Das Pundo-Projekt Fünf Frauen aus Niederkassel kümmern sich um ein Dorf in Kenia

NIEDERKASSEL · Als Gisela Schmitz und Marlies Bertram sich vor drei Jahren nach Pundo aufmachten, gab es dort statt eines Kindergartens nur eine kleine Lehmhütte, wo sich die Kleinsten versammelten, um zu spielen und zu lernen.

Engagieren sich für die Siedlung Pundo in Kenia: Britta Schlömer (rechts) und Sybille Schmitz.

Foto: Holger Arndt

"So etwas gibt es in der tiefsten Eifel nicht als Schafstall", beschreibt Schmitz die Ausgangssituation für die Gruppe, die sich daraufhin bildete und die Kirchengemeinde Sankt Dionysius in Rheidt immer wieder um Spenden bittet unter dem Motto: "Ein Herz für Pundo".

Die kleine Streusiedlung Pundo liegt im Hochland Kenias 1700 Meter über dem Meeresspiegel und ist Heimat von rund 150 Familien. Auf die Siedlung aufmerksam wurden die Frauen aus Niederkassel durch Jelena Staib, die 2009 nach Nyabondo (ebenfalls Kenia) in ein Reha-Zentrum aufbrach, um dort ihr Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren. Sie schickte Berichte aus dem nahe gelegenen Pundo, wo 70 Prozent der Kinder Aidswaisen seien und wo es nur eine fensterlose Hütte als Kindergarten gebe.

Um sich selbst ein Bild zu machen, begaben sich die beiden Frauen auf die Reise dorthin. "Was wir dort antrafen, waren reizende, fröhliche und aufgeschlossene Erwachsene und ebenso fröhliche Kinder", die sich in diesem winzigen Stall trafen, beschreiben die Frauen ihre ersten Eindrücke. In der Regenzeit müsse man dort kniehoch im Matsch waten. Was die Menschen dort anbauten, benötigten sie zur Eigenversorgung. Und zu den höchsten Gütern zählten Streichhölzer, die es in der nächsten Ortschaft, 45 Autominuten entfernt, zu kaufen gebe.

"Wir kehrten zurück und gründeten "Ein Herz für Pundo", berichten die Frauen. "Bei uns kam der Mutterinstinkt durch", suchen sie scherzhaft nach Gründen für ihr Engagement, wenn nur 25 Kinder in einen Kindergarten reinpassten, aber 75 Kinder in dem Alter gerne eine solche Einrichtung besuchen würden. "Man braucht ein oder zwei Leute und Mut, dann klappt alles", so das Rezept von Gisela Schmitz, die heute eine der fünf Frauen ist, die sich für das Projekt in Pundo engagieren.

Was mit Wellblech für die Bedachung des Kindergartens anfing, wurde schnell ausgeweitet. "Wir hatten ruck zuck 3000 Euro zusammen und konnten damit beginnen, einen Kindergarten aus Steinen zu bauen", berichten sie von der Spendenbereitschaft der Gemeindemitglieder. Dabei ist den Frauen die Transparenz sehr wichtig. "Wir waren stolz wie Oskar", erinnert sich Sybille Schmitz an die offizielle Übergabe des neuen Kindergartens aus Stein im Juni 2011. Dort gab es Stühle und Türen zum Abschließen, was vorher nicht der Fall war.

Die Sammelaktion ging weiter und so konnte die Gruppe im Februar 2012 gemeinsam mit Pastor Heribert Krieger den Anbau eines weiteren Raumes vor Ort begutachten. Der dritte Raum für die Kindergartenkinder folgte im Juni 2013. In der Kita arbeiten in den neuen Gebäuden zwei Erzieherinnen und eine Auszubildende. Außerdem gibt es einen Hausmeister, der dort stundenweise nach dem Rechten sieht. Father Fred Ogambi von der Kirchengemeinde in Pundo sorge dafür, dass die Spenden auch dort ankommen, wo sie hin sollen. "Bei uns kommt alles zu 100 Prozent an", sind sich die Frauen sicher, denn eine Abordnung fährt jedes Jahr auf eigene Kosten nach Pundo, um zu sehen, ob alles umgesetzt wurde.

Derzeit wird für die Schule gesammelt, damit das Baumaterial zu deren Sanierung vor Ort zur Verfügung gestellt werden kann. "Das klappt", freut sich Britta Schlömer, die gemeinsam mit Sybille Schmitz Ansprechpartnerin für das Projekt ist. Letztes Jahr sei ein Facharbeiter vor Ort gewesen, der die Leute angelernt habe. "Ende November kam ein Foto von dem sanierten Dach und der verlängerten Veranda sowie den Regenrinnen zur Wasserversorgung, die angebracht wurden." Der Lehmboden sei mit Estrich ausgelegt, die Fenster verglast und mit Gittern versehen. Ebenso gibt es dort ausgemusterte Schulmöbel einer Hamburger Schule. Das sehen die Frauen als Paradebeispiel für das Motto ihrer Hilfe, die mit möglichst geringen Mitteln möglichst viel erreichen soll.

"Unser Ziel ist es, dass Pundo in ein paar Jahren auf eigenen Beinen steht", formuliert Gisela Schmitz den Hintergrund aller Anstrengungen. Damit sich die Sammelbüchsen noch schneller füllen, stricken die Frauen Socken, Handschuhe und Mützen, die sie bei jeder Gelegenheit verkaufen.

Ideen zur weiteren Verbesserung der Lebenssituation in Pundo gibt es viele, vom Solarstrom über Computer bis hin zum Schulgarten mit Ziegen und Hühnern. Was die Frauen antreibt, formuliert Gisela Schmitz: "Jeder Mensch sollte versuchen, die Welt ein bisschen besser zu machen." Mit ihrer Absicht sind die fünf Frauen nicht alleine, denn sie haben rund 250 Freunde und Förderer für Pundo hinter sich.

Das Pundo-Projekt

Das Gehalt für die Erzieher, den Hausmeister und die Köchin bezahlt die Initiative. Die Kinder bekommen täglich eine einfache Mahlzeit. Dreimal im Jahr kommt ein Arzt den Berg hinauf und impft, entwurmt und untersucht die Kinder. Jedes Jahr soll ein Kind entweder eine notwendige Operation oder eine Reha bekommen. Das fünfte Projekt der Frauen sind die Carepakete mit Kleidung und Spielzeug, die per Post nach Matato geschickt werden und von dort von Father Fred abgeholt und verteilt werden.