In Niederkassel Radfahrer demonstrieren gegen die Rheinspange

Niederkassel · Mehr als 300 Fahrradfahrer demonstrieren am Niederkasseler Rheinufer. Sie wenden sich gegen die geplante Brücke über den Fluss.

 Mehr als 300 Radler geben ihren Forderungen an der Nato-Rampe mit Spruchbändern Nachdruck.

Mehr als 300 Radler geben ihren Forderungen an der Nato-Rampe mit Spruchbändern Nachdruck.

Foto: Hans-Werner Klinkhammels

Bis Köln, Bonn, Düsseldorf und Berlin sollte der Ruf gehört werden. Eine friedliche, aber laute Demonstration skandierte: „Wenn ihr diese Brücke baut, werden wir erst richtig laut“. Angeleitet von Gerhart Renner, Sprecher der Vernetzung Kölner und Niederkasseler Bürgerinitiativen gegen die Rheinspange, schallte es am Freitagabend unüberhörbar von Rheinufer zu Rheinufer.

Auf Niederkasseler Seite war die sogenannte Nato-Rampe fest in Radlerhand. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) hatte gemeinsam mit vielen Bürgerinitiativen zu einer Demonstration gegen Tunnel und Brücke aufgerufen. „Nein zur Rheinspange, Ja zur Nulllösung“ war dann auch das Motto, unter dem viele Menschen mit dem Rad aus Richtung Bonn bis nach Niederkassel gekommen waren. Peter Lorscheid freute sich über die starke Resonanz und forderte für den ADFC: „Der Verkehr muss endlich seinen Beitrag zum Stopp des Klimawandels leisten – daher müssen wir nicht in Schnellstraßen, sondern in Radwege und den Ausbau der Stadtbahn zwischen Köln und Bonn investieren“.

Raimund Gerber vom Moratorium A 565 schloss sich an. „Hier werden 500.000 Quadratmeter zum Teil fruchtbarstes Gelände versiegelt, alleine zwischen Köln und Bonn sind fünf Milliarden Euro für die maßlose Erweiterung und Flächenversiegelung für die Autobahnen eingeplant“. Mit Spruchbändern machten die Menschen auf ihre Bedürfnisse aufmerksam: „Mehr Platz für Fahrräder“, „Nein zur Autobahn 553“ oder auch ganz radikal „Autokonzerne entmachten und enteignen“.

Aus der Zeit gefallenes Bauwerk

Ganz so radikal wollte es Friedrich Reusch nicht sehen. Der Fraktionschef der Niederkasseler SPD bescheinigt dem geplanten Bauwerk, es sei aus der Zeit gefallen und werde nicht mehr benötigt. „Nach Corona werden wir weniger Verkehr als vor der Pandemie haben, das Homeoffice wird zunehmen“. Auf den massiven Dissens zwischen ihm und der Kreis-SPD angesprochen, entgegnet er: „Auch Denis Waldästl und Sebastian Hartmann sind nicht mehr so glühende Verfechter der Rheinspange“. Und Reusch ergänzt kämpferisch: „Wir werden klagen, wenn der Bund bauen will“.

Die Niederkasseler Grünen sehen es pragmatisch: „Nach der Bundestagswahl muss der Verkehrswegeplan überprüft werden. Wir hoffen, dass die Ziele dann neu überdacht werden“, so Ulrich Buchholz aus der Ratsfraktion. „Wir müssen das Problem mit einem anderen Ansatz angehen, die Frage muss lauten: Was müssen wir tun, damit wir hier ohne Brücke auskommen?“

Stärkung der Stadtbahn zwischen Bonn und Köln

Genau das möchte der ADFC auch. Jedenfalls ohne Autobahnbrücke. Er präferiert die Stärkung der Stadtbahn zwischen Bonn und Köln und vor allem „mehr Radfahren, dafür brauchen wir zügig und sicher mehr Radrouten für den Alltag. Diese Verkehrswende muss endlich kommen, dafür radeln und demonstrieren wir.“

Auf der anderen Rheinseite hatten sich ebenfalls Rheinspangengegner zur Demo getroffen. Hier wie dort ging es anschließend weiter Richtung Köln. Rechtsrheinisch traf der Radtross dann in Porz auf rund 100 Gleichgesinnte, die sich aus Richtung Köln in Bewegung gesetzt hatten.

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