Unternehmen in Corona-Zeiten 60 Prozent der Sankt Augustiner Betriebe in Existenznot

Sankt Augustin · Die Wirtschafsförderungsgesellschaft hat Sankt Augustiner Unternehmen über die Folgen der Corona-Krise befragt. Deren Fazit: Die Pandemie hat viele Firmen stark angeschlagen.

 Vor verschlossenen Türen standen während der Hochzeit der Corona-Pandemie die Kunden im Huma in Sankt Augustin. Öffnen durften nur Geschäfte zur Deckung des dringenden Bedarfs.

Vor verschlossenen Türen standen während der Hochzeit der Corona-Pandemie die Kunden im Huma in Sankt Augustin. Öffnen durften nur Geschäfte zur Deckung des dringenden Bedarfs.

Foto: Thomas Heinemann

Die Corona-Pandemie hat viele Unternehmen in Sankt Augustin wirtschaftlich stark angeschlagen. 60 Prozent geben an, dass die Auswirkungen des Lockdowns für sie existenzbedrohend sind. 19 Prozent der Unternehmen hatten Umsatzeinbußen von mehr als 50 Prozent, 22 Prozent nahmen mindestens 25 Prozent weniger ein. Das ist das Ergebnis einer Befragung, die die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Sankt Augustin (WFG) vorgenommen hat. Bürgermeister Klaus Schumacher, der auch Geschäftsführer der WFG ist, Prokurist Edgar Bastian und Wirtschaftsförderer Yannick Rein stellten die Ergebnisse am Mittwoch im Rathaus vor.

Mit einer Beteiligung von mehr als 20 Prozent sei das Ergebnis auf jeden Fall repräsentativ, meinte Bastian. 109 von 500 Unternehmen gaben bereitwillig Auskunft über ihre derzeitige Lage und Perspektiven. Immerhin: 41 Prozent der befragten kleinen und mittleren Unternehmen gaben an, dass die Krise keine oder nur geringe Auswirkungen auf ihre Existenz habe. Gut ein Viertel hat bislang gar keine Rückgänge in der Auftragslage verzeichnet und rechnet auch nicht damit. 17 Prozent sagen aus, dass die Situation in nächster Zeit noch nicht abschätzbar sei, 65 Prozent rechnen mit weiteren Einbußen.

Auswirkungen auf Investitionsverhalten

Mit 37 Prozent stellen die Dienstleister den größten Anteil unter den Augustiner Unternehmen, gefolgt von Handwerk (16 Prozent) und Einzelhandel (13 Prozent). Groß sind die Betriebe nicht. Die Hälfte beschäftigt maximal fünf Mitarbeiter. Kurzarbeit haben rund 43 Prozent angemeldet. Zwölf Prozent werden wohl betriebsbedingte Kündigungen aussprechen. 66 Prozent teilten mit, sie würden ihre Belegschaft behalten, 14 Prozent suchen sogar noch Fachkräfte.

Natürlich hat die Krise auch Auswirkungen auf das Investitionsverhalten: 33 haben solche Pläne verschoben, 15 Prozent komplett gestrichen.

Bei den in Anspruch genommenen Hilfsmaßnahmen rangiert die NRW-Soforthilfe auf Platz eins: 40 Prozent haben sie beantragt. Laut Schumacher sind auch die Anträge auf Steuerstundungen so hoch wie nie: 13 Prozent wollen ihre Gewerbesteuer abstottern.

„Bei der Befragung ging es uns nicht nur darum, einen Überblick über die Situation der Unternehmen bei uns zu bekommen, sondern auch wertvolle Hinweise zu bekommen, wie wir gemeinsam durch diese schwierige Zeit kommen“, sagte Bastian. „Wir haben eine ganze Reihe von Hinweisen und Wünschen aufgeschrieben, die wir abarbeiten.“

Nachfrage nach persönlicher Beratung und Unterstützung steigt

Überrascht waren die städtischen Wirtschaftsförderer, dass viele Unternehmen die persönliche Beratung und Unterstützung nachfragen, und das vor allem bei vier Themen: bei der Sicherung und Gewinnung von Fachkräften, bei der Digitalisierung des Geschäftsumfelds, bei der Frage nach Fördermitteln und der Weiterbildungsförderung. „Wir haben ein Netzwerk von 30 Kooperationspartnern – von der IHK bis zur Hochschule Bonn/Rhein-Sieg und können den Unternehmen wirklich in jeder Frage behilflich sein“, so Bastian.

„Interessant“ sei, wie viele Unternehmen kaum über Fördermöglichkeiten beispielsweise bei der Ausbildung wüssten, ergänzte Schumacher. „Wenn wir im Gespräch etwa aufzeigen, wie ein Betrieb zum Beispiel bei der Ausbildung und Einstellungen eines jungen Menschen mit Behinderung unterstützt wird, dann sehen wir in viele erstaunte Gesichter.“

Den Bürgermeister treibt auch ein anderer Aspekt der Krise um: Weniger Umsätze bedeuten für die Kommune auch weniger Einnahmen bei der Gewerbesteuer und den Schlüsselzuweisungen. „Die Prognose unseres Kämmerers sieht nicht gut aus“, so Schumacher. Er rechne für die nächsten fünf Jahre mit einem Defizit von rund 27 Millionen Euro.

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