Vorgänge im Altenheim in Sankt Augustin Landrat stellt sich hinter Leiter des Kreisgesundheitsamts
Rhein-Sieg-Kreis · Nach den Corona-Toten im Altenheim St. Monika in Sankt Augustin fordern Linke und FUW/Piraten die Ablösung von Rainer Meilicke. Landrat Sebastian Schuster stellt sich demonstrativ vor den Virologen und Leiter des Gesundheitsamtes: Meilicke werde diffamiert.
Landrat Sebastian Schuster hat sich am Sonntag mit deutlichen Worten hinter Kreisgesundheitsamtsleiter Rainer Meilicke gestellt. Hintergrund: Am Samstag hatten die Kreistagsfraktion der Linken und die Gruppe FUW/Piraten in einer Pressemitteilung die Ablösung Meilickes gefordert. „Die bekannt gewordenen Umstände, wie der Kreis die Krise im Sankt Augustiner CBT-Wohnhaus St. Monika gemanagt hat, lassen die Fraktion Die Linke Rhein-Sieg und die Gruppe FUW/Piraten an der Arbeit des Leiters zweifeln“, heißt es darin.
Seit Januar Kritik am Kreisgesundheitsamt
Wie berichtet, sind 14 Bewohner des Altenheims (Stand Freitag) nach einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus gestorben. Zeitweise waren außerdem fast alle Pflegekräfte positiv getestet oder als Kontaktpersonen in Quarantäne. Linke und FUW/Piraten hatten Meilicke und das Kreisgesundheitsamt schon im Januar im Gesundheitsausschuss kritisiert, weil sie Mängel bei der Pandemieplanung sahen. Jetzt werfen sie die Frage auf, ob „das Kreisgesundheitsamt auch einige Todesfälle mitzuverantworten“ habe.
Schuster reagiert „entsetzt“
„Ich bin entsetzt über die massiven Vorwürfe, die hier – offensichtlich bar jeder Kenntnis der tatsächlichen Vorgänge in der Senioreneinrichtung St. Monika – erhoben werden“, entgegnete Landrat Schuster am Sonntag in einer Pressemitteilung. „Besonders erschüttert mich jedoch die Tatsache, dass der Leiter meines Gesundheitsamtes, der sich seit Wochen kompetent und engagiert dafür einsetzt, die Corona-Krise hier im Rhein-Sieg-Kreis zu meistern, in dieser Art und Weise öffentlich diffamiert wird.“
Kreis hatte seit Anfang März täglich informiert
Schuster und Meilicke hatten seit dem kreisweit ersten Corona-Fall am 5. März täglich über die aktuelle Entwicklung der Infektionszahlen, über neue Verordnungen des Landes und Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts informiert und dabei auch die angespannte Personalsituation im Gesundheitsamt angesprochen. Seit die Infektionskurve abgeflacht ist, finden die Pressekonferenzen des Kreises zweimal pro Woche statt.
Schuster bescheinigt konsequente Arbeit
„Dass der Rhein-Sieg-Kreis – schaut man auf die Entwicklung der Infektionszahlen – einen derart linearen Verlauf zu verzeichnen hat, ist auch der konsequenten Arbeit des Kreisgesundheitsamtes und seines Leiters zu verdanken“, so der Landrat am Sonntag.
Meilicke habe als Epidemiologe von Beginn der Krise an einen verantwortungsvollen Umgang mit den möglichen weitreichenden Folgen, insbesondere für die vulnerablen Gruppen in den 120 Senioreneinrichtungen, gezeigt. „Dies spiegelt sich auch darin wider, dass es uns in anderen Senioreneinrichtungen im Rhein-Sieg-Kreis bisher gelungen ist, Ausbrüche der Corona-Infektionen unter Kontrolle zu bekommen“, sagte Schuster.
Linke und FUW/Piraten sehen das anders: Der Kreisgesundheitsamtsleiter sei „locker“ mit der Pandemie umgegangen und verspiele so das Vertrauen der Menschen und in der Folge auch deren Bereitschaft, „die notwendigen Schritte weiter mitzugehen“. Deshalb sei Meilicke nicht mehr tragbar.
Auch der Sohn der ersten Verstorbenen fühlte sich mit seinem Corona-Verdacht von Meilicke nicht ernst genommen. In den Pressekonferenzen der vergangenen Wochen waren es eher die Nebensätze und Zwischentöne, mit denen Meilicke die Vorgänge in St. Monika kritisierte, wo die Pflegekräfte beim Mitarbeiterfrühstück die Butter weitergereicht hätten und mit derselben Schutzkleidung von Zimmer zu Zimmer gegangen seien. Wie berichtet, hat die Stadt Sankt Augustin inzwischen Strafanzeige gegen das CBT-Wohnhaus gestellt, die Kreispolizei ermittelt im Auftrag der Bonner Staatsanwaltschaft.
Der Landrat betonte am Sonntag erneut, das Kreisgesundheitsamt sei in der Einrichtung St. Monika unverzüglich nach Meldung des ersten Infektionsfalles am 31. März tätig geworden und habe „alles Erforderliche und Mögliche“ in die Wege geleitet. „Ich schätze Dr. Rainer Meilicke als Arzt, Virologen und Mensch, der in dieser beispiellosen Krisensituation immer einen kühlen Kopf behält“, sagte Schuster.