GA-Serie "Mein Verein" Squaredancer bringen amerikanisches Flair nach Niederkassel

Niederkassel · Petticoats und Spitzenhöschen: Der Squaredance-Club Rhine Stone 666 macht die triste Sporthalle bunt. Und alle hören dabei auf Callerin Ingeborg Körber-Lücker.

Wenn Callerin Ingeborg Körber-Lücker (rechts) das Kommando gibt, tanzt keiner aus der Reihe.

Wenn Callerin Ingeborg Körber-Lücker (rechts) das Kommando gibt, tanzt keiner aus der Reihe.

Foto: Martina Welt

Es ist Sonntagabend, und nur eine hat das Wort in der Turnhalle an der Berliner Straße – und das ist Ingeborg Körber-Lücker. Sie ist an diesem Abend die Gast-Callerin (Ansagerin) beim Squaredance-Club Rhine Stone 666 und sagt an, welche Figuren die Squaredancer tanzen. Damit ist sie für einen geordneten Tanzablauf verantwortlich. Dann bringen schwingende bunte Röcke über Petticoats und Spitzenhöschen amerikanisches Flair in die karge Sporthalle.

Circle left, forward and back, star right oder star left, das sind nur einige wenige der insgesamt 68 Figuren, die man als Squaredancer zunächst in einer Class lernen muss, um schließlich Mitglied in einem Verein wie dem Niederkasseler Squaredance-Club werden zu können. Hat man die Class erfolgreich absolviert, bietet sich jedem Tänzer eine Fülle unterschiedlicher Möglichkeiten, bei den rund 500 Clubs in Deutschland mitzutanzen oder aber auch weltweit im Square, (dem Quadrat), neuen Menschen zu begegnen und mit ihnen zu tanzen.

Der große Vorteil: Squaredance ist kein klassischer Partnertanz. Man stellt sich zwar mit einem Partner im Square auf, aber dann geht es nach den Kommandos des Callers kreuz und quer, Partner werden ebenso oft gewechselt wie die Marschrichtung, Berührungsängste kennen Square-dancer nicht.

Nichttänzer kann zum Clubabend

Schon die Begrüßung unter den Tänzern ist ausgesprochen freundlich und offen, man umarmt sich und erkundigt sich nach dem Befinden. So erging es auch Maria Heinz, die 2013 mit fünf Frauen zum ersten Mal bei den Niederkasseler Rhine Stones vorbeischaute: „Wir hatten einen Flyer im Supermarkt gesehen, und nachdem ich mich beim Seniorensport nicht wirklich aufgehoben fühlte, wollte ich den Tanz testen.“ Sie ging zum Clubabend und war begeistert. „Alle waren so freundlich zu uns, das ist bis heute so geblieben, und wir verstehen uns blendend“, sagt sie.

Das schöne sei, dass sie auch ohne ihren Mann, den sie als Nichttänzer beschreibt, zum Clubabend gehen könne. Man sucht sich einen Partner (es kann auch eine Frau sein, die dann ihren Rock an einer Seite hochschlägt) und ein Square. Sobald das Quadrat mit vier Paaren vollständig ist, kann es losgehen. Zuvor allerdings lohnt sich ein Blick auf einen Anzeigenwürfel, der ausweist, auf welchem Ausbildungslevel an dem Abend getanzt wird. So weiß man, ob man die Ansagen des Callers auch umsetzen kann.

Für die Bergheimerin Körber-Lücker ist der allabendliche Einsatz bei einem Squaredance-Club in der Region schon fast Routine. Seit 1992 ist sie als Callerin aktiv und begeistert von der „Vielfalt der Variationen“, die es im Squaredance gibt.

Freundlichkeit gehört dazu

„Squaredance ist auf jeden Fall auch etwas für Menschen, die sonst mit Tanzen vielleicht nicht so viel am Hut haben“, glaubt sie. Besonders angenehm sei, dass man durchaus auch mal etwas falsch machen dürfe, wenn es um die teils schnelle Abfolge der unterschiedlichen Figuren gehe. Die Callerin ist die Stimme des Tanzes. Sie spricht und singt die Kommandos, nach denen sich die Tänzer bewegen.

Manchmal ist es schon eine Herausforderung, genau auf den Text des Liedes zu achten und die Richtungsänderungen sowie neue Figuren prompt umzusetzen. Ganz wichtig bei allem: stets lächeln, gut gelaunt und locker bleiben. Wettkämpfe gibt es im Squaredance keine, allerdings kann man sich quasi hocharbeiten durch die Plus- und Advanced-Levels, die auf dem Mainstream, dem Anfänger-Level, aufbauen.

Schon seit 20 Jahren tanzt Christian Jahn bei Rhine Stone 666. Auch er schaute sich das alles nur mal aus Interesse an und ist dabeigeblieben. Seit 2008 ist Jahn Clubpräsident. Was ihm besonders gefällt, ist der Umgang der Menschen im Club miteinander. „Es gehört dazu, dass man freundlich zueinander ist. Es wird sich geduzt und bei der Begrüßung umarmt“, sagt der Präsident. Entstanden ist der Tanz eigentlich aus europäischen Elementen unter den Einwanderern im Amerika des 19. Jahrhunderts.

Da die Verständigung mit Worten oftmals schwerfiel, wurden die unterschiedlichen Volkstänze zusammengemischt, und man tanzte miteinander.Nach dem Zweiten Weltkrieg brachten die amerikanischen Besatzungstruppen den Squaredance nach Deutschland. Besonders im Rheinland und im Ruhrgebiet ist dieser Tanzsport, der Bewegung und Konzentration schult, weit verbreitet.

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