Einrichtung "Tischlein-deck-dich" Seit zehn Jahren wird in Niederkassel der Tisch gedeckt

NIEDERKASSEL · Bürgermeister Stephan Vehreschild dankt dem Niederkasseler Verein, der Lebensmittel für Bedürftige sammelt. Knapp 40 Ehrenamtliche begrüßte er jetzt im Rathaus.

 Empfang im Rathaus: Die ehrenamtlichen Helfer des Vereins "Tischlein-deck-dich".

Empfang im Rathaus: Die ehrenamtlichen Helfer des Vereins "Tischlein-deck-dich".

Foto: Axel Vogel

Das Märchen vom Tischlein-Deck-Dich kennt jedes Kind. Es handelt von einem unscheinbaren Tisch, der sich sagen lässt: "Tischchen, deck dich!". Und ehe man sich dann versieht, ist er gedeckt und mit leckeren Gerichten bestückt. Die Niederkasselerin Hannelore Mertens und ihre Mitstreiter haben vorgemacht, dass Märchen auch wahr werden können.

Seit zehn Jahren decken Mertens und ihre Einrichtung "Tischlein-deck-dich" im übertragenen Sinne für Bedürftige den Tisch. Genauer gesagt: Sie sammeln Lebensmittel für diejenigen, die es nicht so dicke haben. Für ihr zehnjähriges Engagement sagte die Stadt jetzt Danke.

Knapp 40 Ehrenamtliche begrüßte Bürgermeister Stephan Vehreschild jetzt im Rathaus. Mit dabei war natürlich auch Hannelore Mertens, die 2001 die Privatinitiative ins Rollen gebracht hatte. Mertens wollte sich seinerzeit sinnvoll für soziale Belange engagieren und sprach daher beim Leiter des Niederkasseler Sozialamtes vor.

Dort wurde die Idee geboren, etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen wie die Einrichtung der "Tafel", die etwa in Siegburg Bedürftige mit Lebenswichtigem versorgt. Damals überwog allerdings bei vielen Verantwortlichen in Niederkassel die Skepsis, wie sich Mertens erinnert: "Mit so einer Einrichtung können wir in der Stadt nichts anfangen, weil wir keine Bedürftigen haben."

Gleichwohl blieb Hannelore Mertens anderer Meinung und hielt an ihrem Vorhaben fest. Dank der Unterstützung Gelichgesinnter wie Willy Trost, Seniorenbeauftragter der Stadt, gelang es ihr, unter dem Namen "Tischlein-deck-dich" ein Versorgungssystem für Menschen in Not aufzubauen.

Das funktioniert so: Händler stellen kostenlos Lebensmittel zur Verfügung, deren Haltbarkeitsdatum bald abläuft. Die werden mit einem gespendeten Transporter abgeholt und zu den beiden Ausgabestellen in Mondorf und Ranzel gebracht. Am 2. Dezember 2002 war es dann soweit: Die ersten Bedürftigen holten sich Lebensmittel ab. Rund ein Dutzend waren es damals jede Woche, wie sich Mertens erinnert.

Doch der Bedarf stieg in den folgenden Jahren rasant. "Der Kreis der bedürftigen Personen beträgt inzwischen bis zu 80 Menschen, "die sich dabei oft für ihre ganze Familie eindecken", weiß Mertens.

Auch wenn ihre "Kunden" keine Nachweise der Bedürftigkeit erbringen müssen, geht sie davon aus: "95 Prozent der Menschen brauchen die Lebensmittel wirklich." So weiß sie von vielen Alleinstehenden, die mit den ausgegebenen Lebensmitteln die ganze Woche auskommen.

Auf der einen Seite freut Mertens der Erfolg. Aber sie sieht die steigende Nachfrage "auch mit einem weinenden Auge". Zumal sich das Spendenaufkommen verändert habe: "Viele Lebensmittel, deren Haltbarkeitsdatum abläuft, und die wir früher bekommen haben, werden heute in Supermärkten einfach zu einem günstigeren Preis angeboten."

Froh ist Mertens darüber, dass die Stadt die Einrichtung weiterhin unterstützt, etwa indem sie die Betriebskosten für den Transporter übernimmt. Was sie neben Lebensmittelspenden aber für die Zukunft braucht: Junge Leute, die sich engagieren: "Zwei Drittel unserer Ehrenamtlichen sind Senioren."

Wer bei "Tischlein-deck-dich" mitmachen will, kann sich melden unter 02208/71838.

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