„Hotti on stage“ im Haus Menden 46 Laien-Schauspieler kämpfen um eine Rolle

Sankt Augustin · Beim Augustiner Theater-Casting bewarben sich 46 Laien-Darsteller um eine von 19 Rollen in Durians Kinder-Klassiker „Kai aus der Kiste“.

 Viele wollen als Schauspieler überzeugen: Casting in Haus Menden für den Kinderbuch-Klassiker "Kai aus der Kiste".

Viele wollen als Schauspieler überzeugen: Casting in Haus Menden für den Kinderbuch-Klassiker "Kai aus der Kiste".

Foto: Susanne Haase-Mühlbauer

Die Atmosphäre in Haus Menden ist entspannt. Ein paar Jugendliche sitzen salopp auf ihren Sitzen, lesen das Theaterskript, während sie einer Gruppe auf der Bühne aufmerksam bei der Darstellung der Theaterszene zuhören. Vor ihnen sitzen in der ersten Reihe vier Juroren am Jurorentisch: Eva Protzek, Marcel Schupp, Sebastian Kremer mit Theater-Praktikantin Leni Wittbrodt.

Spätestens seit den erfolgreichen Fernsehformaten, wie „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Germany´s next Topmodel“, sind Castingshows auch für Kinder und Jugendliche nichts Fremdes mehr. Die Shows haben es sogar in Form von Spielen direkt in die Kinderzimmer geschafft, denn der Wettstreit um die beste Leistung erzeugt – unter fachmännischen Augen und einem mehr oder weniger strengen Jury-Urteil - einmal mehr Spannung und Abenteuer-Feeling.

Jugendbuch von Wolf Durian

Das weiß Emma Drischel, 12, aus Niederpleis zu bestätigen. Sie hat bereits an sechs Castings mitgewirkt und kennt die Aufregung, die sich bei Theaterleuten Lampenfieber nennt. „Die Anspannung ist immer da“, sagt die Schülerin, die auch weiß, dass hier überzeugter Schauspiel-Einsatz belohnt wird. Bereits drei Mal hatte die begabte Nachwuchs-Schauspielerin Erfolg und ergatterte eine der begehrten Rollen.

Diesmal geht es um ein Stück, das trotz seines Alters von fast hundert Jahren eine zeitlose Faszination besitzt. Der bereits legendäre Titel „Kai aus der Kiste“ stammt aus der Feder des deutschen Jugendbuchautors Wolf Durian und erschien 1926 als Jugendbuch. In der Theaterfassung gibt es nun 19 Rollen zu vergeben, was nur beim ersten Blick nach einem großen Angebot aussieht, denn als Bewerber lieferten sich am Wochenende die stolze Zahl von 46 Laien-Schauspielern ein Rennen um die Rolle. „Am schlimmsten ist es, jemandem absagen zu mussen“, gesteht Eva Protzek, die als gelernte Schauspielerin seit 2017 die Projektleitung und Regie bei „Hotti on stage“ innehat und zuletzt „Tintenherz“ auf die Bühne brachte. „Die Kinder sind so begabt und haben so viel Potenzial in sich, dass es wirklich schwer fällt, auch nur einem einzigen Bewerber abzusagen“, sagt Protzek. „Aber wir müssen leider solche Entscheidungen treffen und freuen uns dann immer, wenn die Kinder den Mut haben, auch noch ein Jahr später zu einem anderen Theater-Casting zu uns zu kommen und es noch einmal zu versuchen.“

Kostenloses Theaterangebot

Als älteste Bewerberin hat sich am vergangenen Samstag auch die Siegburgerin Margarete Geist, 75, um eine Rolle beworben. „Es würde mir einfach Spaß machen, dabei zu sein. Ich bin viel mit dem Fahrrad unterwegs und bin mir sicher, dass Theater-Spielen ebenfalls fit hält“, erklärt Geist ihre Theater-Motivation. Als Entwicklungshelferin hat die aus Ostpreußen stammende Siegburgerin in verschiedenen Ländern gelebt und war lange Jahre Leiterin eines Botschafts-Kindergartens. „Kinder sind in vielen Dingen lockerer als Erwachsene. Mit ihnen etwas gemeinsam zu entwickeln, hat mir auch früher schon immer Freude bereitet.“

Die Freude am Bühnenspiel, bei dem auch die Fähigkeit zur Improvisation immer ganz oben steht, war dem Ensemble bereits jetzt anzumerken. Wer die begehrten Rollen bekommt, steht noch nicht fest. Dazu müssen sich die Juroren noch beraten.

Das Dabeisein ist den Nachwuchsmimen ein wichtiges Anliegen. Vielleicht auch, weil ein Vierbeiner namens Joshi zum Schmusen und Spielen immer während der Proben dabei ist. Darüber freute sich besonders der siebenjährigen Elliot Dillon, dem der Theaterhund „einfach nur Spaß“ machte.

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