Sozialer Wohnungsbau in Niederkassel Karnevalsprinz kritisiert Pläne der Stadtverwaltung

Niederkassel · Anwohner aus Mondorf und Ranzel protestieren in der Ratssitzung gegen den sozialen Wohnungsbau und neue Flüchtlingsunterkünfte in Niederkassel.

 Ein Prinz im Rat: Matthias I. wirbt in der Flüchtlingsfrage um mehr Fingerspitzengefühl der Stadtverwaltung.

Ein Prinz im Rat: Matthias I. wirbt in der Flüchtlingsfrage um mehr Fingerspitzengefühl der Stadtverwaltung.

Foto: Martina Welt

Die Ratssitzung am Dienstag kurz vor Karneval war mit 150 Zuschauern so gut besucht wie wohl keine andere in den vorigen Legislaturperioden - und das lag keineswegs an dem traditionellen Empfang der Karnevalsgesellschaften nach der Sitzung. Vielmehr trieb es die Anwohner rund um die Ranzeler Fasanenstraße und die Mondorfer Schengfeldwiese auf die Zuschauerränge der Ratssitzung. Der Grund: Sowohl auf der Schengfeldwiese als auch auf einer Grünfläche im Ranzeler Wohngebiet erwägt die Stadt möglicherweise sozialen Wohnungsbau. Auf der Schengfeldwiese sollen zusätzlich dazu noch Flüchtlingsunterkünfte entstehen.

Den Aufstellungsbeschluss für die Änderung der Bebauungspläne hat der Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss gefasst, der Rat bestätigte beide Pläne. Das Änderungsverfahren zur Schengfeldwiese wurde mit drei Enthaltungen und einer Nein-Stimme beschlossen. Bei der Abstimmung zur Ranzeler Bebauung gab es vier Nein-Stimmen aus FDP und AfD.

Bei den Bürgern hat sich gegen dieses Ansinnen eine breite Front des Widerstandes formiert, unter anderem sandte der Ranzeler Prinz Matthias I. (Pütz) in vollem Ornat eine deutliche Botschaft an Bürgermeister Stephan Vehreschild: "Ich glaube nicht, dass es Ihre Aufgabe ist, die Bürger zu bekämpfen", stellte er gegen Ende der einstündigen Debatte während der Einwohnerfragestunde fest und übergab Vehreschild eine Liste mit 165 Unterschriften gegen die Bebauung in Ranzel. "Wir haben nichts gegen Flüchtlinge, bitten Sie jedoch um mehr Fingerspitzendgefühl", war die Botschaft des Karnevalsprinzen.

Was war geschehen? Die Stadt hatte die rund 1000 Quadratmeter Grünfläche vom Architekten des Wohnviertels in Ranzel 1987 erworben. Dafür habe man einen adäquaten Beitrag gezahlt, so der Erste Beigeordnete Helmut Esch - nach Informationen des GA soll es sich damals um 165 Mark pro Quadratmeter gehandelt haben. Dass der Architekt in einem Schreiben an die Verwaltung von einem sehr geringen Preis spreche, der an die Nutzung des Areals als Grünfläche gekoppelt sei, "kann ich so nicht stehen lassen", so Esch.

Für die Anwohner ist der Vorgang umso ärgerlicher, weil sie bereits mit dem Kauf ihrer Häuser einen Anteil der Grünfläche im Viertel mitbezahlt haben. Auch fühlten sich einige Bürger überrumpelt von den Überlegungen der Stadt, die sie erst aus der Zeitung erfuhren. Die Verwaltungsspitze sicherte zu, dass keine Fakten geschaffen würden und man am Anfang eines Verfahrens stehe, an dem die Bürger noch zweimal beteiligt würden.

Noch drängender sind die Sorgen der Bürger rund um die Schengfeldwiese. Sie befürchten eine Ballung von Flüchtlingsunterkünften und sozialem Wohnungsbau auf einer Fläche und entsprechende Probleme. Esch gab den Bürgern in Teilen Recht: "Dort könnten sehr viele Personen untergebracht werden, das ist eine Entscheidung, die der Rat treffen wird und die nicht zwangsläufig zu Problemen führen muss." Noch gebe es weder einen Bebauungsplan, geschweige denn eine Baugenehmigung, so Vehreschild.

Derzeit im Gespräch sind auf der Schengfeldwiese Richtung Wittelsbacher Straße eine Flüchtlingsunterkunft mit rund 17 Wohneinheiten sowie zwei Häuser für den sozialen Wohnungsbau mit jeweils acht bis zehn Wohneinheiten. Möglich wäre eine weitere Flüchtlingsunterkunft ähnlicher Größe Richtung Eifelstraße. Auf dem Ranzeler Areal könnten sechs bis acht Wohnungen für Menschen mit Wohnberechtigungsschein entstehen.

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