„Oberkommissar Breit“ nahm Senior aus Bewährungsstrafe für dreisten Betrug

SIEGBURG/SANKT AUGUSTIN · Vor einem Schöffengericht in Siegburg hatte sich jetzt ein 26-Jähriger wegen zweifachen Betruges in besonders schwerem Fall zu verantworten. Gemeinsam mit weiteren Mittätern soll er im Mai 2016 von einem Mann aus Sankt Augustin zunächst 50.000 Euro ergaunert haben.

 Das Gericht verhängte eine Bewährungsstrafe von elf Monaten.

Das Gericht verhängte eine Bewährungsstrafe von elf Monaten.

Foto: dpa

Bei einem weiteren Versuch, an noch mehr Geld zu kommen, fasste die Polizei den Angeklagten schließlich. Das Gericht verhängte eine Bewährungsstrafe von elf Monaten.

Der 88-jährige promovierte Physiker erhielt am Abend des 29. Mai gegen 20.30 Uhr einen Anruf von einem „Oberkommissar Breit“. Der tischte eine unglaubliche Geschichte auf: In der Wohnstraße des Geschädigten sei ein Ehepaar überfallen und gefesselt worden. Auch er sei in Gefahr.

Bei einem weiteren Anruf erklärte der vermeintliche Oberkommissar, von vier Tätern sei einer gefasst, man habe auch ein Auto aus Hamburg gesehen, wahrscheinlich handele es sich um eine Bande. Außerdem habe man Hinweise zur Bank des Geschädigten gefunden. Da gehe es um Falschgeld. Der Physiker solle nun nicht mehr von seinem Telefon aus Anrufe führen, die Leitung werde gehackt.

88-Jähriger hebt 50.000 Euro von Konto ab

Wie das Opfer weiter dem Gericht vortrug, bekam er am folgenden Tag wieder einen Anruf, die Täter hätten seine Bankdaten, seine Konten seien in Gefahr und er solle doch das Geld vorsorglich bei der Bank abheben, denn die Bank handele mit Falschgeld. So gewannen die Täter oder der Täter das Vertrauen des alten Mannes. Und der hob tatsächlich 48 000 Euro von seinem Depot und weitere 2000 Euro vom Girokonto ab. Die Täter meldeten sich wieder, erzählten etwas davon, das Haus des Opfers werde nun bewacht. Ein Bote komme, um das Geld zu holen. Der würde das Codewort „gelbe Rose“ nennen und sich damit gewissermaßen ausweisen. So geschah es dann auch. Später riefen die Täter an und erklärten, nur 6000 Euro seien echt, das übrige Geld gefälscht.

Als am 29. Mai der Sohn des Opfers aus dem Urlaub zurückkam und sogleich Verdacht schöpfte, alarmierte er die Polizei. Als dann am 30. Mai sich die Betrüger wieder meldeten, der alte Mann solle vorsorglich auch noch seinen Bausparvertrag über 44.000 Euro auflösen und das Geld abholen, stellten die Kripo eine Falle.

Das Opfer ging zum Schein auf die Forderung ein und am Dienstag, 31. Mai, kam es gegen 16.30 Uhr zu der vermeintlichen Geldübergabe. Die Beamten griffen zu und nahmen den „Boten“ sowie einen weiteren Täter, der in einem Auto saß, fest.

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