Ranzen und Rucksäcke für Kinder Biker in Sankt Augustin finden doch Abnehmer für Spenden
Sankt Augustin · Die Biker der Bundespolizei in Sankt Augustin hatten vor, Ranzen und Rucksäcke für Kinder zu spenden. Doch zunächst wollte die Sachen niemand haben. Jetzt ist aber alles anders: Das Interesse ist so groß, dass die Biker an weitere Spenden denken.
Noch vor zwei Tagen war Friedhelm Bepperling maßlos enttäuscht, weil niemand die Spende der Biker in der Bundespolizei (BiB) in Sankt Augustin haben wollte. Ranzen, Schultüten und Rucksäcke im Wert von mehreren Tausend Euro wollten die Biker Flüchtlingskindern für den Schulanfang spenden – doch niemand schien sich dafür zu interessieren. Nach der Veröffentlichung wendete sich nun das Blatt. Bepperling bekam seitdem mehr Anfragen, als die BiB bedienen können.
„Am Abend liefen schon die ersten zehn E-Mails bei mir ein, am nächsten Tag waren es dann noch mal rund 80“, sagt er. Und noch ist das Ende der Mailflut nicht in Sicht. Ihn erreichen Nachrichten auf Deutsch, Englisch und Russisch. Viele Zuschriften kommen nicht nur von Betroffenen selbst, sondern auch von Nachbarn, die auf die Bedürftigkeit zugezogener ukrainischer Mütter mit Kindern hinweisen. „Die Bedürftigen trauen sich häufig nicht selbst zu schreiben“, sagt er.
Siegburger Kinderheim bekommt Rucksäcke
Und es seien nicht nur Kinder aus geflüchteten Familien, auf die er aufmerksam gemacht werde, sagt Bepperling. So hat Monika Bähr, die Vorsitzende des Katholischen Vereins für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis (SKM), die Idee der Biker, bedürftigen Kindern zum Schulanfang Ranzen und Schultüten zu spenden, bei den Tafeln bekannt gemacht. „Das ist eine super Aktion, Einschulungen kosten heutzutage viel Geld, das kann sich nicht jeder leisten“, sagt Bähr. Aus den Bereichen Sankt Augustin und Eitorf wurden so auch bereits etliche Bedarfe angemeldet.
Das Siegburger Kinderheim Pauline-von-Mallinckrodt wird ebenfalls Rucksäcke, Ranzen oder Schultüten erhalten. Mittlerweile muss Bepperling eine Auswahl unter den Anfragen vornehmen. Anders als noch zwei Tage zuvor, als er hoffte, für jeden Ranzen ein Kind zu finden, hofft er nun darauf, die Zahl der Ranzen, Schultüten und Rucksäcke noch aufzustocken.
Projekt „Guter Schulstart für ukrainische Flüchtlingskinder“
Das wäre auch möglich. Die Biker haben das Projekt „Guter Schulstart für ukrainische Flüchtlingskinder“ zur Teilnahme an der Spendenaktion eines großen Discounters angemeldet und sind damit auf Platz eins in der Filiale gelandet. „Wenn wir wirklich die 1500 Euro erhalten, setze ich das Geld auch noch in Ranzen um“, erklärt Bepperling. Außerdem hat die Hilfsorganisation Care weltweit den Verein auf Initiative eines Bikerfreundes mit 20 gefüllten Schulranzen unterstützt.
Biker in der Bundespolizei sind heute ein eingetragener Verein. Gestartet sind sie als Stammtisch von Motorradfahrern in der Bundespolizei. Die Vereinsgründung beschlossen die Biker schließlich, um jedes Jahr Spenden für einen guten Zweck sammeln zu können. Heute haben sie auch Mitglieder, die keine Polizisten sind.
Veranstaltungen coronabedingt abgesagt
Die Spendenziele waren in den vergangenen 20 Jahren meist persönlichen Kontakten zu verdanken. So spendeten die Biker bereits im Frühjahr an einen Kindergarten in Euskirchen 6000 Euro, weil das Hochwasser seine Matschanlage komplett zerstört hatte. Corona war in den vergangenen beiden Jahren ein Problem für die Biker, weil die Veranstaltungen, bei denen sie sonst Spenden sammeln, ausfielen. Bei den Biker-Camps beispielsweise trafen sich alljährlich viele Hundert Biker zu einem Korso mit anschließendem Gottesdienst und gemeinschaftlichem Beisammensein. Dabei öffneten sie auch ihre Brieftaschen.
In Zukunft wollen sie ihre Spendenziele anders ermitteln. Der Verein will öffentlich dazu aufrufen, dass Organisationen und Vereine ihre Wünsche mitteilen. In einem Auswahlverfahren soll dann das Projekt gefunden werden, das die jährliche Spende erhält. „Das macht die ganze Sache transparenter und weniger zufallsabhängig“, hofft Bepperling. Es sollen auf jeden Fall auch künftig konkrete lokale Projekte für Kinder sein, die dann in die nähere Auswahl kommen. „Es kann auch sein, dass wir uns nochmals in der Flüchtlingshilfe engagieren“, ergänzt Bepperling.