Rechtsrheinische Rheinuferbahn Stadtbahn Bonn-Niederkassel-Köln nimmt weitere Hürde
Bonn/Rhein-Sieg · Die geplante rechtsrheinische Stadtbahnlinie zwischen Bonn, Niederkassel und Köln nimmt weiter Fahrt auf. In der gemeinsamen Planungsausschusssitzung wurde aber klar, dass die Stadt Bonn noch viele Hausaufgaben zu erledigen hat.
Die Baupläne zu einer rechtsrheinischen Stadtbahn Bonn – Niederkassel – Köln haben die nächste Hürde genommen. In einer gemeinsamen Sitzung der Planungs- und Verkehrsausschüsse von Bonn und Rhein-Sieg im Bonner Stadthaus haben auch die Bonner Vertreter ihre Verwaltung beauftragt, das Stadtbahnprojekt „zügig weiterzuverfolgen“ und Geld für die weitere Planung bereitzustellen. Wichtig sei jetzt eine entsprechende Verwaltungsvereinbarung zwischen Köln, Bonn und dem bei diesem Projekt federführenden Rhein-Sieg-Kreis, sagte Projektleiter Christoph Groneck, der die Vorteile einer neuen Stadtbahnlinie zwischen Bonn, Niederkassel und Köln mit einer entsprechenden Rheinbrücke bei Köln hervorhob.
Viele grundlegende Beschlüsse der betroffenen Kommunen lägen mittlerweile vor, und auch die wichtige sogenannte Standardisierte Bewertung, mit der eine gesamtwirtschaftliche Nutzen-Kosten-Rechnung des ÖPNV-Projekts erfolgt, liege seit Sommer vor. Sie sei derzeit „in der Endabstimmung mit dem Landesverkehrsministerium“. Wird sie abgenommen, könne sie Anfang 2022 veröffentlicht werden, und man habe dann Aussicht auf Bundesförderung. Wichtig sei aber in der augenblicklichen Projektphase, mit der geplanten Strecke im ÖPNV-Bedarfsplan NRW aufgenommen zu werden. Dieser ist aktuell im Übergangsverfahren, Projekte können noch eingereicht werden, wenn die Standardisierte Bewertung positiv ist. Dafür braucht es zunächst das entsprechende Votum im Regionalrat, was für Februar 2022 terminiert ist. Im März soll dann dem Zeitplan zufolge der Landtag darüber entscheiden.
Verwaltungsvereinbarung
Der Grüne Horst Becker, der auch Landtagsabgeordneter für den Rhein-Sieg-Kreis ist, mahnte Eile an, wenn dieses „sehr ambitionierte Projekt“ rechtzeitig durch den Landtag soll: „Wir haben im Mai Landtagswahl. Wenn wir den Beschluss nicht in der Märzsitzung bekommen, dann kann das wieder dauern, weil der Landtag dann erstmal de facto seine Tätigkeit einstellt. Bis sich dann alte oder neue Mehrheiten bilden und das Parlament seine Arbeit aufnimmt, kann viel Zeit vergehen.“ Köln, Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis sollten schnell zu einer Verwaltungsvereinbarung kommen. Becker: „Die Region wird ganz stark von dem Projekt profitieren.“
Ähnlich sah es der Bonner Grüne Rolf Beu: „Die Pendlerbewegungen aus Niederkassel sind die stärksten in der Region, hier ist das Umsteigen auf die Bahn sinnvoll. Aber auch die Stadt Bonn hat noch eine Menge Hausaufgaben zu erledigen“, sagte er. Vor allem müssten Lösungen gefunden werden, wie zukünftig der Knotenpunkt Niederkasseler Straße/Sankt Augustiner Straße den Bahnverkehr bewältigen soll, wenn ab 2023 die Linie 66 im Fünf-Minuten-Takt verkehrt und zusätzlich die neue Rheinuferbahn von dort in Richtung Bonn fährt. Andere Bonner Politiker wollten Näheres zu den Kosten erfahren.
Enge Stellen auf Bonner Stadtgebiet
Zu den Planungskosten werde dem Bonner Rat Anfang 2022 etwas vorgelegt, im Doppelhaushalt 2023/24 müsse das ebenfalls berücksichtigt werden, sagte Alexander Juffa, Sachgebietsleiter Gesamtstädtische Verkehrsplanung und ÖPNV. „Erste Planungsschritte“ wie eine Lösung für die Engstelle an der Kreuzung Niederkasseler und Sankt Augustiner Straße seien auf Antrag der SPD auch schon eingeleitet worden. Unter anderem werde an Bypass-Anlagen am Bonner Landgericht gearbeitet, wo drei oder vier Gleise koordiniert werden müssten. Auch entsprechende Ampelanpassungen und neue Bahnbestellungen seien in Arbeit, Betriebshöfe müssten ausgebaut werden. Er stelle sich da eine ähnliche Arbeits- und Aufgabenteilung vor, wie sie bei den Linien 16 und 18 mit den KVB bestünden, es sei aber noch alles „in der Absprache“.
Politiker aus allen Fraktionen aus Bonn und dem Kreis begrüßten das Bahnprojekt als wichtigen Baustein für eine Verkehrswende. Groneck demonstrierte anhand von Untersuchungsergebnissen, wie viele Autoverkehr durch die attraktive Verbindung und die kurzen Reisezeiten eingespart werden könnte. Das Projekt, für das nach aktuellem Stand rund 391 Millionen Euro veranschlagt werden, ist nach Ansicht von Kommunalpolitikern und Planern nicht nur wegen der Pendlerströme wichtig. Auf der Rheinschiene Köln/Bonn, vor allem in Niederkassel, seien „nach wie vor weitere Zuwächse zu erwarten“, sagte der Projektleiter – nicht nur, weil beispielsweise Niederkassel noch Platz für Entwicklung habe, sondern auch, weil es aufgrund seiner Nähe zu den großen Zentren Köln und Bonn auch attraktives Zuzugsgebiet sei.