Siegburg Neue Plakate und Klinken putzen - Stichwahl Schuster oder Tendler

Siegburg · Es war am Montag der Tag der Analysen und der Besinnung im Siegburger Kreishaus. Vor allem bei CDU und SPD steckten die Parteispitzen die Köpfe zusammen, um die Wahlergebnisse zu besprechen - und um die Stichwahl des Landrats am 15. Juni vorzubereiten. Sebastian Schuster (CDU) trifft dann auf Dietmar Tendler (SPD).

 Da waren es nur noch zwei: Dietmar Tendler (l.) und Sebastian Schuster am Wahlabend.

Da waren es nur noch zwei: Dietmar Tendler (l.) und Sebastian Schuster am Wahlabend.

Foto: Andreas Dyck

Schuster lag bei der Wahl am Sonntag mit insgesamt 47,69 Prozent der Stimmen zwar klar vorne, verfehlte aber die absolute Mehrheit. Nur in Niederkassel, Meckenheim, Wachtberg, Rheinbach und Königswinter lag er über 50 Prozent. Dietmar Tendler kam insgesamt auf 34,63 Prozent der Stimmen. Tendler punktete vor allem im östlichen Kreisgebiet: In Windeck holte er 47,58 Prozent, in seiner Heimatgemeinde Eitorf 42,90. Dort lag Schuster jeweils hinter Tendler.

Am Montagmittag diskutierten die Christdemokraten das Ergebnis bei einer Sitzung des Fraktionsvorstandes im Kreishaus. Der amtierende Landrat Frithjof Kühn sicherte Schuster dabei seine Unterstützung im Wahlkampf zu. "Ich habe durchweg positive Rückmeldungen für mein Ergebnis bekommen", sagte Schuster. Dass es am Ende nicht ganz zur nötigen Mehrheit gereicht habe, sei nicht zuletzt der politischen Großwetterlage und der Zahl der Mitbewerber - sechs - geschuldet gewesen.

"Als ich am Wahlabend das Kreishaus verlassen habe, dachte ich 'Jetzt erst recht'." In den anstehenden (Stich-)Wahlkampf werde die CDU mit einer "neuen Linie" gehen, sagte Schuster weiter. "Wir werden anders und neu plakatieren." Heute tagt der Vorstand des CDU-Kreisverbandes, um Näheres zu besprechen.

"Wir hätten uns für die Wahl am Sonntag ein noch besseres Ergebnis gewünscht. Aber mehr als 47 Prozent sind für einen Neuling schon ein sehr gutes Ergebnis", erklärte Pressesprecher Frederic Tewes. "Unser Kandidat wird mit voller Kraft weiterkämpfen und die volle Unterstützung des Kreisverbandes erhalten."

Bei den führenden SPD-Politikern im Kreis, die am Montag mit Mitarbeitern von Fraktion und Partei die Wahl Revue passieren ließen, herrschte gute Laune. "Wir sind müde, aber glücklich", sagte Kreisvorsitzender Sebastian Hartmann. Landratskandidat Dietmar Tendler will nahtlos an seinem bisherigen Wahlkampf anknüpfen - und das heißt: Klinken putzen.

"Ich werde weiterhin Hausbesuche machen, daran habe ich Freude. Man erfährt Sachen, die man sonst nicht mitbekommt", sagte der 61-jährige Vizelandrat, der am 15. Juni auf Sieg spielen will: "Entscheidend wird die Mobilisierung der Parteien sein." Tendler möchte auch bei potenziellen Grünen-Wählern Punkte sammeln. Persönliche Gespräche, aber auch einzelne Wahlergebnisse in "grünen" Gegenden lassen ihn hoffen.

Fast überall im Kreis hat sich die SPD nach dem katastrophalen Wahljahr 2009 erholt. Sie liegt nun bei 26,58 Prozent, das sind 3,94 Prozent mehr als bei der jüngsten Kreistagswahl. Überdurchschnittlich legte sie vor allem in Eitorf (9,67 Prozent) und Königswinter (7,30 Prozent) zu. Dennoch sind die Chancen für einen politischen Wechsel im Kreistag nicht übermäßig groß.

Die Linke hat leicht zugelegt, die FDP ist massiv eingebrochen. Das seit 15 Jahren bestehende Bündnis aus CDU (42,10 Prozent) und Grünen (13,75 Prozent) hat nur minimal Stimmen verloren. Rechnerisch hat Schwarz-Grün wieder eine Mehrheit im Kreistag, der aufgrund von Überhangmandaten von 72 auf 80 Sitze anwächst. Die CDU hat 34 Mandate, die Grünen zehn, macht zusammen 44.

Allerdings wird der neue Kreistag bunter. Ihm gehören jetzt zehn Parteien und Gruppierungen an. Neben den Piraten (1,72 Prozent der Stimmen, ein Sitz) ist die AfD (3,47 Prozent, drei Sitze) erstmals vertreten. "Dass wir uns gegen die etablierten Parteien und Persönlichkeiten in den Wahlbezirken behaupten konnten, ist eine reife Leistung", freute sich Spitzenkandidat Vladimir Skoda.

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