Prozessauftakt vor dem Bonner Landgericht Betrugsprozess startet mit wenigen Angeklagten

Bonn/Sankt Augustin · Eine Bande von falschen Teppichhändlern soll unter anderem in Sankt Augustin Senioren um hohe Summen betrogen haben. Jetzt müssen sich fünf Angeklagte vor dem Bonner Landgericht verantworten.

Vor dem Bonner Landgericht muss sich seit Donnerstag eine Bande von angeblichen Teppichhändlern verantworten.

Foto: dpa/Oliver Berg

Von den fünf Angeklagten waren nur zwei zum Prozessauftakt erschienen. Vor dem Bonner Landgericht hat am Donnerstagmorgen das Verfahren gegen eine mutmaßliche Bande von Betrügern begonnen. Die Männer im Alter zwischen 32 und 72 Jahren – unter ihnen zwei Brüder mit ihrem Vater – sollen als falsche Teppichhändler in wechselnder Beteiligung Senioren jeweils um höhere fünfstellige Summen betrogen haben. Die Angeklagten sind Teil einer größeren Gruppe, deren elf Mitglieder im vergangenen Herbst in einer Polizeiaktion in Köln, Frankfurt und im Rhein-Erft-Kreis verhaftet worden waren. Die fünf Männer sind derzeit haftverschont, von mangelndem Willen vor Gericht zu erscheinen, geht aber nicht einmal der Staatsanwalt aus.

Die drei fehlenden Angeklagten – der 72-jährige Vater, sein 36-jähriger Sohn und ein 47-Jähriger – sind allesamt positiv auf das Coronavirus getestet worden. So waren zu Verfahrensbeginn nur der 32-jährige Sohn und ein 56-jähriger Angeklagter angereist. Letzterer ist ebenfalls krank und auf zusätzliche Sauerstoffgabe angewiesen. Der Mann war aber mit Zustimmung seiner Ärzte trotzdem nach Bonn gekommen. Die sieben Anwälte waren daher deutlich in der Überzahl.

Den Männern wird zur Last gelegt, mittels echter Kundendaten von Teppichhäusern, die sie von einem Verwandten erhalten haben sollen, insgesamt sieben Senioren um mehrere hunderttausend Euro betrogen zu haben.

Vertrauen von Senioren erschlichen

Nachdem sich immer wieder einander ähnelnde Betrügereien ereignet hatten, gründete die Polizei des Rhein-Sieg-Kreises im Sommer 2019 die Ermittlungsgruppe „Hereke“. Das ist der Name einer türkischen Küstenstadt, aus der auch der extrem wertvolle Bodenbelag eines Sankt Augustiner Ehepaars stammte. Unter dem Vorwand einen Verkauf in die Schweiz zu organisieren, sollen die Bandenmitglieder den Teppich unterschlagen und vorab für Reinigung und Provision 5250 Euro kassiert haben.

Um sich das Vertrauen ihrer Opfer zu erschleichen, sollen die Angeklagten den durchgängig älteren Geschädigten immer wieder herzzerreißende Geschichten von schwerkranken und hilfsbedürftigen Familienmitgliedern erzählt haben. Wann mit einem Urteil zu rechnen ist, ist derzeit wegen der unklaren Terminlage noch nicht abzusehen.