Stadtplanung in Sankt Augustin Buisdorfer reden bei Gestaltung ihrer Ortsmitte mit

Sankt Augustin · Der Sankt Augustiner Stadtteil Buisdorf soll ein neues Zentrum erhalten. Ein Planungsbüro hat drei Varianten ausgearbeitet, wie das aussehen könnte. Bei den Buisdorfern kommen nicht alle Ideen gut an.

 Mari Klose (links) spricht mit Plan-lokal Mitarbeiterin Nina Christ über die Ortsmitte von Buisdorf.

Mari Klose (links) spricht mit Plan-lokal Mitarbeiterin Nina Christ über die Ortsmitte von Buisdorf.

Foto: Christine Siefer

Es war das zweite Bürgerforum, bei die zukünftige Gestaltung der Ortsmitte des Sankt Augustiner Ortsteils Buisdorf im Fokus stand und das zog doppelt so viele Interessenten an wie die erste Ausgabe im November 2021. Das mag an der damaligen verschärften Corona-Situation gelegen haben, jedoch zeigt es auch, dass die Buisdorfer mitreden wollen. Sankt Augustins Technischer Beigeordneter Rainer Gleß erklärte vor dem gut gefüllten Saal des Hauses Buisdorf, warum es bis zur Fortsetzung des Bürgerforums so lange gedauert hat: „Wir haben viele Gespräche geführt mit Beteiligten, darunter Straßen NRW, die Denkmalbehörde oder Betroffene wie der Nahversorger.“ Keine Planung habe Bodenhaftung, wenn man sie nicht umsetzen könne, so Gleß.

Dass es sich bei den Entwürfen, die in den Ecken des Saals auf Stellwänden zu sehen waren, nur um theoretische Modelle handele und noch keine konkreten Entscheidungen getroffen würden, betonte Thomas Scholle, Inhaber des durchführenden Planungsbüros Plan-lokal aus Dortmund mehrfach. „Das sind Gedankengebäude, mit denen wir heute arbeiten.“ Der Stadtplaner gab eine Rückschau auf den bisherigen Prozess und die Herausforderung, dass es aufgrund der Gebäudeanordnung keine direkte Mitte gebe, die sich als Ortsplatz anbiete. Ein neues Gebäude, in dem ein Supermarkt oder das Bürgerzentrum untergebracht werden könnten, soll künftig das an der Frankfurter Straße gelegene Gelände künftig so eingrenzen, dass eine innen liegende Fläche entstehen könnte.

Thomas Scholle stellte daraufhin die verschiedenen Entwürfe vor. Variante A zeigt ein L-förmiges Gebäude, das gegenüber der Kirche Sankt Georg den Ortsplatz einrahmen würde. Der Nahversorger bliebe in seiner jetzigen Immobilie, wobei diese dauerhaft den Ansprüchen des Betreibers nicht gerecht werden würde. Das habe man in Gesprächen erfahren, so Scholle. Vielen Buisdorfern ist es wichtig, dass ein Supermarkt weiterhin fußläufig erreichbar ist, das machten sie bei der anschließenden Diskussion immer wieder deutlich.

Variante A ist der einzige Entwurf, der eine Grünfläche vor dem denkmalgeschützten Wohngebäude des Steifer Hofes eingezeichnet hat. Variante B sieht an der gleichen Stelle Parkplätze vor, erreichbar durch eine neue Straße, die vom Brölweg abzweigen könnte. Direkt daneben könnte ein gemeinsames Gebäude für Bürgerhaus und Supermarkt stehen. Variante C kommt ohne die zusätzliche Straße aus und platziert die Parkplätze rechts von der neuen Immobilie. Dieser Vorschlag entspricht fast gänzlich der Vorzugvariante von 2021. Für die Parkplatzsituation und Zufahrtmöglichkeiten gibt es nur wenig Handlungsspielraum, eine Tiefgarage könnte eine Lösung sein, so die Planer.

 Die Ortsmitte von Buisdorf soll neu gestaltet werden.

Die Ortsmitte von Buisdorf soll neu gestaltet werden.

Foto: grafik

„Mir ist das alles zu viel Beton“, sagte die Buisdorferin Susanne Heller. Sie sehe vor allem in der neuen Straße ein Unfallrisiko für Kinder auf ihrem Schulweg. Grundsätzlich vermisse sie konkrete Ideen für Kinder und Jugendliche. „Wenn es in dem Tempo weitergeht, werden das meine Kinder – die sind neun und 13 Jahre alt – wohl nicht mehr miterleben“, sagte sie. Miguel Stupa, Sozialarbeiter des Kinderschutzbundes, vermisst ebenfalls die Perspektive für Kinder und Jugendliche. Bisher nutze man zusammen mit der Stadt lediglich einen Kellerraum im Haus Buisdorf für die Jugendarbeit. Es gehe nicht nur um mehr Räume. „Jugendliche brauchen einfach einen Platz, wo sie sein können“, sagte er. Das betreffe auch öffentliche Flächen draußen. „Bei den Spielplätzen in Buisdorf ist auch noch viel Luft nach oben“, ergänzte Mari Klose, Leiterin der Kita „Villa Lu“.

Bei der Diskussion an den Stellwänden kamen viele Anregungen zusammen. Mitarbeitende des Planungsbüros hielten alles auf gelben Zetteln fest. Oft angesprochen: die Frage nach der Lärmbelästigung durch das Bürgerhaus, eine Erweiterung des Feuerwehrhauses oder die Zukunft der Kirche. „Ob es eine dauerhafte Nutzung durch die Kirchengemeinde geben wird, dazu kann ich keine qualifizierte Aussage treffen“, sagte Pfarrer Peter Emontzpohl. Die Finanzierung kleiner Pfarrgemeinden sei bekanntermaßen ein Problem. Das Kirchengebäude jedoch werde unabhängig von der Nutzung bestimmt bestehen bleiben.

Eigentümer wollte Pläne für Steifer Hof zeigen

Am Ende der Diskussion meldete sich der Eigentümer des Steifer Hofes zu Wort. Er beklagte, dass er nicht gefragt worden sei, was er auf seinem Grundstück gut finden würde. Den Vorschlag der neuen Straße lehne er beispielsweise ab. Rainer Gleß wies den Vorwurf zurück. Es habe mehrere Gespräche dazu gegeben. Besonders aufgebracht sprang der Buisdorfer Paul Eschbach dem Eigentümer zur Seite. Gemeinsam hätten sie den Anwesenden gerne die Pläne des Investors für das Steifer Hof-Gelände in einer Präsentation vorgestellt, doch die Organisatoren hätten das abgelehnt. „Wir Buisdorfer, ‚we have a dream’ für unseren Stadtteil“, zitierte Eschbach Martin Luther King. „Dieser Traum weicht von diesen Vorschlägen ab.“

Vom Publikum gab es teilweise Applaus, aber auch Widerspruch. „Für mich sprechen Sie nicht“, kam es beispielsweise aus dem Plenum. Zudem gab es die Frage, warum man nicht schon mit der Gestaltung des Steifer Hof-Geländes beginnen könne. „Wir müssen zuerst die Ideen der Bürger hören und in die Rahmenplanung einfließen lassen, sonst heißt es wieder, die Politik schaffe Fakten“, erklärte Gleß und ergänzte: „Wir sind hier, um den politischen Diskurs vorzubereiten.“ Die Politik beschließe dann die Rahmenplanung, auf deren Grundlage konkrete Maßnahmen wie ein Bebauungsplan ausgearbeitet werden können. „Sonst können wir uns die ganze Veranstaltung auch sparen“, sagte Gleß.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort