. Becker. „Seit März gab es keine Ausstellung und keinen Markt mehr“, bedauert die Hoffnungsthalerin, die ihre Arbeiten wie Angelika Jansen ausschließlich auf Märkten verkauft. Letztere ist vom Niederrhein angereist und betreibt ihr Atelier in ihrem Wohnhaus.

Ihre Kunstwerke verkauft sie auf 14 bis 15 Messen und Kunsthandwerkermärkten jährlich. „Es war ein großer Einbruch für mich“, gibt sie zu. Inzwischen biete sie ihre Arbeiten aber vermehrt übers Internet an. Das sei schwierig, weil sie für gewöhnlich keine festgelegten Preise hat.

„Für uns ist das heftig“, bestätigt auch Eva Kimzius, die aus Aachen sonst immer zum Keramikmarkt anreist und ihre Werke auf 15 bis 16 Märkten jährlich anbietet. Keinen Umsatzeinbruch verzeichneten indes Corinna Casellas und Sally Kiss. Die beiden Designerinnen lassen ihre Gebrauchskeramik im Westerwald fertigen. Am Kleiberg betreiben sie ihr Design-Büro mit Showroom. „Wir haben die Zeit fürs Onlinemarketing in den sozialen Netzwerken genutzt“, erzählt Casellas. Das habe bestens funktioniert, ergänzt Kiss.

„Das hier ist kein Ersatz, sondern ein kleiner Trost“, urteilt Ines Hasenberg, eine der Organisatorinnen des Siegburger Keramikmarkts, der normalerweise pro Tag 16 000 Besucher anzieht. Die Keramikkünstlerin betreibt ihr Atelier an der Kaiserstraße und stellt nun einige Arbeiten in Molitors Concept-Store aus. Erst im Mai sei der Markt gecancelt worden, sagt sie in Bezug auf die 85 Aussteller, die aus den 150 Bewerbungen ausgewählt worden waren. Alle können nun im nächsten Jahr in Siegburg ausstellen.

Nicht abgesagt wurde indes die kleine Keramikausstellung im ICE-Bahnhof. Sie läuft noch bis zum 31. Juli.

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