Unendliche Geschichte: Supermarkt in Birlinghoven 14 Jahre für eine einzige Antwort

SANKT AUGUSTIN · Am Mittwoch hat Gerhard Richter eine Frage beantwortet bekommen, die ihn seit mittlerweile 14 Jahren beschäftigt. Richter ist der frühere Ortsvorsteher von Birlinghoven. Und seit Rainer Gleß 2001 als Technischer Beigeordneter in Sankt Augustin begonnen hatte, fragte Richter ihn: "Was macht mein Markt?"

14 Jahre lang stellte Richter immer wieder die Frage nach dem fehlenden Nahversorger - bis gestern. Denn "sein Markt" kommt bald, genauer gesagt: im Dezember. Dann soll der neue "Netto" eröffnen, der Investor will den fertigen Bau am 25. November an die Supermarktkette übergeben.

Gestern legte Bürgermeister Klaus Schumacher nun den Grundstein - sehr zur Freude von Richter. "Ich kann nur sagen: endlich. Jetzt muss ich Gott sei Dank nicht mehr meine Frage stellen", bekannte Richter. Er hatte sogar einen Fraktionsantrag aus dem Jahr 1997 dabei, der sich damals bereits mit einem möglichen Nahversorger in Birlinghoven beschäftigte. "Eigentlich warten wir also schon 18 Jahre", sagte Richter mit einem Schmunzeln.

Alle Beteiligten erinnerten an den komplizierten Weg bis zur Grundsteinlegung: Schließlich stammt der ursprüngliche Bebauungsplan aus dem Jahr 2003. Investor Stoffel, Bertz & Partner kaufte das Grundstück sechs Jahre später und wollte "zeitnah einen Nahversorger präsentieren", sagte Investor Jürgen Adolphs und fügte an: "Manchmal malen die Mühlen langsam. Ich hätte mir gewünscht, wir hätten uns hier schon einige Jahre früher treffen können."

Erhebliche Probleme bei der Erschließung

Tatsächlich sorgte die Erschließung des Marktes von der Pleistalstraße aus für erhebliche Probleme . Sie ist eine Landesstraße, somit war der Landesbetrieb Straßen NRW plötzlich mit im Boot. Also musste die Stadt den Bebauungsplan anpassen und sich mit dem Landesbetrieb einigen.

Ein langwieriger Prozess, zumal die Ortsdurchfahrt verlängert werden musste und der geplante Linksabbieger sich zum Zankapfel entwickelte. "Es war mehr als ärgerlich, wie sehr sich das Abstimmungsverfahren in die Länge gezogen hat", sagte Schumacher. Und Architekt Michael Velde sprach von "sechs Jahren Quälerei", bis man nun an diesem Punkt angelangt sei.

Mittlerweile sind laut Rainer Gleß alle Fragen geklärt, auch wenn einige Unterlagen vom Landesbetrieb noch nicht unterschrieben angekommen sind. "Aber es ist alles auf dem Postweg und damit rechtssicher."

Das Investitionsvolumen von Stoffel, Bertz & Partner beträgt 2,2 Millionen Euro. Der Supermarkt hat eine Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern, die 70 Parkplätze nehmen 2500 Quadratmeter ein. Auch eine Bäckerei mit Café ist in dem Gebäude untergebracht. Und: Das Dach soll begrünt werden, laut Architekt Velde ein Novum auf einem "Netto"-Markt.

Sichtlich erleichtert war auch Richters Nachfolgerin Heike Borowski. Die Ortsvorsteherin hatte sogar eine Dienstreise unterbrochen, um persönlich bei der Grundsteinlegung dabei zu sein - ganz so, als wolle sie mit eigenen Augen sehen, ob das lange Warten nun wirklich bald ein Ende hat. "Ich wusste gar nicht mehr, was ich den Leuten noch sagen sollte. Die Bürger haben mir ja kaum noch geglaubt, wenn ich gesagt habe, dass der Supermarkt kommt."

Geht alles glatt, haben die Birlinghovener ab Mitte Dezember "ihren eigenen" Supermarkt im Ort. Gerhard Richter wird es freuen. Rainer Gleß sprach ihn gestern direkt an und sagte: "Ich bin froh, heute ihre Frage beantworten zu können: Ihr Markt kommt." Richter registrierte es, sagte zum General-Anzeiger aber auch: "So richtig glaube ich erst daran, wenn die Eröffnung ist." Dabei hatte er ein Lächeln im Gesicht.

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