Verwahrlosung und Kleinkriminalität im Wohnpark Niederpleis Bewohner: Fühlen uns wie im Niemandsland
Sankt Augustin · "Es ist immer noch nicht schön, aber vieles hat sich gebessert, seit wir mit unserer Initiative dieses Jahr aktiv geworden sind", sind sich Margret Datz und Marco Requierme einig. Sie leben beide seit Jahrzehnten in den Hochhäusern am Niederpleiser Rügerpark und hängen an ihrem Zuhause, von dem sie sich wünschen, dass man ihm etwas mehr Beachtung schenken möge.
So schön es rund um den Monte Quasten und den Teich im hinteren Teil des Parkes sein mag - dieser Teil wurde 2013 vom General-Anzeiger als schönster Park der Stadt bewertet -, rund um die Wohnhäuser sei die Situation alles andere als zufriedenstellend.
"Wir sind ein Randbezirk von Niederpleis und die Mülldorfer fühlen sich für uns auch nicht zuständig", formuliert es die einstige Lehrerin Margret Datz.
Sie wohnt seit Mitte der 90er Jahre im Eibenweg. "Ich wehre mich dagegen, dass wir hier auf das Abstellgleis der lokalen Politik geschoben werden", meint sie, und Requierme, der seine Kindheit im Wohnpark noch in bester Erinnerung hat, pflichtet ihr bei. "Man hat das Gefühl, dass man hier im Niemandsland lebt."
Es gebe auch keinen Ratsvertreter mehr, der im Wohnpark sein Zuhause habe, beklagen beide. Nur wenige der Bewohner dort seien überhaupt wahlberechtigt, glauben sie den Grund dafür zu kennen. Was die beiden besonders ärgert: Sobald der Müll vom Bauhof beseitigt wurde, was inzwischen einmal in der Woche der Fall ist, sieht es am nächsten Tag rund um die Sitzbänke wieder genauso aus wie vorher. Noch allzu gut erinnern sie sich an die besseren Zeiten des damals geradezu revolutionären Wohnparks. "Damals wohnte hier das Who is Who von Sankt Augustin", meint Datz lächelnd. Inzwischen gebe es immer mehr sozial schwache Bewohner in den Hochhäusern, der Anteil der Migranten sei sehr hoch.
"Wir haben überhaupt nichts dagegen, dass hier Menschen mit Migrationshintergrund leben", stellt Requierme klar. Der Flugbegleiter hat selbst Migrationshintergrund, denn seine Mutter ist Philippinin. "Die Migranten, mit denen ich hier im Wohnpark groß geworden bin, sprechen alle deutsch und sind gut integriert", berichtet er. Das sei bei vielen der neuen Nachbarn nicht mehr der Fall. Er wisse selbst am besten, dass es Kulturen gebe, in denen die Entsorgung des Mülls auf der Straße nichts Ungewöhnliches sei. "Wir müssen mit den Menschen reden und uns um sie kümmern", glauben die beiden, sonst gehe es mit dem Stadtteil in Niederpleis immer mehr bergab. Deshalb haben sie die Aktion Sauberer Park gestartet.
Die einstige Lehrerin hat sich um Unterrichtsmaterial bemüht, das sie über den städtischen Beigeordneten Marcus Lübken an die Stadtteilwohnung und die benachbarten Grundschulen verteilt hat. Es wurden Plakate gemeinsam beim alljährlichen Parkfest in mehreren Sprachen entwickelt und aufgehängt und Flugblätter verteilt. Der marokkanische Kulturverein wurde mit ins Boot geholt, und das Müllproblem wurde beim Freitagsgebet thematisiert.
Müllsituation hat sich verbessert
Ein besonderes Lob haben die beiden für die Leiterin der Stadtteilwohnung, Ute Braun, parat. "Sie macht mit den Kindern einen tollen Job, besucht den Park und versucht das Bewusstsein der Kleinen zu schärfen für ihre Umgebung", schwärmt Datz.
Auch wenn sich die Müllsituation inzwischen durchaus verbessert habe - aktuell tun sich neue Probleme im Park auf. Schon um 10 Uhr morgens werde auf den Bänken Alkohol konsumiert und die Hinterlassenschaften blieben liegen. Auch Kleinkriminalität und Treffen von Wohnungslosen gebe es in den uneinsehbaren Ecken des Parks. "Ein subjektives Gefühl der Unsicherheit macht sich breit und die ohnehin kleine Mittelschicht im Wohnpark verlässt die Häuser", beschreibt Requierme die Entwicklung.
"Wir wünschen uns mehr Präsenz von den Politikern, aber auch von der Polizei." Letztere haben die beiden in diesem Jahr erst einmal im Rügerpark gesehen.