Bombenfund in Niederkassel Zweite Fliegerbombe entschärft

NIEDERKASSEL · Zum zweiten Mal in wenigen Wochen haben Überbleibsel aus dem zweiten Weltkrieg einige Niederkasseler aus ihren Wohnzimmern vertrieben. Zuerst sollte die Bombe aus der Ferne entschärft werden.

 Die Fünf-Zentner-Bombe vor dem Abtransport.

Die Fünf-Zentner-Bombe vor dem Abtransport.

Foto: Martina Welt

Offenbar hatte der Fünf-Zentner-Koloss so seine Tücken: Es dauerte nach der Evakuierung der benachbarten Wohnhäuser nochmals fast eine Stunde, bis die entschärfte britische Fliegerbombe, die in einem Baufeld zwischen Steinstraße und Rheinstraße entdeckt worden war, am Haken des Baggers hing, der sie zum Fahrzeug des Kampfmittelräumdienstes brachte. Aufatmen bei allen Beteiligten.

Von Sprengmeister Volker Lessmann war der Stress offenbar auch nach der erfolgreichen Entschärfung noch nicht abgefallen. Er gab weder den staunenden Bürgern noch der Presse einen Kommentar. "Sorgen Sie bitte dafür, dass alle hier verschwinden", lautete seine Anweisung. Lessmann telefonierte angespannt - und das ließ zunächst Raum für Spekulationen.

Ursprünglich sollte die Fliegerbombe aus der Ferne entschärft werden. Wie genau das vonstatten gehen sollte, wusste Bürgermeister Stephan Vehreschild. Auf den Zünder der Bombe, der diesmal noch intakt war, sollte eine Mechanik aufgesetzt werden, die dann mit zwei Kartuschen in Gang gesetzt werden sollte, um wiederum die Bombe zu entschärfen.

"Es wird dann einen Knall geben", versuchte der Bürgermeister auf das vorzubereiten, was möglicherweise kommen sollte. "Wenn kein zweiter, wesentlich lauterer Knall ertönt, ist alles in Ordnung", fügte er schmunzelnd hinzu. Es ertönte jedoch überhaupt kein Knall, das Ende der Aktion wurde lediglich sichtbar, weil der Bagger die Bombe aus dem rund vier Meter tiefen Loch hob.

Wie der General-Anzeiger auf Nachfrage bei der Bezirksregierung in Düsseldorf erfuhr, hat die geplante Fernentschärfung nicht funktioniert. "Nach Abwägung aller Risiken hat sich der Sprengmeister entschlossen, die Bombe trotz des höheren Risikos per Hand zu entschärfen", erklärte Pressesprecher William Wolfgramm am Abend.

Zuvor spulte die Stadtverwaltung gemeinsam mit der Polizei ihr Evakuierungsprogramm ab. Ab 11 Uhr wurden die Rheinstraße und das Areal in 250 Metern Entfernung rund um den Bombenfund auf dem Baufeld mitten in Lülsdorf gesperrt, rund 1100 Menschen waren davon betroffen. Das wiederum sorgte für eifriges Treiben im Kern des Stadtteils. Krankenwagen brachten Senioren und kranke Menschen in die Aula des Gymnasiums und in ein Seniorenwohnheim. DRK-Einsatzleiter Hartmut Kreutz berichtete von 15 Transporten mit dem Krankenwagen. Größere Zwischenfälle habe es nicht gegeben. Die etwa hundert Kinder, die sich zur Mittagszeit in der Katholischen Grundschule befanden, machten sich um 11.45 Uhr auf den Weg in Richtung Schulzentrum, wo sie zusätzlichen Sportunterricht hatten.

Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen fanden sich gut 30 Menschen in der Aula des Kopernikus Gymnasiums ein. Denn am 16. Oktober war eine 250-Kilo-Bombe an der Steinstraße gefunden worden (der General-Anzeiger berichtete). Für die Polizei gab es gestern fünf Einsätze, bei denen sie Amtshilfe leisten musste, weil Personen ihre Häuser nicht verlassen wollten. Einsatzleiter Oliver Holzki gab schließlich um 13.15 Uhr Entwarnung.

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