Dirk Kaftan dirigiert Beethoven Orchester Bonn spielt in Hangelar
Sankt Augustin · Der Generalmusikdirektor Dirk Kaftan dirigierte in der Hangelarer Nachbarschaft Beethovens 5. Sinfonie. Seit mehr als 80 Tagen musiziert die Nachbarschaft gemeinsam.
Das Beethoven Orchester Bonn hat am Mittwochabend in Hangelar die 5. Sinfonie von Ludwig van Beethoven unter freiem Himmel gespielt. Seit mehr als 80 Tagen musiziert die Nachbarschaft an der Ecke Brahms-/Richard-Wagner-Straße auf Initiative von Thomas Ludes, der im Orchester das Fagott spielt und in Hangelar zu Hause ist. Ludes trommelte zwölf seiner Musikerkollegen zusammen. Generalmusikdirektor Dirk Kaftan übernahm das Dirigat.
Als am 22. März bundesweit aufgerufen wurde, in die Ode an die Freude („Freude schöner Götterfunken“) einzustimmen, machten die Anwohner mit. Seither treffen sie sich jeden Abend um 18 Uhr und singen zusammen. Das Repertoire umfasst mittlerweile 29 Lieder, darunter „Marmor, Stein und Eisen bricht“ und „Kein schöner Land“. Nachdem die Sinfonie verklungen war, schallte der Ruf nach Zugabe durch die Straße.
Blech- und Holzblasinstrumente erklingen auf offener Straße
Humorvoll rief Kaftan in die Runde: „Wir spielen noch was ganz Kurzes, aber dann brauchen wir wieder drei Monate Pause.“ Üblicherweise betritt der Chefdirigent im Frack die Bühne. Nach Hangelar kam er, wie das Dutzend Musiker, gekleidet im T-Shirt. Die Zugabe, es gab den Gefangenenchor aus Verdis Oper Nabucco, dirigierte der Co-Direktor der Bonner Oper, Marco Medved. Dass Streicher, Blech- und Holzblasinstumente und sogar die Pauke auf offener Straße erklangen, war auch für die Musik erprobte Nachbarschaft ungewöhnlich. „Wir möchten die hundert auf jeden Fall voll machen“, sagte Regina Reintgen voll Motivation. Die Anwohnerin strahlte vor Begeisterung – so wie alle anderen. Die Nachbarn waren sich in den zurückliegenden Wochen näher gekommen, haben Liedblätter für das offene Singen gedruckt.
„Herr Diegler ist 93 und hat uns Geschichten von früher erzählt“, so Reintgen. Als „In unserm Veedel“ erklingt, sind alle gerührt und singen mit: „Dat schönste, wat mer han, schon all die lange Jahr, is’ unser Veedel“. Thomas Ludes bedankte sich bei den Zuhörern für den langanhaltenden Applaus: „Ihr glaubt gar nicht, wie viel uns dieses Regen ähnliche Geräusch bedeutet.“ Auch Kaftan war sichtlich begeistert von so viel nachbarschaftlichem Miteinander: „Von Hangelar geht ein Funke in die Welt!“