Wegen Bombenentschärfung in Köln Asklepios Kinderklinik wurde kurzfristig zur Notunterkunft

Sankt Augustin · Die Asklepios Kinderklinik ist diese Woche zur vorübergehenden Notunterkunft geworden. Wegen einer Bombenentschärfung in Porz mussten mehrere junge Patienten aus Köln verlegt werden. Unterdessen ist die Zukunft der Sankt Augustiner Kinderklinik nach wie vor ungewiss.

 Liebevoll kümmert sich eine Krankenschwester um ein Kind aus Porz, das kurzfristig nach Sankt Augustin verlegt wurde.

Liebevoll kümmert sich eine Krankenschwester um ein Kind aus Porz, das kurzfristig nach Sankt Augustin verlegt wurde.

Foto: Meike Böschemeyer

Die Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin ist über Nacht zur Notunterkunft geworden. Fünf Kinder aus dem Krankenhaus Porz am Rhein in Köln wurden am Dienstagnachmittag mit Krankenwagen nach Sankt Augustin gebracht. Hintergrund: Am vergangenen Freitag war in der Nähe der Kölner Klinik ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Das Krankenhaus musste wegen der Entschärfung am Dienstag und Mittwoch evakuiert werden.

Während ein Großteil der Patienten aus der Kölner Klinik vor der Evakuierung entlassen werden konnte, mussten fünf Kinder aufgrund einer schwerwiegenden Erkrankung weiter versorgt werden. Die Älteste von ihnen ist acht Jahre alt, das jüngste Kind ein Frühgeborenes. Für Gerd Horneff, Ärztlicher Direktor der Asklepios Klinik, ist die kurzfristige Aufnahme dieser jungen Patienten eine Bestätigung dafür, dass die Kinderklinik keinesfalls schließen dürfe. „Wir werden gebraucht“, sagt Horneff. Zu behaupten, dass der Standort Sankt Augustin für die Versorgung in der Region nicht notwendig sei, ist seiner Ansicht nach nicht haltbar. „Wenn wir anderen Krankenhäusern helfen können, dann tun wir das auch sofort“, so der Mediziner.

Asklepios-Konzert hat Klage eingereicht

Weil in der Kinderklinik derzeit Personal fehlt, kamen nicht nur die fünf jungen Patienten aus Köln nach Sankt Augustin. Auch drei Krankenschwestern aus Porz erklärten sich bereit, die Kinder im Schichtdienst selbst zu betreuen. „Es wäre sehr schade, wenn die Klinik hier schließen müsste“, sagt eine dieser Krankenschwestern, die namentlich nicht genannt werden möchte. „Wir haben in Porz keine Intensivstation für Kinder“, erklärt sie. Sankt Augustin sei die erste Anlaufstelle, sobald Patienten verlegt werden müssten.

Die Zukunft der Kinderklinik ist nach wie vor ungewiss. Zuletzt hatte der Asklepios-Konzern das Land Nordrhein-Westfalen und die Universitätsklinik Bonn auf Schadenersatz verklagt, weil er ihnen die Schaffung von Konkurrenzstrukturen in der Kinderherzmedizin vorwirft. Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster und Kommunalpolitiker aus Sankt Augustin werben ebenso für den Erhalt des Klinikstandorts wie Elternvertreter und niedergelassene Kinderärzte.

Die Kölner Bombentschärfung ist nur ein Beispiel für die Zusammenarbeit der regionalen Kliniken. Die Sankt Augustiner Spezialisten haben in den vergangenen zwei Monaten 20 Kinder aus umliegenden Krankenhäusern übernommen, die dort nicht optimal behandelt werden konnten. Außerdem ist ein eigener Babynotarzt im Einsatz, der bereits über 260 Babys aus Geburtshilfeeinrichtungen im Umkreis in die Kinderklinik begleitet hat.

Chefarzt Horneff sieht positive Signale für Standort Sankt Augustin

Beim WDR-Stadtgespräch in Sankt Augustin machten kürzlich zahlreiche Eltern auf die Bedeutung der Kinderklinik aufmerksam: kurze Wege, familiäre Atmosphäre, hohe Fachkompetenz. Pflegekräfte und Mediziner meldeten sich ebenfalls zu Wort und trugen dabei die Botschaft „Wir bleiben da“ als Anstecker am Revers. Rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Kinderklinik verlassen, seit bekannt wurde, dass die Kinderherzspezialisten an die Bonner Unikliniken wechseln (der GA berichtete).

 Oberarzt Valentin Oellers checkt Unterlagen, auf den Bildschirmen im Vordergrund sind Herzfrequenzen von kranken Kindern zu sehen.

Oberarzt Valentin Oellers checkt Unterlagen, auf den Bildschirmen im Vordergrund sind Herzfrequenzen von kranken Kindern zu sehen.

Foto: Meike Böschemeyer

Chefarzt Horneff sieht unterdessen positive Signale für den Standort Sankt Augustin. Seit Monaten werde der Betrieb umstrukturiert und teilweise mit neuer Technik ausgestattet. „Ich bin zuversichtlich, dass die Klinik nicht geschlossen wird“, sagt er. Das bestätigt am Mittwoch auch Beatrix Wiebe, Leitende Ärztin der Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, die in der Kinderklinik Neugeborene sowie kritisch erkrankte Kinder versorgt. „Wenn ich nicht überzeugt wäre, dass die Klinik notwendig ist, würde ich nicht bleiben“, erklärt Wiebe. Der Rhein-Sieg-Kreis sei zu groß, um den Standort aufzugeben.

Die fünf Kinder aus Köln konnten am Mittwochnachmittag zurück in das Krankenhaus nach Porz gebracht werden. Wie die Stadt Köln mitteilte, wurde der Blindgänger gegen 12.45 Uhr entschärft. Die knapp 24-stündige Verlegung nach Sankt Augustin haben die jungen Patienten gut überstanden, wie die Kölner Krankenschwestern kurz vor dem Rücktransport betonen. „Wir haben uns hier gut aufgehoben gefühlt“, sagt eine von ihnen.

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