Fünf Vereine helfen mit Vorbereitungen für den Zoch in der Rheidter Wagenbauhalle

Niederkassel · Fünf Vereine basteln in der Rheidter Wagenbauhalle für den Straßenkarneval. Ohne Karl-Heinz Wessel, der 37 Jahre lang Vorsitzender des Theatervereins war, hätte es die Halle wohl nie gegeben.

 Viel Platz für die Rheidter Jecken (von links): Waltraud Rosenbaum, Hallenbau-Initiator und Ex-Prinz Karl-Heinz Wessel sowie Martina Säger stehen auf dem Wagen, der sich Stück für Stück in eine großen Kutsche verwandelt.

Viel Platz für die Rheidter Jecken (von links): Waltraud Rosenbaum, Hallenbau-Initiator und Ex-Prinz Karl-Heinz Wessel sowie Martina Säger stehen auf dem Wagen, der sich Stück für Stück in eine großen Kutsche verwandelt.

Foto: Martina Welt

Es herrscht Betrieb in der Wagenbauhalle im Gewerbegebiet Rheidt an diesem Dienstag. Rolf Heinrich, der gemeinsam mit Klaus-Dieter Waldt für den Bau des Festwagens des Rheidter Theatervereins zuständig ist, hämmert und werkelt an einem Gerüst, welches aus dem Festwagen eine Rokoko-Kutsche machen wird. Im benachbarten Raum hat sich eine engagierte Arbeitsgruppe gebildet, die eifrig die vielen tausend Rosen bastelt, die den Wagen bei den Umzügen durch die Stadt schmücken werden. Ende Januar soll der Festwagen des Theatervereins Rheidt fertig sein. Die beiden Rösser aus Kunststoff müssen noch bemalt werden, bevor sie die Kutsche ziehen, aus der die Jecken am Straßenrand mit Strüssjer und Kamelle beglückt werden.

„Wenn am Karnevalssonntag die Wagen aus der Halle herausgezogen werden, ist das ein tolles Bild und immer ein besonderer Moment“, freut sich die Vorsitzende des Theatervereins, Waltraud Rosenbaum, auf den bevorstehenden Straßenkarneval. Bis dahin ist jedoch noch eine Menge Arbeit zu erledigen. Die Jecken sind froh, dass sie das alles in ihrer großen Wagenbauhalle tun können. Ohne Karl-Heinz Wessel, der 37 Jahre lang Vorsitzender des Theatervereins war, hätte es die Halle wohl nie gegeben.

Jahrzehnte war er auf der Suche nach einer Unterkunft, und mit Hilfe des Ersten Beigeordneten der Stadt, Helmut Esch, der auch Vorstandsmitglied im Rheidter Festkomitee ist, war er 2004 endlich erfolgreich. Die 75 Meter lange und 5,5 Meter breite Halle aus Metall steht seit 2005 im Rheidter Gewerbegebiet am Gladiolenweg. Vorher mussten die Jecken ihre Wagen bei Bauern in Scheunen zusammenbauen. Man traf sich in Kellern, Partykellern und Wohnzimmern der Vereinsmitglieder. Das ging nicht immer gut, erinnert sich Wessel, der 1993 selbst Prinz im Rheidter Karneval war.

Lagerung bei der Porzer Bundeswehr

So habe man 1972 versucht, eine Schweißnaht zu verbessern, und dabei sei dann der ganze Wagen in Flammen aufgegangen, kann er sich noch an das größte Malheur der Vergangenheit erinnern. Gott sei Dank waren auch Feuerwehleute unter den Vereinsmitgliedern, der Feuerlöscher schnell zur Hand und der Schaden daher überschaubar. Es war jedoch kompliziert, in den Scheunen der Landwirte einen Wagen zu bauen. „Die Bauern haben vor und während der Karnevalszeit ihre Mähdrescher aus der Scheune genommen“, erzählt Wessel.

Nach Karneval wurden die Wagen dann bei der Porzer Bundeswehr untergestellt. Das Anmieten der Scheunen bei den Landwirten sei zudem immer teurer geworden, und so begab sich Wessel auf Grundstückssuche für eine eigene Halle. „Ich habe jahrelang ohne Erfolg gesucht“, erinnert er sich. Erst als sich Esch einschaltete, wurden die Pläne konkreter.

Er hatte mit Vertretern der Firma Porta gesprochen und das Grundstück im Gewerbegebiet ausfindig gemacht. „Wir fragten die anderen Vereine, ob Interesse bestünde, und bekamen Feedback“, sagt Wessel. Das Rheidter Festkomitee, die Hertha Rheidt, die „Knochenbrecher“ und die Abtsberg-Kicker machten mit und reservierten sich einen Teil der Halle. Jeder Verein hat einen eigenen Eingang und einen eigenen Stromzähler.

Rund 100.000 Euro kostete die riesige Halle aus Metall. Die Hälfte brachte der Theaterverein aus Vereinsrücklagen auf, der Rest wurde von den übrigen vier Vereinen gestemmt. Für den Theaterverein ein Glücksfall, denn auf dem Gelände können sie nun auch ihren großen Kostümfundus lagern. Auch die Bühnenkulissen für drei Theatergruppen werden in der Halle gebaut.

Alle zehn Jahre wird der Pachtvertrag für den symbolischen Euro pro Jahr neu verlängert. An den Telefonanruf der Firma Porta, bei dem er den Zuschlag für das Grundstück erhielt, kann sich Wessel auch noch sehr genau erinnern. „Danach habe ich die Vereinskassiererin sofort angewiesen, die zehn Euro für den Pachtzins für die nächsten zehn Jahre zu überweisen“, meint er schmunzelnd. Er findet es noch heute „toll und lobenswert“, dass es zu diesen sozialverträglichen Konditionen gekommen ist. „Mit der Halle haben wir dort nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten“, sagt Wessel, denn Versicherungen oder Reinigung in und um die Halle fallen in die Zuständigkeit der Vereine. „Wir müssen dafür sorgen, dass nichts passiert“, und das sei nicht immer einfach, denn die dunklen Ecken zögen nachts schon mal zwielichte Gestalten an.

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