Niederkassel blüht auf Initiative schafft Blühstreifen für die Bienen
Niederkassel · Bei der Aktion „Blütenstreifenprojekt“ der örtlichen Landwirte können Niederkasseler Bürger Zertifikate erwerben und so etwas für den Lebensraum von Bienen tun.
Ein vielfältiges Insektenleben sichert gute Erträge im eigenen Garten und in der Landwirtschaft. Das ist aber nur möglich, wenn das Insektenvolk genügend Nahrung findet und artgerecht leben kann. Dafür sorgen nun in Niederkassel Landwirte und Vereine gleichermaßen.
Die Bauern haben sich schon vor vielen Jahren in der Schutzgemeinschaft Boden und Wasser im Langeler Bogen zusammengetan, um gemeinsam etwas für den Umweltschutz zu tun. Sie wehren sich gegen die Pauschalkritik, Landwirte würden mit der chemischen Keule Insekten vernichten, um bessere Erträge zu erreichen. „Das stimmt schon lange nicht mehr“, sagt Georg Capellmann aus dem Vorstand. Mit der Aktion „Blütenstreifenprojekt von Drüber und Drunter“ nehmen sie nun die Niederkasseler Bürger mit, sodass sich jeder selbst aktiv für Insekten einsetzen kann.
Bürger können Bauern unterstützen
Das Projekt startet auf einem mehr als 17.500 Quadratmeter großen Acker, wo Blühstreifen entstehen. Bürger können Zertifikate für zehn Euro für jeweils zehn Quadratmeter erwerben, um so die Honigbiene und das Vorhaben der Landwirte zu unterstützen. Dazu Jürgen Lowis von „Drüber und Drunter“: „Der Lebensmittelknappheit können wir nur mit erfolgreichen Ernten entgegensteuern, die wiederum von natürlichen Lebensräumen für Insekten abhängig sind.“ Das Festkomitee Rheidter Karneval geht beispielhaft voran und kauft für 100 Euro Zertifikate. Und Niederkassels Bürgermeister freut sich, dass sich die junge Generation der Landwirte intensiv dem Naturschutz verschreibt. „Wir brauchen die Insekten zum Leben, sie sind die größte Biomasse der Erde“, so Stephan Vehreschild. Auch Uwe Nolting, Stadtwerke Niederkassel, spannt den Bogen vom Wasser zu den Insekten und steuert 1000 Euro aus seinem Etat zum Gelingen des Projekts bei.
In die gleiche Kerbe schlägt Dankwart Kreikebaum. Der ehemalige evangelische Pfarrer ist seit Jahren Vorsitzender des Vereins Pfaffenhütchen, der mit dem Projekt „Niederkassel blüht auf“ auf sich aufmerksam macht. Auch den 60 Mitgliedern des Vereins geht es um den Erhalt der Insektenwelt. Kreikebaum: „Unsere Insekten gehen nur auf heimische Pflanzen. Deswegen sind wir bei der Anpflanzung dieser Gewächse behilflich.“ Der Verein schenkt allen Interessenten einen Strauch, eine Staude oder einen Obstbaum, wenn man am Haus eine blühende Oase errichten möchte. So konnten jetzt 51 heimische Sträucher wie Hundsrose, Wolliger Schneeball, Kornelkirsche, Gemeine Berberitze und Mahonie, zudem zwölf Apfel- und Pflaumenbäume und einige Stauden wie etwa Beinwell und Salbei, Lungenkraut und Ackerwitwenblume beim Vereinsvorsitzenden abgeholt werden.
„Der dramatische Verlust der Artenvielfalt ist ein globales Problem. Nun können in 40 Gärten heimische Arten gepflanzt werden, damit Insekten wieder ihre natürliche Umgebung vorfinden“, so Kreikebaum. Rund 1000 Euro haben die Pflanzen und Bäume gekostet - Geld, das der Verein aus seiner Kasse für derartige Vorhaben gerne zahlt.
Die Blühstreifen-Zertifikate gibt es im Geflügelhof Wirtz-Telohe, Am Holldorn 65, beim Obsthof Honecker, Hummerich 40a und im Blumengeschäft Scheidtweiler, Spicher Straße 28. Infos über den Verein Pfaffenhütchen gibt es unter dankwartkreikebaum@gmail.com oder 02208/6456.