Naturnahe Deichpflege Keine Schafe auf dem Niederkasseler Deich

Niederkassel · Schafe oder Ziegen sollten die Pflege der Deichanlagen in Niederkassel übernehmen. Doch die Stadt fand keinen Schäfer, der alle Flächen bewirtschaften würde.

 Ein Bild mit Seltenheitswert: Schafe grasen auf dem Deich in Niederkassel vor der Pfarkirche Sankt Matthäus.

Ein Bild mit Seltenheitswert: Schafe grasen auf dem Deich in Niederkassel vor der Pfarkirche Sankt Matthäus.

Foto: Dieter Hombach

Nach anfänglicher Skepsis war die Idee letztlich auf breite Zustimmung in der Politik gestoßen: Schafe sollten die Pflege der Deichanlagen in Niederkassel übernehmen. Die Stadt erhielt Anfang des Jahres den entsprechenden Prüfauftrag – und präsentierte nun im Ausschuss für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz dessen ernüchterndes Ergebnis: Es hat sich kein Schäfer gefunden, der die komplette Deichanlage bewirtschaften würde. In der Konsequenz rät die Verwaltung mit Blick auf die Finanzen der Stadt nun von einer Schafbeweidung ab. Ein Vorschlag, dem die Politik folgte.

Der Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, die Stadt möge überprüfen, ob eine Beweidung der Deichanlagen durch Schaf- oder Ziegenherden machbar sei, hatte zunächst nach einem guten Kompromiss ausgesehen. Mehrfach hatten die Umweltpolitiker des Rates die Deichpflege in der Vergangenheit auf ihrer Agenda gehabt. Und auch der nach der Kommunalwahl neu strukturierte Ausschuss für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz sollte sich gleich im ersten inhaltlichen Tagesordnungspunkt der Sitzungsperiode auf Antrag der SPD mit dem Deich und der Frage nach  „Sicherer und naturnaher Deichpflege“ durch Staffelmahd, Blühstreifen und einer dritte Mahd im Juli/August, befassen.

Hier prallten die Ansichten von Ratsmitgliedern und Verwaltung beim Thema Deichsicherheit und Naturschutz allerdings heftig aufeinander. Nach dem Grünen-Antrag im Januar konnten sich dann aber alle Ratsmitglieder mit dem Gedanken der Deichpflege durch die Vierbeiner anfreunden und schlossen sich dem Prüfauftrag an die Verwaltung an.

Das Ergebnis der Verwaltungsrecherche war allerdings ernüchternd. Obwohl sie sich intensiv darum bemüht hat, habe letztlich nur ein Schäfer aus dem linksrheinischen Raum sein Interesse bekundet, teilte die Stadt nun mit. Und dieses an Bedingungen geknüpft und Forderungen gestellt. Er brauche Stellflächen, Einpferchmöglichkeiten, eine Wasserversorgung für die Schafe und die Beweidung müsse für ihn wirtschaftlich sein.

Angesichts dieser Kriterien schloss er eine Beweidung der Deichflächen in Lülsdorf, der Steilufer Niederkassel und der Bereiche der Hochwasserschutzmauer in Rheidt aus, weil die Flächen zu steil seien und es an Vorlandflächen fehle. Übrig blieben nun Beweidungsflächen in Rheidt, Niederkassel und Mondorf von einer Gesamtfläche von  145.000 Quadratmetern. Dafür wollte der Schäfer laut Stadt jährlich Kosten in Höhe von 18.500 Euro berechnen.

Stadt fürchtet Mehrkosten von bis zu 17.050 Euro

Die Flächen, die der Schäfer nicht beweiden würde, müssten dann weiterhin auf andere Weise gemäht werden. Dafür käme  die Firma in Frage, die das seit 1978 für die komplette Deichanlage übernimmt. Laut Stadt erhält sie für die Mahd der insgesamt 212.000 Quadratmeter momentan 38.250 Euro im Jahr. Wie die Verwaltung mitteilte, hat die Firma indes bereits signalisiert, dass  für sie eine Reduzierung der Mahdfläche wirtschaftlich nicht mehr lohnend sei und sie den Vertrag dann kündigen werde.

Bei einer nur partiellen Schafsbeweidung müsste die Stadt dann ein neues Vergabeverfahren für die restliche Deichpflege vornehmen. Die Verwaltung rechnet damit, dass die Kosten dadurch von aktuell 18 Cent pro Quadratmeter auf 30 bis 40 Cent pro Quadratmeter steigen würden, was wiederum Mehrkosten in Höhe von 7.850 bis 17.050 Euro zur Folge haben würde. Auch wenn sie einer Schafsbeweidung grundsätzlich positiv gegenüber steht, rät die Verwaltung mit Blick auf die ungewisse finanzielle Situation des städtischen Haushaltes davon. Dem flogte der Ausschuss einstimmig.

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