Bürger äußern Bedenken, Ängste - und Hilfsbereitschaft Niederkassel benötigt Freiwillige

NIEDERKASSEL · Fast 100 Besucher folgten am Dienstag der Einladung in die Rotunde des Schulzentrums Nord in Lülsdorf, wo Bürgermeister Stephan Vehreschild, Sozialamtsleiter Wolfgang Buhrandt und die Mitglieder des ökumenischen Arbeitskreises Flüchtlingshilfe, Pfarrer Christoph Eidmann und Ruth Plum, Fragen zur Situation von Flüchtlingen in Niederkassel beantworteten.

 Fast hundert Bürger informierten sich bei der Veranstaltung im Schulzentrum. FOTO: MARTINA WELT

Fast hundert Bürger informierten sich bei der Veranstaltung im Schulzentrum. FOTO: MARTINA WELT

"Wir wollen eine Willkommenskultur etablieren", skizzierte Pfarrer Eidmann die Ziele des im November gegründeten ökumenischen Arbeitskreises. Inzwischen gebe es an jeder Niederkasseler Schule Ehrenamtliche, die sich um die Kinder kümmerten. Sprachkurse würden seit April angeboten und auch die Begleitung der Eltern aus Syrien, dem Irak oder einem anderen der insgesamt 22 Länder, aus denen die aktuell 220 Flüchtlinge kommen, sei möglich, wenn ein Gang zum Arzt oder zum Elterngespräch in der Schule anstehe. Zudem gebe es die Gruppe "Begegnung", die sogenannte "Allerwelts-Cafés" organisiere.

Dies seien drei Begegnungsräume, in denen die Niederkasseler ihre neuen Nachbarn kennenlernen könnten. Genau das empfahl der Pfarrer auch den besorgten Zuhörern aus Rheidt, die angesichts der Pläne der Stadt, an der Stauffenbergstraße Flüchtlinge in einem angemieteten Haus unterzubringen, Ängste äußerten.

"Wir wissen nicht, was kommt, und wie die Stadt reagiert, wenn es Probleme gibt", formulierte eine Dame aus dem Publikum ihr Unwohlsein. "Ihre Ängste sind sehr ernst zu nehmen", reagierte der Pfarrer. Eine Garantie gebe es nicht, aber letztendlich seien die Menschen sehr dankbar, nach traumatischen Erlebnissen eine zweite Chance zu erhalten.

Vehreschild ergänzte, dass die Stadt mit der neuen Meldung von Flüchtlingen (intern rechne man mit rund 25 pro Monat) sich Gedanken mache, wer zu wem passe und wo man die Menschen möglichst konfliktfrei unterbringen könne. Wichtig sei es, und da waren sich alle einig, dass die Flüchtlinge etwas zu tun bekämen. Sei es der kostenfreie Sprachunterricht, Arbeiten im Garten oder in den Häusern. Gewerblich tätig werden dürfen Asylbewerber erst, wenn ihr Aufenthalt bewilligt wurde.

Die Kinder müssten schnell in Vereine vermittelt werden, appellierten alle Zuhörer an die städtischen Sportvereine, auf die Flüchtlinge zuzugehen. Versicherung sei bei ihnen schon gewährleistet, außerdem gebe es Unterstützung vom Deutschen Sportbund. Vehreschild versprach, eine entsprechende Aktion gemeinsam mit dem Stadtsportverband zu starten. Freiwillige, die helfen wollen, werden derzeit noch an allen Ecken und Enden benötigt. Sei es bei den Sprachkursen, den Begegnungs-Cafés oder aber bei der Gruppe von Ilse Mutke, die kleineren Hausrat sammelt und an Flüchtlinge weitergibt.

Unterm Strich gab es an diesem Abend überwiegend Unterstützung für die Politik der Verwaltung, die Flüchtlinge in kleineren Einheiten bis maximal 40 Personen über das gesamte Stadtgebiet verteilt in angemieteten oder gekauften Häusern unterzubringen. Nur wenige - meist direkte Nachbarn - fühlten sich bei den Entscheidungen des Rates zu geeigneten Standorten übergangen.

Interessenten finden weitere Infos und Ansprechpartner auf der Internetseite der Evangelischen Kirchengemeinde unter ev-kirche-niederkassel.de. Das nächste Begegnungs-Café findet am Freitag, 29. Mai, von 17 bis 19 Uhr im Gemeindehaus der Auferstehungskirche in Niederkassel statt und ist für jeden geöffnet.

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