Tag der Bibilotheken in Sankt Augustin Bücherei hat die Stille der Pandemie überwunden
Sankt Augustin · Wirklich laut ist es in der Sankt Augustiner Stadtbibliothek im Grunde nie gewesen, aber während der Corona-Pandemie war es zwischen den Regalen zwischenzetilich schon zu still. Jetzt kehrt das Leben nach und nach zurück. Zum Tag der Bibliotheken stellte die Einrichtung neue Medien und Familienangebote vor.
Eigentlich hat die Stadtbücherei im Sankt Augustiner Rathauskomplex an jedem ihrer Öffnungstage einen „Tag der offenen Tür“: Der Besuch ist kostenlos und die Tür für jedermann offen. Anlässlich des bundesweiten Tags der Bibliotheken am 24. Oktober entschied sich das Team um Leiter Peter Schulte-Nölke aber dennoch, die Bibliothekstüren auch an einem Sonntag zu öffnen. Mit Erfolg, trotz besten Herbstwetters war es voll, wohl aus Neugierde, aber auch wegen des pandemiebedingten Nachholbedarfs an Angeboten für Familien.
Auch wenn sie an den vollen Regalen mit ihren rund 50.000 Medien nicht direkt zu sehen sind, die Spuren der Corona-Pandemie sind da und spürbar, sagt Peter Schulte-Nölke. Laut sei es in der Stadtbücherei ohnehin nie gewesen – allenfalls bei Veranstaltungen wie dem Kindertheater oder bei Musikeinlagen für Buchvorstellungen. Dann kam der Lockdown im März 2020 und selbst der Klang der Musikschule im Obergeschoss drang nicht mehr durch die Decke: „Es war plötzlich sehr, sehr leise – eigentlich lautlos.“
Zwar stellte sich das kreative Team um Schulte-Nölke schnell auf kontaktlose Übergaben und Abholzeiten ohne Begegnungen im Treppenhaus ein. Von den 5100 Nutzern des Jahres 2019 machten im Pandemiejahr 2020 am Ende aber nur noch rund 3850 Nutzer vom Angebot der Stadtbücherei Gebrauch. Auch die seit vielen Jahren stabile Zahl der Ausleihen von stets mehr als 230.000 knickte 2020 auf nur noch rund 202.000 ein, rechnet Schulte-Nölken nach: „Wenngleich viele Angebote schrittweise wieder öffnen und auch wir schrittweise mehr Angebote machen, dauert es noch etwas, bis die Leute wieder wie gewohnt zu uns kommen.“
Dass die Pandemie mehr Menschen für das Lesen begeisterte und auch der seit Jahren angebotenen Onleihe mit E-Books, E-Papern und digitalen Hörbüchern einen spürbaren Aufschwung verpasst habe, sei auch in Sankt Augustin zu spüren gewesen. „Es fehlen aber noch die Familien, die Gesellschaftsspiele testen, Schüler und Studenten an den Arbeitstischen, die Zeitungs- und Zeitschriftenleser, die Besuche von Schulklassen, Aktionen mit Kindertagesstätten – das fängt jetzt alles langsam wieder an“, so Schulte-Nölken. Er hofft auch auf den alten Synergieeffekt im eigenen Haus: So mancher Musikschulbesucher stoppte sonst auf dem Weg ins zweite Obergeschoss kurz an der Stadtbücherei, um nach Veranstaltungen oder Neuigkeiten im Bestand zu stöbern.
Kontinuierlich Neuigkeiten im Bestand
Neuigkeiten im Bestand gebe es kontinuierlich, betont der Leiter: „Wir sind stets aktuell und orientieren uns fast in Echtzeit an der Nachfrage.“ So würden ihnen etwa die Tonie-Figuren, über die auf den sogenannten Tonie-Boxen Hörbücher und Hörspiele abgespielt werden können, sprichwörtlich aus den Händen gerissen. Deswegen beschaffe die Bibliothek jetzt immer drei oder vier Exemplare je neuem Tonie. Und mit den bewährten und neuen Veranstaltungen kehre nun auch das junge Leben zurück in die Stadtbücherei.
„Für uns steht neben einem attraktiven Angebot moderner Medien die Leseförderung beim Nachwuchs im Vordergrund und diese Arbeit können wir nun hoffentlich bald im gewohnten Maße fortsetzen“, sagt Peter Schulte-Nölke. „In den 1970er Jahren war die Stadtbücherei eher eine Informations- und Zentralbibliothek. Heute sind wir sehr viel mehr.“