Guido Hackelbusch: Der Herr der Bücher Abschied von der Hochschulbibliothek der Steyler Missionare

SANKT AUGUSTIN · Als Guido Hackelbusch vor 41 Jahren in der Hochschulbibliothek der Steyler Missionare seinen Dienst begann, war er noch Herr über 70.000 Bücher. Bei seinem Renteneintritt im Oktober 2017 zählte die Bibliothek 350.000 Schriften.

 Offiziell ist Guido Hackelbusch im Ruhestand, doch den Großteil seiner Zeit widmet er weiter den Büchern in der Bibliothek und der Bücherhalle der Steyler Missionare in Sankt Augustin.

Offiziell ist Guido Hackelbusch im Ruhestand, doch den Großteil seiner Zeit widmet er weiter den Büchern in der Bibliothek und der Bücherhalle der Steyler Missionare in Sankt Augustin.

Foto: Monika Zierden

Offiziell ist Guido Hackelbusch seit Oktober 2017 in Rente und hat die Leitung der Hochschulbibliothek der Steyler Missionare an Dorothy Gockel abgegeben. Der frisch gebackene Ruheständler hat seitdem nach eigenen Worten allerdings „keine Zeit mehr“. Die Hälfte seiner früheren Arbeitszeit hilft er noch in der Hochschulbibliothek aus, die andere, neu gewonnene Hälfte der Zeit, steckt er nun in die Bücherhalle der Steyler Missionare.

2010 brachten fünf Sattelschlepper rund 150 000 Bücher aus dem Bestand der Bibliothek in Mödling bei Wien, die aufgelöst worden war. Seitdem werden die Bücher katalogisiert. Und das dauert: pro Buch mindestens eine Stunde Arbeit. „Das möchte ich noch in Ordnung bringen“, sagt Hackelbusch pflichtbewusst. Allerdings ist seine Arbeit in der Klosterbibliothek für ihn etwas Besonderes. Er liebt Bücher, die Bibliothek und seinen Beruf: „Ich bin durch und durch ein Bücherwurm.“ Dabei hatte er ursprünglich Förster werden wollen, was ihm seine Eltern allerdings ausredeten – „etwas mit Büchern wäre gut“, waren sie der Meinung, dabei hatte seine Mutter nie ein Buch gelesen.

Der heute 65-Jährige studierte in Bonn und kam auf Anraten des Siegburger Benediktiner-Paters Mauritius nach Sankt Augustin. Dieser unterrichtete ihn damals in Kalligraphie und machte ihn auf eine der theologisch wichtigsten Bibliotheken Deutschlands aufmerksam. Was 1977 mit 70 000 Büchern und einer mechanischen Schreibmaschine zum Katalogisieren begann, wuchs rasant. Heute verteilt sich die Bibliothek im Kloster auf zwei Etagen mit fünf Zwischenetagen und beinhaltet rund 350 000 Bücher. „Es ist eine riesen Entwicklung“, blickt Hackelbusch stolz auf die vergangenen 41 Jahre zurück. Katalogisiert wird heute digital.

44-Jährige schreibt an Doktorarbeit

Das älteste Buch ist eine „Inkunabel“ aus dem Jahr 1490 von Johannes Duns Scottos. Der Druck des theologischen Werkes erfolgte noch mit einzelnen beweglichen Lettern. Gebunden in Schweins- und Ziegenleder oder Pergament finden die alten Schätze genauso ihren Platz in der Bibliothek wie neu erschienene Bücher. Über 100 Bibeln zählen dazu. Auch wenn der Bestand jährlich um rund 2000 Bücher anwächst, so sind inhaltlich circa 80 Prozent in Latein verfasst. Allein 100 Sprachversionen der Bibel gibt es im Bestand. Häufig ist auch die alte Frakturschrift dabei. „Nicht-Muttersprachler tun sich schwer damit“, weiß Guido Hackelbusch.

Seine Kunden sind neben den Angehörigen des Ordens auch die Studenten der theologisch-philosophischen Hochschule der Steyler. Für sie ändert sich mit dem Leitungswechsel nicht viel. Dorothy Gockel ist diplomierte Theologin und hat selbst die Bibliothek zu Studienzwecken genutzt. Die Übernahme der Leitungsstelle sei für sie „die Erfüllung“ gewesen. Als studentische Hilfskraft begann sie vor einigen Jahren bei Hackelbusch. „Er war mein Lehrer und bester Chef, den es gibt“, so Gockel

Aktuell schreibt die 44-Jährige ihre Doktorarbeit und besucht Fortbildungen, um sich ins Bibliothekswesen einzuarbeiten. Die Quereinsteigerin wuchs in Troisdorf-Eschmar auf und lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Bonn. Für Guido Hackelbusch ist sie die beste Besetzung für seinen Posten, sodass er sich fortan auf die Bücherhalle – den Bücherflohmarkt – im Klosterpark konzentrieren kann.

Verkauf am Freitag

Der Second-Hand-Büchermarkt wurde 2010 gegründet. Als Basis dienten die aussortierten Bücher aus der Mödlinger Bibliothek, heute kommen ständig Bücherspenden dort an. „Jeden Tag bekommen wir Bücher angeboten“, freut sich Hackelbusch: „Noch nehme ich alles an.“ Die Bücher stammten meist aus Nachlässen, die niemand haben möchte, oder zuweilen auch Bestände von Militär und Bundeswehr. „Tadellos erhaltene Bücher kommen in die Halle“, sagt der 65-Jährige. „Wir achten sehr auf inhaltliche Qualität.“ Massenware oder schlecht erhaltene Literatur wandert in den Altpapiercontainer. Doch selbst hierfür bekommen die Steyler Geld.

Freitags gibt es einen Verkauf für alle Interessierten. Hackelbusch wird dabei von ehrenamtlichen Helfern unterstützt, denn die Bücher werden sortiert, eingeräumt und nach Interessengebieten systematisch geordnet. Besonders erfreulich war der Verkauf eines botanischen Nachschlagewerks für 2200 Euro. Raritäten sind selten und gerade theologische Titel gehen direkt in die Hochschulbibliothek: „Das hat Priorität, aber das wissen die Leute auch“, weiß Hackelbusch aus Erfahrung. Auch wenn die Arbeit sehr zeitintensiv ist, so freut er sich mit seinem Team sehr über den Erfolg. Rund 1300 Euro nehmen sie in drei Stunden Verkauf durchschnittlich ein.

Mit dem Erlös unterstützen die Missionare Projekte in Entwicklungsländern. Allein in 2017 kamen so 60 000 Euro zusammen. Das entschädigt dann auch, wenn er schmunzelnd zugibt: „Viel Freizeit – Pustekuchen.“

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