VR-Bank-Vorstandsmitglied Peter Biller tauschte für einen Tag PC gegen Trecker

NIEDERKASSEL · Ein typischer Arbeitstag beginnt für Peter Biller morgens um 7.45 Uhr. Dann wirft das Vorstandsmitglied der VR-Bank seinen PC an, checkt E-Mails und bereitet Entscheidungen vor. Risikocontrolling oder auch geschäftsstrategische Fragestellungen sind dann die Themen, die seinen Tagesablauf weitestgehend bestimmen.

 Rollentausch: Vorstandsmitglied Peter Biller übernahm für einen Tag das Kommando über einen Trecker.

Rollentausch: Vorstandsmitglied Peter Biller übernahm für einen Tag das Kommando über einen Trecker.

Foto: Kleinert

Nicht so jedoch am Dienstag: Da hieß es für Biller erst einmal: ab auf den Pritschenwagen, Obst und Gemüse verladen sowie Blumenzwiebeln kaufen. Denn Biller hatte sich für einen "Perspektivenwechsel" entschieden, der ihn auf den Bauernhof von Peter Capellmann führte. Dieser bewirtschaftet in Niederkassel-Stockem Nutzflächen mit einer Gesamtgröße von rund 275 Hektar, auf denen er neben Zuckerrüben, Getreide und Raps auch Rollrasen anbaut. Er nahm den Banker an diesem Tag unter seine Fittiche.

Die Idee hinter der gleichnamigen Aktion: "Unsere Führungskräfte sind oft nur mit Zahlen sowie betriebswirtschaftlichen Abläufen konfrontiert", erzählt Andrea Schrahe von der VR-Bank. "Sie sollten einmal kennenlernen, wie ganz anders so ein Arbeitstag aussehen kann, um auch auf anderer Ebene mit den Mitarbeitern sprechen zu können."

Die Banker waren von dem Konzept schnell angetan. Und so zog es viele Entscheidungsträger des Geldhauses in fachfremde Arbeitsbereiche, wie etwa eine Behindertenwerkstatt oder auch eine Bäckerei.

Peter Biller jedoch hatte sich aus persönlichem Interesse für den landwirtschaftlichen Betrieb von Aufsichtsratmitglied Capellmann entschieden: "Die Familie meiner Frau hatte einen Bauernhof in der Lüneburger Heide. Gerne wollte ich aber einmal wissen, wie Landwirtschaft ohne die Erzeugung typischer Produkte funktioniert."

Und so hieß es für Biller nach der anfänglichen Einkaufstour: für den Hofladen Trecker statt Aufzug fahren und Maschine reparieren statt Unternehmen sanieren. Denn die für die Pflege des Rollrasens benötigte Schermaschine gab bereits nach kurzer Zeit den Geist auf und zwang die Männer zur Umkehr auf den Hof.

Für Biller jedoch eine willkommene Abwechslung: "Es ist auch mal interessant zu sehen, was passiert, wenn so eine wichtige Maschine einfach nicht mehr funktioniert."

Fast überflüssig zu sagen, dass den Banker dann auch der Akku-Ausfall seines Handys nicht mehr schocken konnte: "Das ist für mich an diesem Tag erfreulich und bedeutet 'Entschleunigung'."

Überhaupt sah Biller den Perspektivwechsel zumindest für sich selbst als geglückt an: "Die Konzentration, etwa einen Traktor in der Spur halten zu müssen, ist schon eine ganz andere, als die auf einen Geschäftsvorgang."

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