Karneval in Niederkassel Der Traum vom Prinzenpaar platzt

NIEDERKASSEL · Reiner und Monika Keilinghaus sollten Tollitäten in Lülsdorf werden – und wurden abgesetzt. Deshalb sind sie jetzt sauer.

Ein schon lange gehegter Traum sollte für Reiner und Monika Keilinghaus in dieser Session endlich wahr werden. Sie wollten für ihre Karnevalsgesellschaft KG Grün-Weiß Lülsdorf das Prinzenpaar stellen. Alles war abgesprochen und das Ornat mit allem, was dazu gehört, war bestellt - als im März 2015 ihr Traum platzte und daraus bis heute ein Albtraum wurde. Das Paar wurde nach Querelen abgesetzt und gar nicht erst proklamiert. Nun stehen die Lülsdorfer ohne Tollitäten da.

Es gab im vergangenen Jahr Differenzen zwischen dem KG-Vorstand und den Hoheiten in spe. „Aber nichts, worüber man nicht hätte sprechen können“, versichert das Ehepaar, das nach eigener Aussage mehrere Versuche gestartet hatte, um mit den Oberen des Traditionsvereins ins Reine zu kommen – vergeblich. Einladungen, Briefe und Gesprächsangebote seien ignoriert worden.

„Als es dann vor zwei Wochen bei einem örtlichen Prinzenempfang hieß, wir seien doch selbst zurückgetreten, da platzte uns der Kragen“, sagen jetzt Reiner und Monika Keilinghaus. Vielmehr seien sie vom Vorstand der KG nicht gewollt gewesen. Damit ist nicht nur ein Traum der beiden geplatzt. Auch die rund 10 000 Euro, die der Polizist außer Dienst und die Kita-Angestellte nach eigenen Angaben investiert haben, sind futsch.

Reiner und Monika Keilinghaus – er Westfale, sie Hamburgerin – seit Jahren karnevalsbegeistert. Sie traten in die KG Grün-Weiß Lülsdorf ein und dachten irgendwann daran, selber das Prinzenpaar zu geben. Bereits Anfang 2014, berichten die Eheleute, sei ihnen dieses Amt vom Verein tatsächlich angetragen worden. Nach einer Bedenkzeit sagten sie für die Session 2015/16 zu. Der Vertrag wurde demnach auf einem Bierdeckel unterzeichnet. Solche Vereinbarungen haben mehr symbolischen Charakter. Formaljuristische, gerichtsfeste Verträge zwischen Tollitäten und Karnevalskomitees gibt es gewöhnlich nur in den großen Städten.

Doch dann kam es zum Zerwürfnis. Worum ging es in dem Streit? Der GA fragte bei der KG Grün-Weiß nach. Doch der Verein gibt sich zugeknöpft. „Wir wollen keine schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit waschen“, erklärte der stellvertretende Vorsitzende und Geschäftsführer Kurt Hinsberg auf Anfrage. „Das Ehepaar Keilinghaus weiß genau, warum wir sie nicht als Prinzenpaar haben wollen.“ Zu Details wollen sich auch die ungekrönten Tollitäten nicht äußern. Sie sagen lediglich, dass sie womöglich zu direkt Kritik an Verhältnissen im Verein geübt haben könnten. „Meine Frau hat dabei direkte Worte gewählt, so wie das ihre Art ist“, sagt Reiner Keilinghaus.

Im Zuge der Querelen sah sich das Prinzenpaar in spe veranlasst, einen Anwalt einzuschalten und eine Unterlassungserklärung auf den Weg zu bringen – wegen Behauptungen aus dem Vereinsumfeld, die sich gegen die Prinzessin richteten.

Offenbar trugen diese Streitigkeiten dazu bei, dass sich der Verein von seinem Prinzenpaar trennte. Im März 2015 luden Reiner und Monika Keilinghaus zu einem Gespräch ein – eigentlich, um Details abzusprechen und Termine zu koordinieren. Dazu sei es jedoch nicht gekommen, denn die Vereinsspitze habe ihnen mitgeteilt, dass man sie nicht mehr als Prinzenpaar haben wolle. Das Ehepaar konnte es zunächst gar nicht glauben. Es lud nach eigenen Angaben zum klärenden Gespräch ein, doch niemand sei gekommen, man habe einen Brief geschrieben und sogar einen Anwalt beauftragt, tätig zu werden – alles vergebens.

Inzwischen gestand sich das Lülsdorfer Ehepaar ein, dass es wohl keinen Sinn mehr mache, es noch weiterhin zu versuchen. Gerne hätte man das Amt wahrgenommen und eigene Ideen eingebracht, sagen Reiner und Monika Keilinghaus. So sei es ihm und seiner Frau wichtig gewesen, beim Behindertenkarneval in Rheidt dabei zu sein, einen Besuch im Polizeipräsidium, seinem ehemaligen Arbeitgeber, abzustatten und vor allem die älteren Menschen stärker einzubeziehen.

Aber daraus wird nichts. Doch ein Funken Hoffnung bleibt: „Vielleicht gibt es ja auch an der Spitze der KG mal einen Wechsel und wir können ihr grün-weißes Ornat doch noch überziehen“, so der verhinderte Prinz.

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