Kommentar zur Verkehrssituation in der Region Wer übernimmt die Führungsrolle?

Meinung | Region · Während sich die Region im Klein-Klein der Verkehrspolitik verliert und wichtige Projekte wie die Rheinspange oder den Neubau des Tausendfüßlers blockiert, leidet die regionale Wirtschaft unter den Staus und der maroden Infrastruktur. Eine muss die Führungsrolle übernehmen, um Projekte voranzutreiben, meint unser Autor.

Staus ohne Ende: Die IHK fordert einen Runden Tisch Verkehr.

Staus ohne Ende: Die IHK fordert einen Runden Tisch Verkehr.

Foto: Meike Böschemeyer

Man kann die Augen nicht vor den Verkehrsproblemen der Region verschließen. Ebenso wenig lassen sich die Schwierigkeiten wegdiskutieren, auf die Vertreter von Handwerk und Wirtschaft hinweisen. Dass sich Unternehmerinnen wie Sabine Baumann-Duvenbeck und Handwerksmeister wie Guido Odenthal alleingelassen fühlen, ist verständlich. Sie müssen sich seit Jahren mit den immer schlimmer werdenden Bedingungen arrangieren.

Die Infrastruktur im gesamten Bundesgebiet ist in den vergangenen Dekaden derart vernachlässigt worden, dass es praktisch keine Strecke gibt, wo nicht umfangreiche Sanierungen anstehen. Die Situation am Tausendfüßler steht dafür exemplarisch. Ende dieses Jahres läuft die Genehmigung für den Tausendfüßler aus. Dann wird sich noch mehr Lkw-Verkehr aus der Region durch die Bonner Innenstadt quälen. Unterdessen blockiert die Bundesstadt ein zügiges Umsetzen der wichtigen Verkehrsverbindung zwischen links- und rechtsrheinischem Kreis. Natürlich ist ein Radschnellweg eine wichtige Maßnahme für die Verkehrswende. Bonn und die Region hätten ihre Energie aber schon wesentlich früher für solch eine Radwegeverbindung einsetzen können. Zudem muss sie auch nicht zwingend über die Nordbrücke führen.

Und die Rheinspange, die immer mehr Gegner auf den Plan ruft? Das haben solche Großprojekte an sich: Je länger es dauert, desto schwieriger werden sie umsetzbar. Die Autobahn GmbH, die das Projekt federführend plant und koordiniert, hat den Fortschritt der Planungen allzu lange schleifen lassen. Den positiven Schwung der einstigen Euphorie für das Projekt, das immerhin mal einstimmig von allen Gremien in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis beschlossen wurde, hat sie fahrlässig verspielt.

Die Vorzugstrasse sollte schon vor einem Jahr benannt werden. Je länger sie die Benennung aber zurückhält, desto mehr Gerüchte schießen ins Feld, desto mehr nimmt die allgemeine Akzeptanz ab. Und die Wirtschaft hat wieder das Nachsehen. Vor einem Jahr legte die IHK ein umfangreiches Positionspapier zum Verkehr in der Region vor. Aus der Politik und von den Kommunen gab es keine oder kaum Resonanz. Im Juli forderte die Kammer eine Art Runden Tisch und einen Masterplan Verkehr. In der Region muss endlich jemand die Führungsrolle dafür übernehmen. Noch sieht es aber danach aus, dass jede Kommune nach wie vor ihre ganz eigenen Tänze dreht. Das bringt niemanden wirklich weiter.

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