Kennzeichen SU Polizei im Rhein-Sieg-Kreis stellt Sicherheitskonzept für Karneval vor

Rhein-Sieg-Kreis · Polizei, Ordnungsdienste und Sanitäter erklären, worauf man an den tollen Tagen achten sollte. Wenn jemand betrunken wirkt, können auch K.o.-Tropfen im Spiel sein.

Beamte am Rande eines Karnevalszugs: Die Polizei will im Rhein-Sieg-Kreis in diesem Jahr wieder starke Präsenz zeigen und hat zusätzliche Kräfte der Bereitschaftspolizei angefordert. 

Beamte am Rande eines Karnevalszugs: Die Polizei will im Rhein-Sieg-Kreis in diesem Jahr wieder starke Präsenz zeigen und hat zusätzliche Kräfte der Bereitschaftspolizei angefordert. 

Foto: picture alliance/dpa/Federico Gambarini

Die Straßenverkehrsbehörde des Kreises, die Kreispolizei und die elf Kommunen in deren Zuständigkeitsgebiet haben gemeinsam einen Maßnahmenkatalog zu Karneval erarbeitet, „um dem erhöhten Sicherheitsbedürfnis angesichts der nach wie vor flächendeckend bestehenden abstrakten Terrorgefahr Rechnung zu tragen“, so Polizeisprecher Burkhard Rick. Behörden und Veranstalter möchten, dass die Jecken an den kommenden Tagen in den Sälen und auf den Straßen friedlich feiern können. Auch von Sanitätern und den Verbraucherzentralen gibt es dafür Tipps.

Sicherheit im Straßenkarneval: Polizei, Ordnungsämter und private Sicherheitsdienste werden verstärkt präsent sein und auch gemeinsam Kontrollen durchführen. Die Sicherheitskräfte werden insbesondere an Weiberfastnacht sowie bei den großen Karnevalsumzügen durch die Bereitschaftspolizei unterstützt. „Es ist allerdings nicht möglich, alle Karnevalsveranstaltungen zu berücksichtigen. Insbesondere für Feiern in Gaststätten und Sälen wird für die Veranstalter der Einsatz von qualifizierten Sicherheitsdiensten dringend empfohlen“, so die Kreispolizei.

Für große Umzüge und größere Veranstaltungen unter freiem Himmel sind verstärkte Absperrungen an neuralgischen Punkten vorgesehen. „Zugangs- und Personenkontrollen werden insbesondere bei abgesperrten stationären Feiern erfolgen“, erklärt Rick.

Bei Veranstaltungen müssen Teilnehmer mit Taschenkontrollen rechnen. Dabei werden Waffen wie Pfefferspray, Messer, Schlagwerkzeuge oder Gaspistolen und andere gefährliche Gegenstände sichergestellt. Das gilt auch, wenn ein Waffenschein vorliegt.

Die Feiernden werden generell gebeten, auf große Taschen und Rucksäcke zu verzichten. Die Bonner Polizei ruft zudem in jedem Jahr dazu auf, bei Kostümen auf Spielzeugpistolen, Patronengürtel, Schwerter und Handgranaten-Attrappen zu verzichten, da diese zum Teil täuschend echt aussehen.

Jugendschutz beachten: Nach wie vor gilt ein Augenmerk der Behörden dem Jugendschutz. Verbotene alkoholische Getränke werden bei Kindern und Jugendlichen sichergestellt. Wer als Erwachsener oder Händler illegal Alkohol an Minderjährige abgibt, muss laut Polizei mit einer Anzeige rechnen.

Präventionstipps der Polizei zum Schutz vor Übergriffen: Feiernde sollten sich möglichst in einer Gruppe aufhalten, in der man gegenseitig aufeinander achtet. Sie sollten außerdem mit Bekannten, Freunden oder Eltern regelmäßigen Kontakt halten und einen festen Treffpunkt vereinbaren. Bei Übergriffen oder bei Gefahr sollte man laut auf sich und die Situation aufmerksam machen, umstehende Personen ansprechen und konkret um Hilfe bitten, rät die Polizei. Und: „Haben Sie keine Scheu, den Polizeiruf 110 zu wählen.“

Fluchtwege freihalten: Bei den Umzügen sollten angrenzende Einmündungen und Kreuzungen von den Zuschauern möglichst frei gehalten werden, um einen schnellen Zugang für Einsatz- und Rettungskräfte zu ermöglichen. Die Freiflächen werden auch zur Evakuierung von Menschen im Gefahrenfall benötigt. „Besucher von Karnevalsveranstaltungen können ihren Beitrag zur Sicherheit leisten, indem Sie aufmerksam bleiben und ungewöhnliche Beobachtungen der Polizei, dem Ordnungsdienst oder den Sicherheitskräften melden“, so Rick.

Vorsicht vor K.-o.-Tropfen: Auch im Karnevalstrubel sollte man sein Glas stets im Auge behalten und am besten nur aus Flaschen trinken, die in Sichtweite frisch geöffnet wurden. Die Frauenzentren im Rhein-Sieg-Kreis informieren regelmäßig über die Gefahren von K.-o.-Tropfen. Ein Anzeichen ist, dass sich das Opfer wie in Watte gepackt fühlt. Auch plötzliche Gedächtnislücken und ein Gefühl der Willenlosigkeit können Hinweis auf K.-o.-Tropfen sein. Plötzliche Übelkeit und/oder Schwindel sind weitere Symptome, ebenso plötzliche Euphorie.

Wer sich unwohl fühlt, sollte Begleiter oder Sanitäter ansprechen. Wenn Freundinnen oder Freunde scheinbar zu viel getrunken haben und sich seltsam verhalten, sollte man sie auf keinen Fall alleine lassen. „Wende dich sofort an ein Krankenhaus oder an die Polizei, wenn du befürchtest, dass dir K.-o.-Tropfen verabreicht wurden“, lautet der Rat der Frauenzentren, der nicht nur für Frauen und Mädchen gilt.

Rettungsdienste:  Ob Deutsches Rotes Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Arbeiter-Samariter-Bund oder Johanniter-Unfall-Hilfe – die Hilfsorganisationen haben über die tollen Tage ihren intensivsten Einsatz. Dabei appellieren die Sanitäter an die Vernunft der großen und kleinen Jecken, denn Übergriffe gegen Rettungskräfte sind immer wieder an der Tagesordnung. „Allerdings hält sich das an den zwei intensiven Tagen noch einigermaßen in Grenzen, weil die Polizeipräsenz auch sehr hoch ist“, sagt ein Rettungssanitäter.

Der Rat der Hilfskräfte für den Straßenkarneval: Gut essen und warm einpacken. Klar, wenn Spaß und Freude im Vordergrund stehen, dann ist auch Alkohol im Spiel. Und das nicht nur bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, auch ältere Jecken, die zu tief in die Flasche geschaut haben, sind ein Fall für die Sanitäter.

Manchmal reiche es, wenn Patienten im Sanitätszelt kurz ruhen und versorgt werden, in schweren Fällen geht es ab ins Krankenhaus. Minderjährige werden in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt der Obhut der Eltern übergeben. Erschöpfung, Kreislaufprobleme, Unterkühlung und Verletzungen – das sind laut Rettungsdiensten die häufigsten Ursachen für ihren Einsatz. Oft kommen auch mehrere Dinge zusammen.

Schädliche Substanzen in Schminke und Kostümen: Die Verbraucherzentralen im Rhein-Sieg-Kreis haben ihren ganz eigenen Blick auf Gefahren im Karneval. Unschöne Folgen kann nämlich auch die Verkleidung haben. „Farb- und Konservierungsstoffe in der Schminke oder schädliche chemische Substanzen in Kostümen können die Haut empfindlich reizen“, warnt Gabi Bock, Umweltberaterin in den Beratungsstellen Siegburg und Trois­dorf.

Vor dem Tragen sollten Outfits aus dem Kostümhandel gewaschen werden. Brandgefährlich können synthetische Kostüme und Perücken werden: Deshalb immer Abstand zu Funken und Feuer halten. Wer Spaß-Kontaktlinsen trägt, sollte auf Hygiene achten. Die Hornhaut des Auges kann bei längerem Tragen außerdem durch Sauerstoffmangel geschädigt werden.

Bei Karnevalsschminke raten die Verbraucherschützer zu zertifizierter Naturkosmetik, „die frei ist von Mineralölen, Silikonen, synthetischen Farbstoffen und anderen Inhaltsstoffen, die Haut und Umwelt belasten können“. Wasserfarben seien hautfreundlicher als solche auf Fettbasis, denn sie verstopften die Poren nicht und ließen sich mit Wasser und Seife leicht abschminken.

Mikroplastik: Nicht nur beim Wurfmaterial ist in diesem Jahr der Plastikverzicht Thema (der GA berichtete). „Der Glitzerkram fürs Gesicht besteht aus kleinen Plastikteilchen, die nach den tollen Tagen als Mikroplastik in der Umwelt noch lange weiterleben“, so die Verbraucherzentralen.

Sie weisen darauf hin, dass Glitter aus dem Biokunststoff PLA (Polymilchsäure) oft als „biologisch abbaubar“ bezeichnet werde. Das dauere aber sehr lange, sodass es gegenüber sonstigem Plastik kaum einen Vorteil gebe. Nach der Maskerade sollte man Glitter und Schminke nicht einfach abwaschen, sondern mit einem Papiertuch abwischen und im Restmüll entsorgen.

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