Festakt der Sankt Augustiner CDU Bosbach: Das wird unser Land überfordern

SANKT AUGUSTIN · Er ist derzeit einer der populärsten Unionspolitiker in Deutschland, weil er Klartext redet und sich nicht verbiegen lässt, auch wenn er mal gegen den Strom schwimmt.

 Frohe Mienen und gute Stimmung beim Festakt in Sankt Augustin: Georg Schell (v.l.), Klaus Schumacher, Andrea Milz, Gastredner Wolfgang Bosbach, Norbert Röttgen und Axel Grzeszkowiak.

Frohe Mienen und gute Stimmung beim Festakt in Sankt Augustin: Georg Schell (v.l.), Klaus Schumacher, Andrea Milz, Gastredner Wolfgang Bosbach, Norbert Röttgen und Axel Grzeszkowiak.

Foto: Ingo Eisner

Die Rede ist von Wolfgang Bosbach, den die Sankt Augustiner CDU am Samstag zu ihrem Festakt anlässlich des 25. Jahrestages der Deutschen Einheit als Gastredner im großen Ratssaal des Rathauses begrüßte. Nachdem Axel Grzeszkowiak, Vorsitzender der Augustiner CDU, vom Bund mehr Unterstützung für die Städte und Gemeinden bei der Flüchtlingsproblematik einforderte, freute er sich vor allem darüber, dass zum Festakt mehr als 300 Gäste gekommen waren. "Ich habe selten so ein volles Haus gesehen", sagte Grzeszkowiak.

Das muss wohl an Wolfgang Bosbach gelegen haben. Unvergessen ist, wie der 1952 in Bergisch-Gladbach geborene Jurist und CDU-Bundestagsabgeordnete sich bereits 2011 gegen eine europäische Ausweitung des Rettungsschirms für Griechenland aussprach und seinem Gewissen folgte, als er sich gegen den Gesetzesentwurf der Regierung aussprach. Das brachte ihm in den eigenen Reihen viel Ärger ein.

Im Juli legte er nach sechs Jahren sein Amt als Vorsitzender des parlamentarischen Innenausschusses nieder, da er auch künftig seiner Überzeugung folgen und abweichend vom Kurs seiner Parteivorsitzenden Angela Merkel gegen weitere Rettungspakete für Griechenland stimmen wolle, was mit dem Ausschussvorsitz nicht vereinbar sei. Sein Bundestagsmandat behielt er jedoch, da er laut eigenem Bekunden für seine politische Überzeugung nur im Parlament werben und kämpfen könne.

Einige dieser Überzeugungen bekamen die Gäste des Festaktes, darunter Bürgermeister Klaus Schumacher, die CDU-Landtagsabgeordnete Andrea Milz und Norbert Röttgen, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, dann auch zu hören.

Mit kurzen ,knackigen Sätzen wie "es gibt keine Politikverdrossenheit, sehr wohl aber eine Verdrossenheit gegenüber Politikern und Parteien" oder "Politik verdirbt nicht den Charakter, aber es gibt Charaktere, die Politik verderben", hatte er die Zuhörer sofort auf seiner Seite.

Seine 45-minütige Rede, die am Anfang wie ein kurzer Spaziergang durch Deutschlands Geschichte nach 1945 anmutete, hatte dann aber doch zwei Haltepunkte: die Deutsche Einheit und die derzeitige Flüchtlingsproblematik. "Die Deutsche Einheit war ein Wunder, weil sie eine Revolution ohne Blutvergießen war", sagte Bosbach und erinnerte daran, dass es aus seiner Sicht bis auf Willy Brandt vor allem Sozialdemokraten gewesen seien, die damals eigentlich von der Einheit gar nichts mehr wissen wollten.

"Ich bin froh, dass damals Helmut Kohl und nicht Oskar Lafontaine Kanzler war." Sicher habe es auch Fehler gegeben. Die Leistungsfähigkeit der damaligen DDR-Wirtschaft sei überschätzt worden, aber wer sich heute den Osten des Landes genau anschaue, könne sehen, dass tatsächlich blühende Landschaften entstanden seien.

Bei der derzeitigen Flüchtlingsproblematik lobte Bosbach das Engagement der Ehrenamtlichen, aber auch der Verwaltungen, die diese Herausforderung bisher großartig gemeistert hätten. Schließlich seien im September 2015 mehr Flüchtlinge nach Deutschland gekommen als im gesamten Jahr 2014.

"Wir können aber nicht jeden Flüchtling dauerhaft aufnehmen. Das wird unser Land überfordern", sagte Bosbach. Kritisch betrachtete er den Zusammenhalt der Europäischen Union in dieser Frage. "Wir sind meilenweit von europäischer Solidarität entfernt. Es geht nicht, dass Länder Jahr für Jahr von der EU finanziell unterstützt werden, und sich dann gegen die Lastenverteilung bei einem solchen Problem wehren."

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