Kinderuni in Sankt Augustin Auf der Suche nach dem Glück

SANKT AUGUSTIN · Die Kinderuni Rhein-Sieg, die von der Alanus Hochschule in Alfter und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Rheinbach und Bonn für Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren kostenlos angeboten wird, ging der Frage nach: "Hans im Glück - auch ohne viel Geld?".

Im Hörsaal: Reiner Clement spricht mit den Teilnehmern der Kinderuni über das Glück.

Foto: Thomas Heinemann

Was braucht der Mensch, um glücklich zu sein? Philosophen, Psychologen, Religionen und auch nahezu jeder Mensch haben da ihre ganz eigenen Theorien. Im Grimmschen Märchen "Hans im Glück" ist es gar der komplette Verlust von Gütern des Wohlstandes, die zuvor Hans nicht nur Freude, sondern auch Ballast waren. Eine Theorie, der sich Professor Reiner Clement, Vizepräsident für Innovation und Regionale Entwicklung an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, am Donnerstagabend mit einer besonderen Studiengruppe näherte.

Eine gute Arbeit in der Schule zu schreiben, einen Geldschein zu finden, viele Freunde zu haben, das sei Glück, sagten die Kinder - oder mache zumindest glücklich. Was hinter dem Glück steht, wie es sich messen und beeinflussen lässt, das erfuhren die Kinder im anschließenden Mitmachseminar. Spannendes Wissen, von der Physik des Papierfliegens über die Bewohner des Waldes bis zur Bedeutung von Wasser für das irdische Leben, das alles verständlich und spielerisch verpackt, das ist das Konzept der Kinderuni.

Kinderuni bedeutet weitaus mehr als "Kinder spielen Uni", als eine Spielerei, wie Reiner Clement auf Nachfrage erklärt: "Wir möchten Kinder bereits früh für bestimmte wissenschaftliche Disziplinen begeistern. Dies gilt vor allem für den MINT-Bereich - Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Technik. Und zwar Mädchen wie Jungen gleichermaßen. Es gibt dort bekanntermaßen in Zukunft zum Teil Nachwuchsprobleme im Land der 'Erfinder und Denker'. Auch Hochschulen können daher dazu beitragen, dass schon frühzeitig Interesse an solchen Disziplinen geweckt wird."

Eine Nachhaltigkeit, die weit über das Kinderuni-Diplom, das die Kinder nach erfolgreichem Besuch der Veranstaltungsreihe erhalten, hinaus geht: Kinder, die freiwillig abends noch einmal die Schulbank drücken, sind das "Streber"? "Nein, natürlich nicht. Es sind aber sicher Kinder, die bestimmte Eigenschaften mitbringen wie Neugier, Interesse an Wissenschaft und der Vermittlung von spannenden Themen", erklärt der Professor für Volkswirtschaftslehre. Wie unter Studierenden auch gebe es bei den Teilnehmern eine Art Normalverteilung bei Neugierde und Kreativität: "Allerdings stellen Kinder manchmal die interessanteren Fragen."

Bleibt die Frage nach Hans im Glück. Gibt es ein Geheimrezept, um glücklich zu sein? Professor Reiner Clement: "Leider nein. Es gibt eine Vielzahl von Ratgebern, die sich stark ähneln. Die Glücksforschung zeigt aber, dass etwa 40 Prozent des Glücks biologisch verortet sind, das heißt durch Ausschüttung von Hormonen begleitet wird. Dies können wir also teilweise selbst beeinflussen, wenn wir zum Beispiel Lachen, Sport treiben oder Ähnliches."

Auch mit dem käuflichen Glück, etwa jetzt zur Weihnachtszeit, ist das so eine Sache, klärt der Wissenschaftler auf: "Auch durch Geld oder materielle Güter lässt sich das Glück steigern - allerdings nur temporär, da wir uns stets vergleichen mit anderen, die noch mehr haben, und uns an den Umfang materieller Güter gewöhnen. Das bedeutet, die Glückskurve wächst nicht proportional mit dem materiellen Reichtum, sondern flacht nach Erreichen einer bestimmten Grenze stark ab."

Wichtig ist dem Professor aber ein Signal für alle Glückssuchenden: "Für einen Großteil des Glücks sind wir selbst verantwortlich. Glück lässt sich also nicht kaufen, wohl aber selbst gestalten. Dies ist doch vor Weihnachten eine schöne Botschaft."