Prozessauftakt 41-Jährige aus Niederkassel steht wegen versuchten Mordes vor Gericht

Bonn/Niederkassel · Eine 41-jährige Libanesin aus Niederkassel wartete zuhause mit einem Messer auf ihren Ehemann und verletzte ihn damit lebensgefährlich. Die Frau muss sich nun wegen versuchten Mordes vor dem Bonner Landgericht verantworten.

Mit Handschellen wurde die schmächtige Angeklagte am Donnerstag in den Saal 0.11 des Bonner Landgerichts geführt. Ihr schmales Gesicht versuchte die 41-jährige Libanesin mit drei Blatt Papier – die Ladung zu ihrem Prozess – vor den Kameras zu schützen. Später setzte sie sich in den Sichtschatten ihrer Dolmetscherin oder warf ihr langes schwarzes Haar über das Gesicht. Der Mutter von zwei Töchtern wird eines der schlimmsten Verbrechen vorgeworfen, die das Strafgesetzbuch kennt: Heimtückisch soll sie versucht haben, ihren Ehemann mit zwei Messerstichen zu ermorden. Der Ankläger ist sich sicher: Das, was am frühen Abend des 2. Januar 2018 in einer Wohnung in Niederkassel passiert ist, war ein versuchter Mord.

Der Auftakt des Prozesses vor dem Schwurgericht am Donnerstag dauerte keine 20 Minuten. Nach Verlesung der Anklage wurde die 41-Jährige wieder abgeführt und zurück in die JVA Köln gefahren. Bis auf ihr Geburtsdatum hat die Angeklagte nichts gesagt, ihr Verteidiger hat für den nächsten Verhandlungstag in zwei Wochen eine Erklärung angekündigt. Bei den Ermittlungen hatte die 41-Jährige bislang nur angegeben, dass sie immer ein Messer bei sich trage, um sich vor ihrem gewalttätigen Mann zu schützen.

Ehefrau hielt Messer unter Morgenmantel versteckt

Die Staatsanwaltschaft jedoch hält das für eine Schutzbehauptung, es gebe keine Hinweise auf Gewalttätigkeit des Ehemannes. Der Staatsanwalt geht vielmehr davon aus, dass die Hausfrau den Angriff kaltblütig geplant und ihren ahnungslosen Ehemann, der gegen 18.30 Uhr heimgekehrt war, mit einem Messer, das sie unter ihrem Morgenmantel versteckt hielt, erwartet hatte. Laut Anklage war der 42-Jährige ohne Chance: Denn die Angeklagte soll sich unvermittelt zu ihrem Ehemann umgedreht, das Messer gezogen und zugestochen haben. Zweimal traf sie ihn. Mit einem Stich in den Bauch verletzte sie den Dünndarm. Ein zweiter Stich in die Brust verfehlte die Lunge nur knapp.

Dem Ehemann gelang es, sie zu entwaffnen, auf den Balkon zu flüchten und einen Notruf abzusetzen. Er musste notoperiert werden. Die Ehefrau wurde kurz darauf im Keller des Hauses festgenommen. Sie leistete keinen Widerstand. Die Bluttat spielte sich vor den Augen der jüngeren achtjährigen Tochter ab. Wie die Bonner Kammer unter Vorsitz von Anke Klatte bekannt gab, wird die Achtjährige nicht als Zeugin aussagen müssen: Das Kind hat sich auf sein Recht berufen, die Aussage zu verweigern. Die ältere Tochter war zum Zeitpunkt des Verbrechens bei ihren Großeltern: Angeblich soll die 17-Jährige Stunden zuvor von ihrer Mutter mit einer Vase bewusstlos geschlagen worden sein, weil die beiden Kinder sich gestritten hatten.

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