Nach Evonik-Aus Niederkassel will Chemieindustriestandort erhalten

Niederkassel · Der Chemiekonzern Evonik beabsichtigt, seinen Standort in Lülsdorf zu verkaufen. Der Stadtrat in Niederkassel will den Chemieindustriestandort unterstützen und erhalten. Das Gremium hat jetzt eine Resolution verabschiedet.

 Der Chemiekonzern Evonik möchte den Standort in Lülsdorf, einem Stadtteil von Niederkassel, verkaufen.

Der Chemiekonzern Evonik möchte den Standort in Lülsdorf, einem Stadtteil von Niederkassel, verkaufen.

Foto: Hans-Werner Klinkhammels

Der Industriestandort in Lülsdorf steht in der Diskussion. Anfang Oktober hatte der Chemiekonzern Evonik darüber informiert, dass er sich zurückzieht und den Standort aufgibt. Anfang Dezember hatte die Gewerkschaft IG BCE eine Online-Petition gestartet. Damit sollte Solidarität der Menschen in und um Niederkassel mit den Beschäftigten gezeigt werden. Nun hat der Rat der Stadt eine Resolution zum Chemieindustriestandort Lülsdorf verabschiedet.

Bereits im Januar dieses Jahres hatten CDU und Grüne den Antrag in den Hauptausschuss eingebracht, einen interfraktionellen Arbeitskreis (AK) zur Entwicklung des Chemiestandortes in Lülsdorf einzurichten. Dieser Arbeitskreis hat in der Zwischenzeit mehrfach getagt. „Bei den ersten Sitzungen“, so Dano Himmelrath, „ging es zumeist um den Arbeitsauftrag im Allgemeinen und um den Status quo des Geländes.“ Der Vorsitzende des Arbeitskreises weiter: „Die baurechtliche Frage ist hier nicht ganz einfach. So gibt es bereits einen Bebauungsplanentwurf zum Kombipark Lülsdorf, das trimodale Terminal wurde auf den Weg gebracht. Zudem wurden Mitarbeiter von Evonik eingeladen, am Arbeitskreis teilzunehmen.“

Werksbesichtigung im Oktober

Doch dann kam der 1. Oktober, an dem der Konzern den Entschluss bekanntgab, den Standort Lülsdorf aufzugeben. Mit Verwunderung habe man aus der Presse die Entwicklung erfahren. Und man konnte die Information so verstehen, als dass Evonik verkaufen möchte. „Sie will aber verpachten und zumindest Eigentümer des Areals bleiben“, so Himmelrath. Er erklärt das weitere Vorgehen: „Wir haben dann am 26. Oktober eine Werksbesichtigung durchgeführt. Dabei hat der AK beschlossen, eine Resolution zu erarbeiten, die auf der nächsten Ratssitzung auf den Weg gebracht werden sollte.“

Diese Resolution wurde jetzt in der Ratssitzung einstimmig verabschiedet. Hierin macht der Rat seine Position klar: „Wir unterstützen den Chemiestandort der Evonik in Niederkassel-Lülsdorf als wichtigen zu erhaltenden Wirtschaftsstandort.“

Kritik an Gewerkschaft

Auf Unwillen stößt dabei das Vorgehen der Gewerkschaft. Das macht Markus Kitz klar. „Die jüngste Aufforderung per Online-Petition von Gewerkschafts- und Mitarbeitervertretern, politisch zu handeln, führt vor diesem Hintergrund allerdings eher zu Erstaunen. Die Werksleitung und der Betriebsrat kennen unsere Haltung. Diese hat sich – im Gegensatz zu der Haltung der Eigentümer – in den letzten Monaten nicht verändert. Wir stehen an der Seite der Beschäftigten. So hat der Rat schon vor Jahren den Weg zum trimodalen Terminal geebnet“, erklärt der CDU-Fraktionsvorsitzende. Kitz beklagt die völlige Sachunkenntnis der Gewerkschaftsfunktionäre. „Das ist ein Armutszeugnis der IG BCE. Die lange Vorgeschichte und der Zeitstrahl sprechen für sich. Wir haben hier ein klares Bekenntnis zum Industriestandort und den dort arbeitenden Männern und Frauen. Wir bedauern sehr die Entscheidung der Evonik, sie hat alle vor vollendete Tatsachen gestellt. Aber die Evonik selbst muss sich die Frage stellen, welche Verantwortung sie für die Mitarbeiter hat. Die alleinige Verantwortung liegt in Essen und nicht in Niederkassel.“

Dem stimmte auch SPD-Fraktionschef Frieder Reusch zu: „Wir stehen alle voll hinter der Belegschaft und dem Standort.“ So sieht es auch Sascha Essig. „Es geht nicht, dass die Evonik die Verantwortung für die 500 Arbeiter auf die Kommunalpolitik abwälzt“, sagt der Fraktionsvorsitzende der Grünen.

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