Pink Floyd: Fans aus der Region Musik wie auf Wolken gespielt

Region · Selbst gutgläubige Fans von Pink Floyd haben schon gar nicht mehr damit gerechnet. Nach 20 Jahren bringt die legendäre britische Rockgruppe noch einmal ein Album heraus.

 An den Film "Life of Pi" erinnert das Cover des neuen Pink-Floyd-Albums von Nick Mason (links) und David Gilmour. GRAFIK: ANNELIESE SEILER

An den Film "Life of Pi" erinnert das Cover des neuen Pink-Floyd-Albums von Nick Mason (links) und David Gilmour. GRAFIK: ANNELIESE SEILER

Foto: Grafik: Anneliese Seiler

Es heißt "The Endless River" und erscheint in Deutschland am heutigen 7. November. Es basiert auf Aufnahmen, die David Gilmour, Nick Mason und der im September 2008 verstorbene Rick Wright 1993/94 im Vorfeld des bislang letzten Studioalbums "The Division Bell" gemacht haben. Der General-Anzeiger hat bei Pink-Floyd-Fans in der Region nachgefragt: Was waren die besten Alben? Gab es prägende Konzerterlebnisse? Und: Ist es richtig, dass die Gruppe noch einmal ein Album veröffentlicht?

Günter Mahlberg, 53, Schulsozialarbeiter aus Swisttal-Heimerzheim:

"Ich bin durch einen Freund zu Pink Floyd gekommen. Das muss so 1975/76 gewesen sein. Der spielte auf seiner Gitarre ständig Stücke von Pink Floyd. Das gefiel mir zwar alles, doch so einen richtigen Zugriff zu dieser Musik hatte ich damals noch nicht. Ich hörte zu der Zeit vorwiegend härtere Sachen wie Deep Purple und Black Sabbath. Dann kam "Wish You Were Here" heraus. Was mich an der Platte fasziniert hat, war der melodiöse, perfekte, fast schon klassische Gitarrensound. Mein erstes Pink-Floyd-Konzert habe ich 1989 im Müngersdorfer Stadion erlebt. Es war der Knaller. Ich hätte nicht gedacht, dass man diesen kompakten Quadrosound in ein Stadion übertragen kann. Da war nichts verzerrt, es gab ein Lichtspektakel, riesige Ballons in Schweineform flogen durch die Luft. Sollte die Band nochmals zusammen auftreten, würde ich sie mir gern noch einmal ansehen. Aber jetzt bin ich erst mal sehr gespannt auf die neue CD." hpf

Rainer Beinlich, 57, aus Troisdorf:

"Die erste Platte, die ich mir gekauft habe, war "A Saucerful of Secrets". 1970, da war ich 13. Das erste Stück von der ersten Seite - "Let There Be More Light" - eröffnete damals eine Wissenschaftssendung im Fernsehen. So bin ich auf dieses Album gekommen. Zu der Zeit kostete eine Platte 21 Mark - für einen Schüler ein Luxusartikel! Seitdem habe ich mir jede LP von Pink Floyd geholt, wobei ich bis heute aber Vinyl bevorzuge. Der Klang ist tausend Mal besser als der einer CD, vorausgesetzt, man hat eine gute Heimanlage. Gerade die Musik von Pink Floyd muss man richtig laut hören, weil sie so facettenreich ist. Soundtechnisch war diese Band sowieso immer ihrer Zeit voraus. Das Album, das ich mit am meisten gehört habe, ist "Meddle" von 1971. "Echoes" ist ein gigantisches Stück, auch heute noch. Ich glaube, das ist eine der Platten, die ich mit auf die einsame Insel mitnehmen würde. Ab "Dark Side Of The Moon" haben mich die Alben aber immer weniger überzeugt. Ich mag einfach die Spacerock-Phase am liebsten, mit viel Orgelgewaber und langen Trommelsoli. Das neue Album werde ich mir wahrscheinlich aber doch holen, aus alter Verbundenheit. Natürlich auf Vinyl." pd

Paul Jähnig alias "Platten-Paule", 60, aus Rheinbach, der 35 Jahre lang bis September 2011 einen Plattenladen in Rheinbach geführt hat:

"Erstmals bei einem Pink-Floyd-Konzert war ich 1977 - zur Animals-Tour. Das war das schlechteste Konzert, das ich je gesehen habe. Die können nicht bei klarem Verstand gewesen sein. Jede Schülerband hätte an diesem Abend besser gespielt. Ich habe sie mir danach nie wieder live angesehen. Das heißt aber nicht, dass ich ihre Platten schlecht fand. Besonders die Soundtracks zu den Filmen "Zabriskie Point" und "More" sind hervorragend, obwohl diese von der breiten Käuferschicht und den eingefleischten Fans nicht so akzeptiert worden sind wie die anderen Alben. Die sind mit simplem Sieben-Kanal-Mischpult eingespielt, und dennoch gibt es viele Geräusche und Sequenzen. Von den Alben finde ich bis heute "Dark Side Of The Moon" am besten, dann noch "Ummagumma". Die neueren Sachen wie "Wish You Were Here" kommen mir eher ein bisschen zu glatt daher, wobei ich vom letzten Studioalbum "The Division Bell" auch sehr angetan war. David Gilmour hat ein paar nette Gitarrensoli, und Keyboarder Richard Wright war ein toller Musiker. Ich kenne auch die Soloplatten von Pink-Floyd-Mitbegründer Syd Barrett, die spiegeln allerdings seine seelische Verfassung wider. Das ist nicht jedermanns Sache. Einen Ausschnitt aus "The Endless River" habe ich bereits gehört. Das, was ich gehört habe, klingt in meinen Ohren auch ein wenig zu glatt. Wenn die gesamte Scheibe da ist, werde ich sie natürlich mal anhören. Aber persönlich höre ich heute vor allem Jazz-Musik." qm

Günter Behr, 68, langjähriger Gesamtbetriebsrat des Hauptverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften in Sankt Augustin, heute Ruheständler aus Asbach:

"Zweimal habe ich Pink Floyd live gesehen. Das erste Mal war im Januar 1977 in der Dortmunder Westfalenhalle. Für 19 Mark habe ich mir eine Karte für den Innenraum gekauft und mit meiner Praktica-Kamera interessante Bilder geschossen. Es war die Animals-Tour. Die kamen mit einem so was von gigantischen Sound und einer Bühnenshow, wie ich sie zum damaligen Zeitpunkt noch nicht gesehen habe. Mir gefiel damals, dass die Stücke, etwa vom Album "Wish You Were Here", rockiger waren als die früheren. Die erste Hälfte des Konzerts war dem Album "Animals" gewidmet, die zweite Hälfte "Wish You Were Here". Das zweite Konzert, im Sommer 1994 unter freiem Himmel im Müngersdorfer Stadion, war von einer anderen, bombastischen Qualität. 60 000 Zuschauer waren in der Schüssel, und die gigantischen Synthesizer erzeugten Klangwellen, die sich über die Betonränge des Stadions auf die Eingeweide übertragen haben. Dass die Gruppe jetzt noch mal aus den Socken kommt und eine neue Platte herausbringt, finde ich großartig. Noch mal gemeinsam auftreten werden die übrig gebliebenen drei, Roger Waters, David Gilmour und Nick Mason, wohl nicht mehr, schätze ich. Dafür sind die Gräben im Hinblick auf die Missgunst untereinander offenbar zu tief."

Pink Floyd

Pink Floyd ist eine der einflussreichsten Rockgruppen. 1965 gegründet, machte sich die Band um Syd Barrett mit psychedelischer Musik in der Londoner Underground-Szene einen Namen. 1967 erschien das erste Album "The Piper At The Gates Of Dawn", kurz danach schied Barrett wegen Drogenproblemen aus. Der Frontmann wurde 1968 durch David Gilmour ersetzt, der mit Roger Waters, Nick Mason und Rick Wright lange die klassische Besetzung bildete. "The Dark Side of the Moon", "Wish You Were Here" und "The Wall" gehören zu den meistverkauften Rockalben überhaupt. Waters stieg 1985 im Streit aus. Das verbliebene Trio machte weiter: Bis 1994 folgten noch zwei Studioalben und zwei Welttourneen. 2005 kam es bei "Live 8" zu einem einmaligen Comeback mit Waters. Rick Wright starb 2008.

Die besten Songs - eine Auswahl der Redaktion

Astronomy Domine (1967): psychedelisches Kabinettstückchen aus der Syd-Barrett-Ära.

Echoes (1971): ein Meilenstein progressiver Rockmusik. Stolze 24 Minuten lang, dank ausgefeilter "Architektur" jede Sekunde packend.

Time (1973): Wenn tickende Uhren zu Musik werden: ein Höhepunkt auf "Dark Side of the Moon".

The Great Gig In The Sky (1973): Der wortlose Gesang von Gastsängerin Clare Torry war einer der genialsten Einfälle, die die Band je hatte.

Shine On You Crazy Diamond (1975): melancholischer Klassiker mit endlosen Gitarrensoli, gewidmet Bandgründer Syd Barrett.

Welcome To The Machine (1975): Aufschrei von Roger Waters gegen das Establishment. Textlicher Vorgriff zum "The Wall"-Album.

Wish You Were Here (1975): zeitlos schöne, sehnsuchtsvolle Ballade.

Comfortaby Numb (1979): Fans wählen das Stück vom "Wall-Album" zum besten der Band. Für die Ewigkeit ist das Gitarrensolo Gilmours.

Sorrow (1987): Die opulente Soundtüftelei hat alles, was die späte Band ausmacht. Live zehn Minuten.

High Hopes (1994): Das letzte Lied der letzten Platte beantwortet die Frage, warum die neue "The Endless River" heißt: Es sind die letzten Worte in "High Hopes".

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