Vorsitzende des Integrationsrates Catherine Collin will der Eisbrecher sein

Niederkassel · Die neue Vorsitzende des Niederkasseler Integrationsrates Catherine Collin setzt auf Kommunikation statt auf Belehrung.

 Catherine Collin ist mit Leib und Seele dabei, wenn es um das Thema Integration geht.

Catherine Collin ist mit Leib und Seele dabei, wenn es um das Thema Integration geht.

Foto: Martina Welt

Sie entspricht schon dem Klischee einer Französin: Klein, zierlich und quirlig mit überbordendem Charme fängt Catherine Collin jeden ein, wenn sie sich für ihre Überzeugung stark macht. In der jüngsten Sitzung des Integrationsrates wurde sie zur Vorsitzenden gewählt und löst damit Ahmet Elmas ab, der aus beruflichen Gründen das Amt niederlegte.

Die gebürtige Französin hat sich einiges vorgenommen, denn inzwischen sind nur noch vier der einst acht Migrantenvertreter regelmäßig im Ausschuss, und die Außenwirkung des Integrationsrates lässt Raum für viel Verbesserungspotenzial. Eher unglücklich verlief zum Beispiel die Debatte rund um das Frauenschwimmen, das von den Migranten angeregt wurde. Es gab die Zeiten für Frauen im Helmut-Loos-Bad, die aber inzwischen zugunsten der Schulen und Vereine wieder kassiert wurden.

Ein großer Wurf ist das Integrationskonzept. Allerdings gibt es auch da noch viel zu tun, damit es nicht als gut gemeintes theoretisches Konstrukt in der Schublade landet. "Im Rathaus arbeiten Menschen, die immer ein offenes Ohr für das Thema Integration haben, das Konzept liegt auf dem Tisch, jetzt brauchen wir Impulse und stabile Projekte", fasst Collin zusammen. Die Mutter zweier Töchter sieht in ihrer Arbeit viele Parallelen zur Elternarbeit in den Schulen. Als Beispiel nennt sie den Förderverein. "Wenn es da keinen Eisbrecher gibt, dann passiert nichts." Dieser Eisbrecher möchte die 48-Jährige in Zukunft sein. "Meine Aufgabe ist es, die ersten Schritte zu gehen, damit die Menschen sehen, dass es den Integrationsrat gibt", formuliert sie es.

Mehr Neugierde, weniger Vorurteile lautet ihr Credo. Die gebürtige Französin hat lange Zeit erst in Süddeutschland, dann in Spanien gelebt, bevor sie mit ihrem Ehemann, einem waschechten Niederkasseler, vor sechs Jahren nach Rheidt zog. "Ich habe in drei verschiedenen EU-Ländern gelebt und weiß, wie man sich fühlt, wenn man zum Amt geht und es nicht klappt", sagt sie. Es gehe bei der Integration nicht darum, bestimmte Migrantengruppen zu bevorzugen. "Es geht um Integration für alle, und der Integrationsrat ist dazu die einzige politische Stimme", appelliert die engagierte Französin an alle Niederkasseler mit Migrationsgeschichte, mitzumachen.

Von kulturellen Identitäten will sie in diesem Zusammenhang nichts hören. "Was ist Kultur?", fragt sie und gibt dabei selbst die Antwort, denn für sie ist die Kultur, nach der man leben möchte, eine Privatsache. "Das einzige, was für alle gilt, ist das deutsche Gesetz. Welche Sprache die Eltern mit ihren Kindern sprechen oder welche Feste sie feiern, das kann jeder für sich selbst entscheiden." Collin weiß, dass ihre Aufgabe eine knifflige ist: Zu viele Ängste vor dem, was man nicht kenne, und Erwartungen, die oftmals nicht gerechtfertigt seien. Integration könne nur gelingen, wenn man miteinander rede. "Kommunikation statt Belehrung" fordert die Vorsitzende.

Besonders geeignet ist für sie das Umfeld der Kitas und Schulen. Schon in der kommenden Sitzung des Integrationsrates will sie den interkulturellen Kalender vorstellen. "Daran arbeiten wir seit geraumer Zeit, und darin sind viele Feste verzeichnet und erklärt. Die Erzieherinnen sollen von uns Material bekommen, das über die Bedeutung aller Feste von Pfingsten und Sankt Martin bis hin zu Yom Kippur und dem Zuckerfest informiert. Dabei geht es nicht darum, Feste zu feiern, die man gar nicht feiern möchte." Collin möchte informieren und ins Gespräch kommen, das ist für sie ein entscheidender Schritt hin zur Integration.

Sehr gut findet sie auch die Infomappe, die es bei der Anmeldung im Einwohnermeldeamt geben soll. "Als ich vor sechs Jahren hierher kam, musste ich mich durch einige Abteilungen telefonieren, bevor ein Mitarbeiter wusste, was ich meinte und mir die Mappe mit wichtigen Adressen aushändigte", sagt sie und hofft, dass sich inzwischen jeder, der sich als Neubürger anmeldet, über die vielen Informationen freuen kann.

Für den bevorstehenden Wahlkampf wünscht sich Collin, dass er besser vorbereitet werde als der letzte, an dem sich nur 7,53 Prozent der Migranten beteiligten. Und natürlich müssten auch die neuen Vertreter besser auf ihre Aufgaben vorbereitet werden, damit sie nicht im Laufe der Zeit die Lust an der politischen Arbeit verlören. Schließlich hätten die Migrantenvertreter mit acht Stimmen eine Mehrheit im Ausschuss. Das sei ihre Chance, etwas zu bewegen.

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