Helmut-Loos-Bad sanierungsbedürftig Niederkasseler wünschen sich Neubau des Schwimmbads

Niederkassel · Bei einer Führung durch das marode Niederkasseler Hallenbad spricht der Vorsitzende der Spielvereinigung den Wunsch aus, statt der Sanierung einen vom Land finanzierten Neubau zu wagen. Landtagsabgeordnete Katharina Gebauer zeigt sich nicht überzeugt.

 Dominik Schreiter (rechts) und Sascha Korten zeigen CDU-Landtagskandidatin Katharina Gebauer das marode Niederkasseler Schwimmbad.

Dominik Schreiter (rechts) und Sascha Korten zeigen CDU-Landtagskandidatin Katharina Gebauer das marode Niederkasseler Schwimmbad.

Foto: Hans-Werner Klinkhammels

Das Helmut-Loos-Bad ist in die Jahre gekommen. Bereits im Februar erfuhr der Ausschuss für Bauen und digitale Infrastruktur, dass das im Jahr 1969 eröffnete städtische Bad in vielen Bereichen sanierungsbedürftig ist. Das Gebäude war auf Herz und Nieren geprüft worden, Gutachter wurden involviert. Zum Großteil hielt die Einrichtung den Anforderungen nicht stand: Das Schwimmbadbecken, dessen Abdichtung und Umgang, die Deckenkonstruktion, die Gebäudehülle, die Badtechnik, die Warmwasseraufbereitung, die Elektrotechnik sowie die Trinkwasser- und Abwasserleitungen wiesen Mängel auf. Der Sanierungsumfang wurde von der Stadt auf vier Millionen Euro veranschlagt.

Das brachte die Spielvereinigung Lülsdorf-Ranzel (Lüra) auf die Idee, sowohl die Vor- und Nachteile einer Sanierung als auch die Möglichkeiten eines Neubaus zu untersuchen. Als Beispiel könnten die Hallenbadneubauten in Königswinter oder Solingen dienen. Dort, so Dominik Schreiter, erster Vorsitzender der Lüra, sei der Neubau jeweils mit acht Millionen Euro angesetzt gewesen. „Mit diesem Preisvergleich ist eine Sanierung des maroden Gebäudes nicht zu vermitteln, wenn man zudem bedenkt, dass in einigen Jahren sicherlich weitere teure Sanierungsmaßnahmen folgen werden“, sagt der Vorsitzende.

Für die Sanierung würde das Bad geschlossen

Um diese Ansicht zu untermauern, setzte Schreiter zunächst eine Petition auf und lud daraufhin gemeinsam mit dem DLRG-Ortsverein die Landtagskandidatinnen und -kandidaten sowie den Bürgermeister zu einem Besichtigungstermin ein. Dort offenbarten sich weitere Missstände: Kloakengeruch in den Umkleidekabinen, defekte Duscharmaturen und Duschköpfe, abgeplatzter Beton und undichte Becken. Am Schwallwasserbehälter, einem Zwischenspeicher für Wasser, das vom Schwimmbecken zur Wasseraufbereitung fließt, sei korrektes Arbeiten nur in extrem gebeugter Haltung möglich. „Und wenn Filteranlage und Schwallbecken überlastet sind, steht am Beckenrand das Wasser hoch“, so Schreiter, der das Bad seine zweite Heimat nennt, weil er sich dort seit dreißig Jahren in verschiedenen Funktionen viele Tage im Jahr aufhält.

Ein neues Bad solle über ein Sportbecken, ein Lehrschwimmbecken und ein Kleinkinderbecken verfügen. Vor allem im Schwimmausbildungsbereich sehe Schreiter Potential. „Wir haben rund 250 Kinder auf der Warteliste“, berichtet der Vorsitzende. „Da ergeben sich Wartezeiten von zwei bis fünf Jahren. Wir haben viel mehr Kinder, die nicht schwimmen können, als der Lüra und auch der DLRG bekannt sind.“ Für die Sanierung würde das Bad geschlossen, die Schwimmer müssten nach Ausweichmöglichkeiten suchen. Diese seien einerseits sehr rar – und andererseits sehr teuer. Ein neuer Standort für das Bad wäre laut Lüra wünschenswert, dann könnte der Schwimmbetrieb bis zur Neueröffnung im alten Bad aufrechterhalten werden.

Nutzung bestehender Fördermaßnahmen

„In Niederkassel haben Schwimmkurse oberste Priorität. Nirgendwo wird so viel ausgebildet wie hier“, sagt auch Bürgermeister Stephan Vehreschild. „Wir wollen das Hallenbad auch erhalten. Nur das Wie ist hier die Frage.“ Es gebe einen klaren politischen Beschluss zur Sanierung. Neben ihren Pflichtaufgaben habe die Kommune auch freiwillige Aufgaben, und genau dort sei aktuell Sparen angesagt: „Das sind die Musikschule, Bibliotheken und das Hallenbad.“ Einen Neubau gebe der städtische Haushalt nicht her. „Allen, die jetzt planen und bauen, werden die Zahlen explodieren“, gibt Vehreschild außerdem zu Bedenken. „Aber wenn Frau Gebauer im Land ein Programm aufmacht, dann sind wir dabei.“

CDU-Landtagsabgeordnete Katharina Gebauer hingegen macht auf die vielen Projekte und Fördermaßnahmen aufmerksam, die das Land für Kinder und Schulen bereits aufgelegt habe. Auch NRW müsse sehen, welche Gelder es gebe und wo die Finanzen herkämen. Dazu äußert sich SPD-Kandidat Denis Waldästl: „Für mich gehören Schwimmbäder zur kommunalen Daseinsvorsorge. Ich werde mich im Landtag dafür einsetzen, dass der Neubau des Hallenbades auch durch das Land finanziell unterstützt wird.“

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