25 Jahre BUND Rhein-Sieg Im Einsatz für den Naturschutz

Rhein-Sieg-Kreis · Zwischen Vogelschutz und Verwaltungsklage: Seit 25 Jahren gibt es eine BUND-Kreisgruppe im Rhein-Sieg-Kreis. Die blickt im Jubiläumsjahr zurück auf Erfolge und Niederlagen.

 Von der Tongrube zum Naturschutzgebiet: Achim Baumgartner und seine Mitstreiter kümmern sich um das Areal in Niederpleis.

Von der Tongrube zum Naturschutzgebiet: Achim Baumgartner und seine Mitstreiter kümmern sich um das Areal in Niederpleis.

Foto: MEIKE BÖSCHEMEYER/MEIKE BÖSCHEMYER

 Mitten im Naturschutzgebiet nimmt er sich Zeit für ein kurzes Gespräch. Achim Baumgartner und seine Mitstreiter sind an diesem Nachmittag mit der Wiesenpflege zugange. Das Gelände der früheren Tongrube hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) seit 2016 gepachtet. Seine Kreisgruppe Rhein-Sieg hat in diesem Jahr ein kleines Juliäum: Es gibt sie seit 25 Jahren. Achim Baumgartner ist ihr Sprecher und Frontmann.

Viele verbinden den BUND unweigerlich mit dem Papst. Der sollte zum Ende des Weltjugendtages 2005 nach Sankt Augustin kommen und zusammen mit Hunderttausenden auf dem Flugplatz in Hangelar eine Messe feiern. Soweit kam es nie. Der BUND Rhein-Sieg wollte unter anderem die bedrohte Kreuzkröte schützen und protestierte gegen den Massenauflauf auf dem Rollfeld. „Sagen wir mal so, hätten wir diese Diskussionen nicht angefangen, wäre die Zulassung der Veranstaltung schnell durch gewesen“, sagt Baumgartner im Rückblick. Er kämpfte 2004 mit dem BUND Rhein-Sieg gegen die Papstmesse auf dem Flugplatz. Viele Menschen seien damals sehr erbost darüber gewesen, sagt er.

Die Kreisgruppe setzte sich trotzdem durch und landete ihren wohl bekanntesten Coup: Der Papst durfte nicht in Hangelar auftreten, die Abschlussmesse musste in den ehemaligen Braunkohletagebau Frechen ausweichen. „Das war das erste Mal, dass wir gezeigt haben: Wir klagen auch“, sagt Baumgartner.

Heute, 16 Jahre nach dem Weltjugendtag in Deutschland und 25 Jahre nach der Gründung des BUND Rhein-Sieg, stützt die Kreisgruppe etliche Projekte. Manchmal zieht sie für ihre Ziele vor Gericht. Nicht alles lief erfolgreich in einem Viertljahrhundert Naturschutzarbeit. Vieles schon.

Wildvogelhilfe nimmt mehr als 1000 Vögel im Jahr auf

So ist der BUND Rhein-Sieg seit 2012 Träger der Wildvogelhilfe Rheinland. Angelika Bornstein, heutige Stationsleiterin, hatte die Vogelrettung fünf Jahre zuvor gegründet. Und zwar auf ihrem Privatgrundstück im Eitorfer Ortsteil Bach. 2020 konnten Bornstein und ihr Team mehr als 1000 Wildvögel aufnehmen, viele von ihnen retten und wieder auswildern. Mittlerweile nimmt die Station mehr als fünfmal so viele Vögel auf, wie zu Gründungszeiten. Der BUND unterstützt die Arbeit finanziell und organisatorisch.

Nördlich von Bonn pflegt die Kreisgruppe eine alte Kulturlandschaft: Oberhalb von Bornheim-Botzdorf sollte eigentlich Quarz abgebaut werden, später drohte dann eine Sondermülldeponie. Es kam anders. Seit 1996 steht das Gebiet unter Naturschutz und ist heute bekannt als Obstblütenlandschaft. Der BUND kümmert sich seit rund zehn Jahren um das Gelände und pflanzt ehrenamtlich neue Obstbäume.

Trotz dieser erfolgreichen Projekte: Der BUND Rhein-Sieg macht sich immer wieder unbeliebt. Gerade, wenn die Mitglieder der Kreisgruppe gegen die Entscheidungen von Kommunalpolitikern oder Verwaltung vorgehen. Naturschutz-Klagen vor Gericht gehören mit zur Arbeit des BUND. Ein bis zwei Klagen organisiere die Kreisgruppe mittlerweile im Jahr, sagt Baumgartner. Und: „Man könnte jede Woche eine Klage anstoßen, wenn es nach dem Bedarf geht.“

Nicht immer erfolgreich

Es gehe dem BUND nicht darum Recht zu haben. Das Problem sei die Politik vor Ort: „Wir klagen ja nicht, weil wir Sachen nicht gut finden, sondern weil es eine in der Regel gefestigte Rechtsprechung gibt, die von den Kommunen oft nicht beachtet wird“, sagt Baumgartner. Nicht immer hat der BUND mit seinem Einsatz Erfolg, etwa im Fall des Naturschutzgebiets Siebengebirge. 2019 fällte der Rhein-Sieg-Kreis etliche Fichten im Bad Honnefer Stadtwald. Offiziell, um den Borkenkäfer zu bekämpfen. Der Stadtwald gehört zum Naturschutzgebiet und der BUND klagte vor dem Verwaltungsgericht Köln gegen das Fällen der Bäume. In zweiter Instanz ging er dann vor das Oberverwaltungsgericht Münster. Beide Instanzen urteilten: Die Fichten dürfen gefällt werden.

Baumgartner ärgert sich noch heute über die Niederlage. Die Gerichte hätten den Fall falsch eingeschätzt: „Es ist kein Automatismus, dass man Fichten fällt, wenn sie vom Borkenkäfer befallen sind.“ Es sei dem Kreis damals um das Holz gegangen, nicht darum, den Borkenkäfer zu bekämpfen. Das sei eine schmerzliche Niederlage gewesen.

Der BUND will auch in Zukunft für Naturschutz kämpfen: Draußen im Gelände und manchmal vor Gericht. Am vergangenen Sonntag feierte die Kreisgruppe Rhein-Sieg ihr 25-jähriges Bestehen: im Wiesen- und Weidenzentrum in Sankt Augustin.

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