Geburtshilfestation bei Asklepios Kinderklinik Bürgermeister nennt Schließung: „abwegig und unverständlich“

Sankt Augustin · Knapp hundert Menschen demonstrieren gegen die geplante Schließung der Geburtsstation und der Neonatologie an der Kinderklinik in Sankt Augustin. Fraktionen im Stadtrat bereiten eine Protestresolution gegen Asklepios vor.

Der Widerstand gegen die Ankündigung der Asklepios Kinderklinik, die Geburtshilfe ebenso wie die Neonatologie (Intensivversorgung Neugeborener) zu schließen, wird sichtbar. Knapp hundert Menschen hatten sich am Dienstagnachmittag auf den Weg gemacht, um vor der Kinderklinik ihre Fassungslosigkeit über die Entscheidung aus der Asklepios-Zentrale in Hamburg zu zeigen.

Sie zündeten die mitgebrachten Kerzen an und entrollten Banner mit den Aufforderungen wie „Fürsorge statt Profit“ oder „Eltern fordern sichere Geburten“. Nicht verstehen können die anwesenden Eltern die Entscheidung, die erst vor sechs Jahren auch mit öffentlichen Mitteln des Landes gebauten Stationen für Geburtshilfe und Neonatologie nun wieder zu schließen. Das Argument der Konzernleitung, hier gehe es um Bündelung von Kompetenzen akzeptierte niemand der Anwesenden.

„Ich habe zweimal in dieser Klinik entbunden, es war toll und ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt“, begründet Sarah Haufe ihre Teilnahme an der Kundgebung. Es ist nicht nur für sie, sondern auch für ihren erst 19 Tage alten Sohn Ian, den sie in einem Tragetuch mitgebracht hat, die erste Demonstration überhaupt.

„Ich habe von der Schließung gelesen und gedacht, das ist ein Scherz“, erinnert sich die Siegburgerin an ihre erste Reaktion auf die Meldung. Ähnlich erging es auch Susanne Goschzik. Sie ist Hebamme und Mutter und aus Bonn angereist. „Es kann nicht sein, dass eine Abteilung mit steigenden Geburtenzahlen geschlossen werden soll.“ Hier gebe es die Möglichkeit, dass Kinder in sicherer Umgebung geboren werden können, sagt sie.

Hinter den Kulissen laufen die Gespräche. Auch Bürgermeister Klaus Schumacher demonstrierte mit und hat nach eigenem Bekunden kurz nach den Mitarbeitern von der geplanten Schließung der Stationen erfahren. „Die Klinik ist ein Kompetenzzentrum in der Region und die Schließung der Abteilungen würde ein großes Loch reißen, nicht nur für Sankt Augustin“, glaubt er.

Die Selbstverständlichkeit, mit der behauptet werde, dass 1000 Geburten im Jahr auf andere Häuser verteilt werden könnten, könne er auch nicht nachvollziehen, so Schumacher weiter. Die Stadt stehe mit der Bezirksregierung in Kontakt und werde alles tun, um eine Schließung zu verhindern, sagte er dem GA, denn diese Schließung sei „abwegig und unverständlich“.

Derzeit arbeiten die Fraktionen an einer gemeinsamen Resolution gegen die Schließung, der in der Ratssitzung am Mittwoch verabschiedet werden soll, so SPD-Vorsitzende Denis Waldästl. Auf die Frage, ob es sich bei der Ankündigung der Schließung von Abteilungen auch um einen taktischen Schachzug der Konzernleitung handeln könnte, um mehr Geld für die Klinikerweiterung zu bekommen, verwies Waldästl auf ein Gespräch mit der Konzernleitung.

„Ich hoffe, dann herauszufinden, ob es sich um ein taktisches Element oder wirkliche Absicht handelt. Mit diesem Thema Politik zu machen, fände ich allerdings mehr als unredlich“, sagte Waldästl. Derzeit prüfe die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde, ob die Versorgung in der Region mit der Schließung weiterhin gewährleistet sei.

Dabei stelle sich die Frage, was denn Region sei und wo da die Grenzen sind. Auch die vor sechs Jahren gewährte Landesförderung für Umbauarbeiten werde geprüft. Sollten diese zweckgebunden gewährt worden sein, wäre eine Schließung nicht so ohne weiteres möglich, so die Hoffnung aller Beteiligten auf ein gutes Ende. Organisiert hatte die Kundgebung die Stadtgruppe Bonn und Region der Elterninitiative Mother Hood.

Einer Online-Petition für den Erhalt der Station haben sich inzwischen rund 3500 Menschen angeschlossen.

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