H-Gas statt L-Gas Erdgasumstellung in Niederkassel ab Oktober

Niederkassel · Mehr als 9600 Geräte müssen im Ort angepasst werden. Die Stadt Niederkassel spricht von einer "noch nie dagewesenen Herausforderung".

 Thorsten Schmidt (v.l.), Petra Grebing, Julia Schade und Steffen Hombach erklären den Bürgern den Ablauf der Erdgasumstellung.

Thorsten Schmidt (v.l.), Petra Grebing, Julia Schade und Steffen Hombach erklären den Bürgern den Ablauf der Erdgasumstellung.

Foto: Dieter Hombach

Rund 40 Niederkasseler Bürger kamen am Donnerstagabend in den Sitzungssaal des Niederkasseler Rathauses, um sich dort aus erster Hand über die Erdgasumstellung von sogenanntem L-Gas auf H-Gas (siehe Kasten) zu informieren. Begrüßt wurden die Besucher von Arndt Lagemann, Fachbereichsleiter Bauaufsicht, Stadtplanung und Umwelt.

Auf dem Podium hatten Ingenieurin Petra Grebing, Energieberaterin der Verbraucherzentrale NRW, Torsten Schmidt, Geschäftsführer der Energieagentur Rhein-Sieg, Steffen Hombach, Teilprojektleiter Umstellung sowie Julia Schade, Ingenieurin und Projektleiterin Marktumstellung bei Rhein-Sieg-Netz, Platz genommen.

Schade erklärte den Bürgern, die der Umstellung sehr skeptisch und teilweise ablehnend gegenüberstehen, dass die Förderung von L-Gas in Deutschland und den Niederlanden seit Jahren rückläufig sei und bis 2030 fast vollständig eingestellt werde. Um eine maximale Versorgungssicherheit dauerhaft zu gewährleisten, wird das zur Neige gehende L-Gas frühzeitig durch H-Gas ersetzt. Damit gasbetriebene Geräte auch mit H-Gas funktionieren, müssen sie angepasst werden, meist durch den Austausch von Düsen.

Jährliche Umstellung von 550.000 Geräten in Deutschland

H-Gas stammt zu einem großen Teil aus Norwegen und Russland. H-Gas habe weder Vor- noch Nachteile für den Verbraucher, sagte Schade. In Niederkassel müssten 9620 Geräte umgestellt werden, eine noch nie dagewesene Herausforderung, die auch von der Stadt Niederkassel informativ begleitet und unterstützt wird.

Warum denn der eigene Installateur diese Umstellung nicht vornehmen dürfe, war eine der Fragen an Julia Schade. „Wir haben alle heimischen Installateure angeschrieben. Als diese aber vernahmen, dass wir nur pauschal bezahlen und nicht nach Aufwand, kam leider keine Rückmeldung“, antwortete Schade. Die schrittweise Anbindung des H-Gas-Netzes im Norden und Westen Deutschlands betrifft rund mindestens fünf Millionen Gasgeräte. Das bedeutet für die nächsten zehn Jahre eine jährliche Umstellung von rund 550.000 Geräten, für die 800 Monteure gebraucht werden, aber derzeit nur 360 ausgebildete Monteure auf dem Markt sind.

Von den Geräten in Niederkassel sind 94 Prozent jünger als 30 Jahre. Bei diesen dürfte die Umstellung keine Probleme bereiten. Allerdings gibt es auch solche, die durchs Raster fallen, wie das älteste überprüfte Gerät aus dem Jahr 1960. Nach derzeitigem Stand sind 111 Geräte aus verschiedenen Gründen nicht anpassbar. Die betroffenen Kunden werden darüber informiert.

Monteure müssen sich ausweisen

Sollte die Anpassung scheitern, weil es keine Ersatzteile mehr gibt, muss sich der Kunde ein neues Gerät kaufen. Stellt der Monteur bei der Überprüfung sicherheitsrelevante Mängel fest, wird die Anlage gesperrt. Der Kunde erhält einen Mängelschein und muss die Anlage binnen vier Wochen instand setzen lassen.

Der Netzbetreiber weist die Kunden darauf hin, dass sich die Monteure unaufgefordert ausweisen müssen, wenn sie die Wohnung zur Überprüfung betreten wollen. Bevor der Monteur zu einem Termin kommt, bekommt der Kunde einen Zutrittscode zugeschickt, den der Monteur ebenfalls auf Nachfrage nennen kann.

„Wir sind die Pioniere in Niederkassel. Wenn etwas nicht funktioniert, profitieren die anderen davon. Aber Weihnachten sitzen wir alle wieder im Warmen“, versicherte Fachbereichsleiter Lagemann. Die nächste Sprechstunde der Energieberatung Rhein-Sieg-Kreis findet am Donnerstag, 21. März, von 14 bis 16 Uhr im Raum 23 des Niederkasseler Rathauses statt.

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