Hafen in Niederkassel Bedenken, Ängste und Zuversicht

NIEDERKASSEL · Geplante Hafen-Erweiterung der Evonik in Lülsdorf stößt in der Bevölkerung auf geteiltes Echo.

 Im Lülsdorfer Evonik-Werk wird Steinsalz angeliefert. Der Hafen soll erweitert werden.

Im Lülsdorfer Evonik-Werk wird Steinsalz angeliefert. Der Hafen soll erweitert werden.

Foto: Holger Arndt

Evonik-Industries baut seinen Standort in Lülsdorf aus. Diese Nachricht sorgt in Niederkassel und den umliegenden Kommunen für Gesprächsstoff. Die unterschiedlichen Befindlichkeiten bewegen sich zwischen Freude, Ängsten und Bedenken, denn die zur Verfügung stehende Fläche auf dem Evonik-Gelände ist mit 50 Hektar oder 500 000 Quadratmetern riesig, und das sorgt insbesondere bei den Anwohner für Unwohlsein.

Geplant ist zunächst ein Joint Venture mit der Duisburger Hafen AG, um dort neben dem vorhandenen Werkshafen, dem Werksbahnbetrieb, der Ein- und Ausgangsabfertigung und einem Gefahrstofflager zusätzlich ein sogenanntes "trimodales Containerterminal" zu bauen. Damit könnten die Container flexibel auf Lkw, Bahn oder Schiff verladen werden und umgekehrt, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Außerdem sollen auf dem Areal weitere Produktions- und Logistikunternehmen angesiedelt werden.

Für die angrenzenden Kommunen bedeutet das mehr Verkehr auf der Straße und der Schiene. Um genauere Kenntnisse über die Pläne des Essener Konzerns zu bekommen, wird der Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss Vertreter der Evonik-Industries zur nächsten Sitzung am 1. September einladen.

Kritik kam bereits jetzt vom Kölner Haus- und Grundbesitzerverein. Er fürchtet große Lärmbelästigung durch den Containerumschlagplatz sowie unzumutbare Verkehrsbelastungen. Der Verein fordert Niederkassels Bürgermeister Stephan Vehreschild auf, sich gegen die Ausbaupläne zu wenden. "Wir sind nicht grundsätzlich gegen etwas, wenn wir die Rahmenbedingungen noch nicht kennen", so Vehreschild auf GA-Anfrage. Grundsätzlich begrüße die Verwaltung, dass brachliegendes Gelände einer Nutzung zugeführt werden solle. "Wir werden die Planungen kritisch begleiten und konstruktiv zusammenarbeiten", so Vehreschild.

Schon in der Ratssitzung vergangene Woche nutzten besorgte Bürger die Gelegenheit, in der Einwohnerfragestunde, um die Stadt zu ihrer Haltung zu befragen. Ihre Sorge: Der Güterzug, der auf der einstigen Trasse des "Rhabarberschlittens" bisher nur zweimal am Tag verkehrt, könnte dann wesentlich häufiger die Verbindung nach Troisdorf nutzen. Dies müsse ja dann auch bei der Planung der südlichen Umgehung, der L 269n, berücksichtigt werden, die kurz vor der Einmündung auf die bestehende L 269 die Gleise kreuzt, was für Verkehrschaos sorgen würde, wenn dort häufiger ein Zug führe, so die Bürger.

Esch sicherte den Fragestellern zu, dass man den Schienenverkehr bei dieser Thematik im Auge behalte. Noch sei nicht absehbar, wie er sich genau entwickeln werde. Auch Marcus Kitz (CDU Fraktionschef) äußerte sich zum Thema Güterverkehr. Er verwies darauf, dass diese Gleis-Querung der Umgehungsstraße schon vor vielen Jahren heiß diskutiert worden sei. Auch eine Höherlegung der Straße sei lange in Betracht gezogen worden.

Die Stadt sei schließlich den Argumenten der Mondorfer Bürger gefolgt, die mit der Höherlegung eine weitere Mauer um Mondorf befürchteten und diese ablehnten. Aus technischen Gründen und wegen der Eingleisigkeit auf dem überwiegenden Teil der Bahnstrecke zwischen Lülsdorf und Troisdorf sei jedoch höchstens einmal pro Stunde mit einer Bahn zu rechnen, denn so lange benötige sie, um den Weg einmal zurückzulegen. Die maximale Länge der Züge sei auf 250 Meter begrenzt, denn ein Gewicht bis zu 900 Tonnen dürfe nicht überschritten werden, und das erreiche man beladen schon bei zehn Waggons. Horrorszenarien, dass dann alle 20 Minuten eine Bahn fahre, schließe er daher aus.

Was die Verkehrsanbindung Niederkassels anbelangt, geben die Erweiterungspläne eher Anlass zur Hoffnung. Denn seit geraumer Zeit steht eine neue Variante mit der möglichen Anbindung der Stadt über eine Umgehungsstraße bis zur neuen Autobahnraststätte Libur im Raum. Diese Anbindung an die A 59 bekäme mit den Bedürfnissen des Chemiekonzerns neuen Schub. Die bis dahin gewünschte Variante mit Anbindung an die Spicher Umgehungsstraße hat weniger Aussicht auf Erfolg, da der Zubringer zwischen den Spicher Seen durch ein Naturschutzgebiet geführt hätte. Auch die gewünschte Rheinbrücke nach Godorf könnte mit der Fusion und dem weiteren Standortausbau an Bedeutung gewinnen.

Die SPD teilte mit, dass sie die Pläne ausdrücklich begrüße. "Die Bedenken und Probleme diese Jahrhundertprojekts", so Fraktionschef Volker Heinsch, "sind so vielfältig, und vielschichtig, dass wir fordern, alle Beteiligten und Betroffenen unverzüglich zu einer Konferenz zusammenzurufen."

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