Schienenprojekte in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis Fortschritte bei Linie 18 und der Stadtbahnlinie nach Köln

Rhein-Sieg-Kreis/Bonn · Der Rhein-Sieg-Kreis rechnet täglich mit der Förderzusage für den Ausbau der Linie 18 und der rechtsrheinischen Rheinuferbahn Bonn-Niederkassel-Köln – sonst geht es nicht weiter. Unterdessen lahmt es bei der Beseitigung eines Engpasses auf der Strecke der Linie 66 in Bonn.

Zum Ausbau des Schienennetzes gehört auch eine Taktverdichtung der Linie 66.

Zum Ausbau des Schienennetzes gehört auch eine Taktverdichtung der Linie 66.

Foto: GA/Benjamin Westhoff

Mit drei Schienenprojekten will die Region in Eigenregie das Bahnnetz ausbauen. Für zwei der drei Projekte meldet sie jetzt einen positiven Zwischenstand. Sowohl bei der Stadtbahn-Neubaustrecke Bonn – Niederkassel – Köln im Rechtsrheinischen als auch beim vollständigen zweigleisigen Ausbau der Linie 18 zwischen Brühl und Bonn im Linksrheinischen sei man im Zeitplan. André Berbuir, Abteilungsleiter im Amt für Kreisentwicklung und Mobilität des Rhein-Sieg-Kreises, sagte in der gemeinsamen Planungsausschusssitzung von Bonn und Rhein-Sieg-Kreis, er erwarte für beide Projekte „praktisch täglich“ die Zusage für die Förderung von Planungsleistungen zur Bildung eines Planungsvorrats (FöRi-Planungsvorrat) für Schieneninfrastrukturvorhaben des ÖPNV.

Was sich so umständlich anhört, ist ein neues, finanziell deutlich aufgestocktes Förderprogramm des Landes. Das Land Nordrhein-Westfalen übernimmt damit bis zu 90 Prozent der Kosten für die Planung, die standardisierten Bewertungen und die Machbarkeitsstudien. Die kosten alle viel Geld. Voraussetzung für die Förderung ist, dass die Projekte im besonderen Interesse des Landes liegen. Und das tun diese beiden Vorhaben. Sobald das Geld bewilligt ist, kommt die Region der Umsetzung nochmal ein Stück näher.

Denn Voraussetzung für die Umsetzung der nächsten Schritte ist eben diese Förderungszusage. Dann können alle beteiligten Kommunen auf der Strecke der Linie 18 – Stadt Brühl, der Rhein-Sieg-Kreis mit Bornheim und Alfter sowie die Stadt Bonn – eine Verwaltungsvereinbarung über den gemeinsamen Ausbau der Stadtbahnlinie 18 abschließen. Die Planung und das Genehmigungsverfahren übernimmt das zuständige Eisenbahninfrastrukturunternehmen (HGK). Die sogenannte Standardisierte Bewertung ist ein Verfahren zur gesamtwirtschaftlichen Nutzen-Kosten-Untersuchung von ÖPNV-Projekten. Kommt da ein guter Wert heraus, haben die Kommunen die Möglichkeit, weitere Gelder von Bund und Land für die Baumaßnahme zu erhalten. Berbuir ist da aber sehr zuversichtlich.

Neue Rheinbrücke

Optimistisch sei er auch bei den Vorbereitungen für den Neubau der rechtsrheinischen Stadtbahnverbindung zwischen Köln und Bonn über Niederkassel. Dafür soll bekanntlich die bestehende Eisenbahnstrecke der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft mbH (RSVG) zwischen Mondorf und Lülsdorf für den Stadtbahnbetrieb umgebaut und über drei neue Lückenschlüsse mit dem Kölner und Bonner Stadtbahnnetz verbunden werden. Dafür ist zudem eine neue Rheinbrücke nötig.

Die Rheinbrücke wird noch eine besondere Herausforderung, und die Kölner seien sich der besonders komplexen Aufgabe „bewusst“, so Berbuir. Denn die Rheinbrücke wird äußerst sensible ökologische Bereiche berühren. Die Stadt Köln hat dazu bereits eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um die genaue Lage und mögliche Bauwerksausbildungen der Vorland- und Strombrücke prüfen und bewerten zu lassen. Das könnte noch ein kritischer Zeitfaktor sein, doch Berbuir sagte, man werde andere Planungsabschnitte soweit vorziehen, bis die Kölner mit der Planung der Brücke fertig sind. So sei ja beispielsweise auch noch der Bau einer zweiten Siegbrücke für die künftige Stadtbahnlinie vorgesehen.

Dagegen ist die Beschleunigung und Kapazitätserhöhung der Stadtbahnlinie 66 auf Bonner Stadtgebiet wohl noch nicht soweit gediehen. „Eine unrühmliche Sache“, nannte Jürgen Wehlus von der Bonner CDU-Fraktion das Engagement der Bonner Stadtverwaltung in dieser Sache. Sie komme da „einfach nicht zu Potte“. Stadtbaurat Helmut Wiesner wies den Vorwurf jedoch zurück. Die Stadtverwaltung stoße im Bebauungsplanverfahren für die Beseitigung des Engpasses in Höhe des Combahnfriedhofs bekanntlich auf vielfältige Probleme.

Probleme beim Grunderwerb

Wie mehrfach berichtet, muss die Stadt Grund erwerben, damit sie an diesem neuralgischen Punkt die Straße verbreitern und für die Linie 66 einen eigenen Bahnkörper schaffen kann. Denn ab dieser Stelle steht die Bahn oft im Stau, was dann zu Verspätungen im gesamten Netz führt. Ursprünglich sollte der Fünf-Minuten-Takt auf der Strecke Siegburg-Bonn bereits im kommenden Jahr eingeführt werden.

Allerdings müssen die Stadtwerke Bus und Bahn (SWB) und die Elektrische Bahnen der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises GmbH (SSB) 22 neue Stadtbahnen anschaffen, um das neue Angebot überhaupt umsetzen zu können. Diese sollen indes erst 2026 in Betrieb gehen. Der Bonner Grünen-Politiker Rolf Beu forderte die Verantwortlichen auf, „einen Plan B in der Schublade bereitzuhalten“ – für den Fall, dass die Bahnen, die ab 2024 geliefert werden, früher eingesetzt werden könnten. Nach der Lieferung müssen sie nämlich erst noch technisch abgenommen werden. Dafür ist ein Zeitraum von rund zwei Jahren kalkuliert.

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