Gedenken an Niederkasseler Geistlichen Mondorfer baiern für Kaplan Everhard Richarz

Niederkassel · Die Niederkasseler Pfarrgemeinde Sankt Laurentius gedenkt ihres früheren Geistlichen. Er starb 1941 nach seiner Inhaftierung durch die Nationalsozialisten.

 Die Tradition des Baierns beherrschen Heinz Reuter (links) und Hans-Dieter Lülsdorf im Glockenturm von Sankt Laurentius.

Die Tradition des Baierns beherrschen Heinz Reuter (links) und Hans-Dieter Lülsdorf im Glockenturm von Sankt Laurentius.

Foto: Dieter Hombach

Die Glocken der Pfarrkirche Sankt Laurentius in Niederkassel-Mondorf spielten am Freitagabend eine ganz eigene Melodie. Hans-Dieter Lülsdorf und Heinz Reuter schlugen dafür die Klöppel von Hand in kurzen Abständen gegen die Glocken. Mit der alten Tradition des Baierns leiteten sie die Heilige Messe ein. In dieser gedachten Pfarrer René Stockhausen und Diakon Thomas Moormann dem vor 80 Jahren verstorbenen Mondorfer Kaplan Everhard Richarz.

Richarz starb am 13. Februar 1941 an den Folgen einer Tuberkuloseerkrankung, die er sich während seiner Inhaftierung in Berlin-Moabit zugezogen hatte. Er wurde am 3. Juni 1904 in Mondorf geboren. Nach dem Abitur studierte er in Bonn und wurde 1930 zum Priester geweiht. Schon früh geriet Richarz mit den Nationalsozialisten in Konflikt, da er sich zu seinem christlichen Glauben bekannte. Die Gestapo belegte ihn mit „Verwarnung” und „Geldbuße”. Vor allem seine offenen Predigten und seine Jugendarbeit missfielen den Nationalsozialisten. Im Februar 1939 wurde der Kaplan schließlich mit zwei seiner Brüder wegen Devisenvergehens, Wirtschaftssabotage sowie Transferierung von Kapitalien jüdischer Familien in die Niederlande verhaftet und kam in den Kölner Klingelpütz.

Einsatz für Opfer des Nationalsozialismus

Sein Engagement für alle, die in jener Zeit unter verschiedenen Bedrängnissen litten, wurde ihm zum Verhängnis. Als Kaplan Richarz in das Gefängnis Berlin-Moabit verlegt wurde, zog er sich in der schlecht beheizten Gefängniszelle eine schwere Lungenentzündung zu und wurde bald, sterbenskrank, in ein Sanatorium verlegt. Von dort durften die Geschwister den vom Tode bereits Gezeichneten nach Hause abholen. Noch bevor der Prozeß gegen Kaplan Richarz aufgenommen wurde, starb er in seinem Elternhaus in Mondorf.

Sein letzter Wunsch, noch einmal die Glocken von Sankt Laurentius zu hören, erfüllte sich auf dem Sterbebett. In Mondorf wird das Gedenken an den mutigen Kaplan wach gehalten. Sein Elternhaus in der Obersten Gasse liegt nur 200 Meter vom neu gestalteten Rheinufer entfernt, das seit 2013 seinen Namen trägt. Auch in der Pfarrkirche Sankt Laurentius weist eine Gedenktafel auf das Leben des Kaplans hin, der auf dem Friedhof der Pfarrkirche seine letzte Ruhestätte gefunden hat.

Würdige Erinnerung an Mondorfer Kaplan

Hans-Dieter Lülsdorf hat sich vor sieben Jahren, gemeinsam mit Hans-Dieter Umschlag und dem ehemalige Pfarrer Heribert Krieger, für eine würdige Erinnerung an den Mondorfer Kaplan eingesetzt. „Es ist mir ein großes Bedürfnis, das Gedenken an diesen mutigen Mann wach zu halten“, sagte Lülsdorf und kündigte an: „In drei Jahren wollen wir hier in Mondorf den 100. Geburtstag von Kaplan Everhard Richarz mit einer besonderen Feier begehen.“

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