Finanzierungsdebatte Musikschulen kämpfen um Fachkräfte

Rhein-Sieg-Kreis · Immer wenn die Kassen der Kommunen leer sind, sei für die Musikschule der Volkshochschule Meckenheim-Rheinbach-Swisttal Sparen angesagt. Doch für Leiter Karl Hempel ist dieses Problem eine Frage der Definition.

In den Haushalten der Städte und Gemeinden in NRW werden Musikschulen unter "freiwilligen Leistungen" geführt - aber eigentlich gehörten sie zur "kommunalen Daseinsfürsorge", meint Hempel.

Das habe jüngst auch der Münchner Oberbürgermeister und Präsident des Deutschen Städtetages, Christian Ude, beim Musikschulkongress des Verbandes deutscher Musikschulen (VdM) in Bamberg betont. "Freiwillig heißt nicht notwendig - und dagegen verwehren wir uns", erklärt der Musikschulleiter.

Auf Basis des Volkshochschulgesetzes trage das Land Nordrhein-Westfalen einen Großteil der Kosten für die Volkshochschule. Obgleich Kultur in die Zuständigkeit des Landes falle, gebe es - anders als zum Beispiel in Bayern oder Baden-Württemberg - kein entsprechendes Gesetz für Musikschulen. Hempel und sein Stellvertreter Claus Kratzenberg hoffen auf die Initiative des VdM, dies zu ändern.

Gestoppt werden solle auch die Umwandlung von festen Stellen in Honorarstellen "ohne soziale Absicherung", fordern Hempel und Kratzenberg. Ein vor etwa drei Jahren gefasster Beschluss der Verbandsversammlung der Musikschule sieht vor, nur Funktionsträgerstellen zu erhalten und alle anderen Musiklehrer bei Weggang durch Honorarkräfte zu ersetzen. 30 angestellte Musiklehrer unterrichten derzeit an der Musikschule zumeist in Teilzeit, zudem 34 Honorarkräfte.

Schon jetzt sei es schwer, Fachkräfte zu bekommen. Es brauche ein professionelles Kollegium, um die umfassende Arbeit der Musikschule zu leisten, die auch die Vernetzung mit Schulen, Kirchen, Vereinen und der Geschäftswelt beinhalte und sich neben der Instrumentalausbildung des Einzelnen auch der Orchestermusik widme. Dies könne nur eine öffentliche Musikschule leisten, kein privater Träger oder Verein, sind sich Hempel und Kratzenberg einig.

Anders sieht das offensichtlich der Swisttaler Gemeinderat. In dessen Auftrag prüft die Gemeindeverwaltung zurzeit, wie ein Ausstiegs-Szenario aus dem Musikschul-Verband aussehen könnte, erläutert Pressesprecher Bernd Kreuer auf Anfrage und betont, dass es auch ohne den Zweckverband in Swisttal weiterhin Musikunterricht geben werde. Im Moment werde Zahlenmaterial ausgewertet und die Situation bewertet. Die Gemeinde müsse im Fall des Ausstiegs auch Personal übernehmen, so Kreuer. Im Meckenheimer Rathaus warte man das Swisttaler Konzept ab, sagt Pressesprecherin Marion Lübbehüsen. Erst dann würden die Konsequenzen für Meckenheim geprüft.

In Rheinbach sind Privatisierungsgedanken der UWG-Fraktion im Zuge der Haushaltsdebatte vom Tisch. CDU-Fraktionsvorsitzender Bernd Beißel stellte sich hinter die Musikschule, ebenso Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz, der auch Verbandsvorsteher ist. Er hält einen Ausstieg Swisttals aus dem VHS-Zweckverband, zu dem die Musikschule gehört, aufgrund der Vertragssituation für unwahrscheinlich.

Auch würde die Zweckverbandsumlage für die Kommunen wegen der sinkenden Personalkosten künftig geringer. "Das sollte es uns wert sein, junge Menschen mit Freude und diszipliniert musizieren zu sehen", so Raetz. Jeder, der die Musikschule besucht habe, sei positiv geprägt. "Musikschule ist Prävention hoch drei" und sollte nicht privaten Organisationen überlassen werden, fordert Raetz.

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