Kommentar Neue Farbenlehre

Dass Peter Wirtz gestern zum vierten Mal seit 1999 zum Königswinterer Bürgermeister gewählt wurde, kann niemanden überraschen. Zu populär ist der Amtsinhaber in der Stadt, auch wenn unter seiner Ägide in den vergangenen Jahren keineswegs alles rund lief.

Dass der Wähler aber nicht nur zufrieden mit dem Stadtchef ist, zeigt das gute Ergebnis seiner Herausforderin von über 40 Prozent. Wirtz hingegen hat fast acht Prozent der Stimmen eingebüßt.

Auch die CDU und vor allem die FDP haben Verluste hinnehmen müssen. Die fallen bei den Liberalen deutlicher aus, was aber auch mit dem Bundestrend zu tun haben mag. Klar aber ist, dass der Wähler die Rückschläge bei den Themen Rathausneubau, Bäder, Altstadtsanierung und Gesamtschule der Koalition anlastet. Die CDU, die vor 15 Jahren noch 55 Prozent, vor zehn Jahren 52 Prozent und vor fünf Jahren 42 Prozent in Königswinter holte, rutschte diesmal unter die 40 Prozent; Königswinter ist schon lange nicht mehr schwarz. Die FDP wird gar halbiert auf fünf Prozent. Auch die Grünen verlieren, mit etwa 1,5 Prozent aber deutlich weniger, als man nach dem Streit mit der parteiinternen Opposition, der bis vor das Landesschiedsgericht und das Amtsgericht führte, befürchten musste.

Köwis und SPD dürfen sich hingegen als Gewinner dieser Kommunalwahl bezeichnen. Der Wähler scheint nach mageren 17 Prozent vor fünf Jahren für die Sozialdemokraten anzuerkennen, dass die SPD in Fragen wie der Gesamtschule, bei den Bädern oder dem Rathausneubau eine echte Opposition darstellte. Ein deutliches Plus von rund sechs Prozent ist die Belohnung. Am deutlichsten legten die Köwis zu, die vom Wähler mit einer Steigerung von rund neun auf um die 20 Prozent weit nach vorne katapultiert wurden. Ebenfalls zugelegt haben die Linken - von 2,7 auf um die vier Prozent. Sicherlich auch ein Lohn für die kritische Haltung gegenüber Stadt und etablierten Parteien.

Und nun? Wenn heute die genauen Zahlen vorliegen, wird das große Rechnen beginnen, für welche Mehrheiten es reicht. Klar war bereits gestern Abend, dass es für die bisherige Koalition aus CDU und FDP nicht mehr genügen wird. Was also dann? Die Köwis hatten sich bereits vor der Wahl festgelegt und eine Koalition mit den Christdemokraten ausgeschlossen. Auch die SPD dürfte für ein Bündnis mit der CDU nicht zur Verfügung stehen. Bliebe noch die Möglichkeit "Jamaika".

Dass ein Bündnis aus CDU, FDP und Grünen zustande kommt, ist gar nicht so weit hergeholt, schließlich hat man im Wahlkampf bereits einen gemeinsamen Flyer zur Bäderfrage herausgebracht. Vielleicht gibt es aber auch eine neue Farbenlehre in Königswinter und es kommen ganz andere Koalitionen zustande. Klar ist jedenfalls: Ab heute darf gerechnet werden.

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