Aktionsplan Inklusion Arbeit und Beschäftigung waren Themen der ersten Bürgerwerkstatt

SANKT AUGUSTIN · Die Stadt Sankt Augustin arbeitet derzeit an einem Aktionsplan Inklusion. Damit sollen erste wichtige Schritte für mehr Barrierefreiheit in der Stadt eingeleitet werden. Und wie schon beim Stadtentwicklungsplan sowie beim Huma-Bebauungsplan setzt die Stadtverwaltung auf ein bewährtes Schema, um die Bürger mit ins Boot zu holen - das Werkstattverfahren.

 Sankt Augustiner diskutieren in der Bürgerwerkstatt, wie Behinderte besser in den Arbeitsmarkt integriert werden können.

Sankt Augustiner diskutieren in der Bürgerwerkstatt, wie Behinderte besser in den Arbeitsmarkt integriert werden können.

Foto: Repro: GA

Zur ersten Bürgerwerkstatt hatten sich 25 interessierte Sankt Augustiner eingefunden, um zum Thema "Arbeit und Beschäftigung" auszuloten, wo es in Sankt Augustin hakt und was erforderlich ist, damit sich Menschen mit Handicap besser in den Arbeitsmarkt integrieren können. Gute Beispiele, Kritik und Ideen wurden in zwei Gruppen zusammengetragen. Die Ergebnisse finden nun Eingang in den Aktionsplan.

Menschen mit Behinderung sind eher selten auf dem allgemeinen Ausbildungs- und Beschäftigungsmarkt zu finden. Wie gelingt es aber, behinderten jungen Menschen einen Ausbildungsplatz zu erhalten? Wie können Arbeitnehmer, die mit einer Behinderung konfrontiert werden, wieder in den Beruf einsteigen? Welche Beschäftigungsangebote gibt es bereits oder fehlen in Sankt Augustin außerhalb und auch innerhalb des allgemeinen Arbeitsmarktes? Das waren nur einige der Fragen, mit denen sich die Gruppe befasst hat.

Neben Betroffenen waren auch Vertreter einiger Institutionen und Einrichtungen ins Rathaus gekommen, um sich in die Diskussion einzubringen. Eine Kernaussage war, dass es für Betroffene und deren Angehörige oft schwierig ist, das Angebot und die Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt zu durchschauen.

Daraus ergab sich der Wunsch, dass etwa Schulen, Unternehmen und Behörden auf kommunaler, Landes- oder Bundesebene besser zusammenarbeiten sollten. Die ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten der Stadt Sankt Augustin seien zwar eine gute Unterstützung. Trotzdem sei es wünschenswert, zusätzlich einen kommunalen Behindertenbeauftragten als zentralen Ansprechpartner zu etablieren.

Edgar Bastian, Wirtschaftsförderer der Stadt Sankt Augustin, berichtete aus der Praxis, dass viele Firmen in der Stadt bereits Behinderte eingestellt haben oder ihnen Praktikumsplätze anbieten. "Gerade über ein Praktikum eröffnet sich erst vielen Behinderten die Möglichkeit, ihre Leistungsfähigkeit zu zeigen und anschließend einen qualifizierten Arbeitsplatz zu erhalten", so Bastian.

Aus diesem Grund arbeiten Marika Bast und Kerstin Krey von der Jugendberufshilfe der Stadt und dem Integrationsfachdienst Bonn/Rhein-Sieg eng mit den Förder- und Hauptschulen zusammen. Ziel ist, jedem Schüler nach dem Abschluss den Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Bereits ab der achten Klasse wird darauf geachtet, welche Interessen und Fähigkeiten ein Schüler mitbringt. Über persönliche Kontakte zu Unternehmen oder der Arbeitsagentur wird dann ein individuell passender Praktikumsplatz vermittelt, der häufig anschließend in eine Ausbildung führt.

Zwei Mütter, deren Kinder eine Autismus-Spektrum-Störung haben, wiesen darauf hin, wie schwierig es sei, nach Ende der Schulzeit ein Angebot zu finden, in dem die Jugendlichen angemessen unterstützt und beschäftigt würden. Ortrud Keppel vom Integrationsfachdienst betonte, dass es leichter sei, körperbehinderte Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Geistig behinderten Menschen müssen häufig noch alternative Beschäftigungsangebote gemacht werden. Dabei haben sie oft besondere Begabungen, die sie auf einem geeigneten Arbeitsplatz und bei entsprechender Betreuung positiv einsetzen können.

Potenzielle Arbeitgeber über die Möglichkeiten der Beschäftigung behinderter Menschen und die unterschiedlichen Förderungsmöglichkeiten aufzuklären, hat sich die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn unter anderem zum Ziel gesetzt. "Hierfür ist eigens ein Mitarbeiter eingestellt worden", berichtete Dario Thomas von der IHK. Der sei Ansprechpartner für die Unternehmen, knüpfe aber auch als Netzwerker Kontakte zu anderen Einrichtungen, Behörden und Entscheidern.

Info

Die nächste Bürgerwerkstatt zum Thema "Mobilität und Barrierefreiheit" findet am Donnerstag, 27. März, ab 19.30 Uhr im Rathaus, Markt 1, statt. Weitere Informationen gibt es auch unter www.sankt-augustin.de/inklusion

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