Gesundheitsförderung im Rhein-Sieg-Kreis Mit der Diakonie zur Tut-mir-gut-Schule

Rhein-Sieg-Kreis · Vor einem Jahr musste der Verein kivi seine Arbeit einstellen. Der Rhein-Sieg-Kreis setzt seine Gesundheitsförderung nun mit anderen Kooperationspartnern fort. Das Grundschulprogramm „Tut-mir-gut“ liegt nun in den Händen der Diakonie an Sieg und Rhein.

Tanzen in der bewegten Projektwoche: Die GGS Stallberg hat im Sommer ihr Zertifikat als Tut-mir-gut-Schule erneuert.

Foto: GGS Stallberg

Die Freude ist den Mädchen und Jungen deutlich anzusehen: Gemeinsam tanzen sie während ihrer bewegten Projektwoche auf dem Schulhof. Bewegung ist auch im Schulalltag eine der Säulen, auf die die Gemeinschaftsgrundschule Stallberg setzt, hinzu kommen gesunde Ernährung und psychosoziale Entwicklung. Deswegen ist die Siegburger Einrichtung seit 2011 eine „Tut-mir-gut – gesunde Schule“. Gerade hat sie sich erneut zertifiziert, zum vierten Mal in Folge. Das Gesundheitsprogramm des Rhein-Sieg-Kreises ist für sie also nicht neu. Neu ist indes der Kooperationspartner des Kreisgesundheitsamtes. Seit Anfang des Jahres liegt das Programm für Grundschüler in den Händen der Diakonie an Sieg und Rhein.

Damit läuft die Gesundheitsbildung, die in den vergangenen Jahren der Verein kivi in den Schulen, aber auch in Kindertagesstätten und anderen Bildungseinrichtungen etabliert hat, weiter. Das hat vor einem Jahr zunächst noch anders ausgesehen. Wie berichtet, hat der Verein seine Arbeit zum 30. September 2020 eingestellt. Die Entscheidung hatten die Verantwortlichen damit begründet, dass ihnen die finanzielle Basis fehle. Den Schritt bedauerten der Vereinsvorsitzende Hermann Allroggen und sein Stellvertreter Wilfried Müller damals, hofften aber beide darauf, dass viele ihrer Programme dennoch weitergeführt werden.

„Nach der Vereinsauflösung mussten wir überlegen, wie es mit den Gesundheitsprogrammen weitergeht“, sagt Karsten Heusinger, der beim Gesundheitsamt des Rhein-Sieg-Kreises arbeitet und als Projektleiter in den Verein kivi abgeordnet war. Der Kreis sei als Projektgeber und -träger auf die Suche nach neuen Kooperationspartnern gegangen. Corona habe die allerdings erschwert, so Heusinger. Noch immer fehlten im Kreisgesundheitsamt coronabedingt personelle Ressourcen für die Präventionsarbeit. Mit Beginn des Jahres habe man aber schließlich neue Lösungen auf den Weg bringen können.

Kooperationspartner im Gesundheitsprogramm „Tut mir gut“- Schule: Jürgen Graff (v.l.), Karsten Heusinger und Petra Vajler-Schulze.

Foto: Nadine Quadt

Mit „Tut-mir-gut“ und „Gut drauf“ deckt seither die Suchthilfe und Fachstelle für Prävention der Diakonie die schulischen Gesundheitsprogramme ab. „Da ist etwas zusammengekommen, das zusammen passt“, sagt deren Leiter Jürgen Graff. In seiner Arbeit habe es in den vergangenen Jahren viele Paradigmenwechsel gegeben, immer gehe es aber darum, gesunde Lebenswelten zu schaffen. Gesundheitsförderung in Schulen sei eine neue Bereicherung. „In den Schulen ist man näher dran, da man da alle Kinder bekommt“, sagt er. Mit Petra Vajler-Schulze betreut eine erfahrene Trainerin und Auditorin aus kivi-Zeiten die Programme.

Kreis war 2008 Modellregion

„Der Rhein-Sieg-Kreis war 2008 Modellregion für das Tut-mir-gut-Projekt“, sagt Vajler-Schulze. Im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung habe der Verein kivi das Instrument zur Gesundheitsbildung an Grundschulen entwickelt. Dabei ging es wie schon beim Vorgänger „Gut drauf“, der sich Jugendlicher an weiterführenden Schulen annimmt, von Anfang an darum, den Dreiklang aus Bewegung, gesunder Ernährung und Stressbewältigung zu vermitteln. „Es läuft über die Schulung von Multiplikatoren“, erklärt Karsten Heusinger den Ansatz. Die Trainer arbeiten mit Lehrerinnen und Lehrern, bei den anderen Projekten auch mit Kita-Kräften oder anderen Multiplikatoren, zusammen und gehen dabei auf die individuellen Ansprüche der Einrichtungen ein. Es gehe darum, sie auf dem Weg zur gesundheitsfördernden Schule zu begleiten, zu beraten und zu unterstützen.

52 der rund 100 Schulen im Rhein-Sieg-Kreis tragen inzwischen das Zertifikat. „Alle drei Jahre besuchen wir die Schulen wieder, und sie müssen sich erneut zertifizieren lassen“, erklärt Vajler-Schulze. Sie und ihre Kolleginnen schauen dann, ob die Qualitätsstandards noch durchgängig eingehalten werden. In all den Jahren sei noch keine einzige Schule abgesprungen. Die Beständigkeit der Programme hebt Karsten Heusinger als deren Besonderheit hervor. „Das Schild an der Schule verpflichtet aber auch“, weiß er zu berichten. Einige Eltern wählten diese Schulen bewusst aus und achteten darauf, dass die gesunde Schule auch gelebt werde.

Kompensation der Corona-Folgen

„Wir wollen gesundheitliche Chancengleichheit schaffen“, hält Jürgen Graff fest. Der Weg dahin sei ein immer währenden Prozess. Man müsse stetig neu auf Situationen reagieren. Das zeige sich gerade während der Corona-Pandemie. „Zum einen geht es darum coronakonforme Angebote zu machen“, sagt Heusinger. Zeitweise sei das über Online-Schulungen erfolgt. Vor allem aber gehe auch darum, die Folgen der Corona-Pandemie zu kompensieren. „Die Kinder haben Defizite an Körper, Kraft und Kondition“, hat Petra Vajler-Schulze nach ihrer Rückkehr in die Schulen festgestellt. Sieben Monate ohne Sportangebote hätten definitiv ihre Spuren hinterlassen. Das habe sich etwa an einem Mini-Parcours gezeigt, den sie während der Lüftungspausen an Schulen angeboten habe. „Auch in anderen Bereichen wird deutlich, wie notwendig unser Unterstützungsangebot ist“, sagt Jürgen Graff.

„Es geht ums gesunde Aufwachsen, die Förderung der Resilienz und darum, Schulen in ihrer Kompetenz zu stärken“, sagt Heusinger. Das gelte auch für die anderen Programme. Während die Sportjugend des Kreissportbundes Rhein-Sieg das kivi-Programm „Vereint gesund“ weiter mit Leben füllt, nimmt das Kreisgesundheitsamt den Sektor Kindergarten mit „Kita Vital“ selbst in die Hand.