Zuständig für Inklusion und Integration Das hat Sankt Augustins neue Sozialplanerin vor

Sankt Augustin · Die Stadt Sankt Augustin hat eine Stabsstelle Integration und Sozialplanung geschaffen. Die Leiterin erklärt ihre Aufgaben und Projekte - und ihre Vision für die Zukunft.

 Gleiche Chancen für alle, dafür steht Susanne Tönnishoff, die Leiterin der Stabsstelle Integration und Sozialplanung.

Gleiche Chancen für alle, dafür steht Susanne Tönnishoff, die Leiterin der Stabsstelle Integration und Sozialplanung.

Foto: Martina Welt

Seit mehr als einem Jahr gibt es in der Sankt Augustiner Stadtverwaltung die neue Stabsstelle Integration und Sozialplanung. 2016 beschloss zunächst der Rat der Stadt, eine Stelle für die Sozialplanung einzurichten. Nachdem die Erstversorgung der geflüchteten Menschen sichergestellt war, rückte das Thema Integration stärker in den Vordergrund. Der zuständige Beigeordnete Ali Dogan strukturierte nach seinem Amtsantritt im Juli 2017 daher sein Dezernat neu und führte die zuständigen Bereiche für Integration und Sozialplanung zusammen.

Die neue Stabsstelle nahm am 1. Juli 2018 mit zunächst zwei Personen die Arbeit auf. Seit Januar 2019 arbeiten sechs Personen in der noch jungen Stabsstelle, die von Susanne Tönnishoff (31) geleitet wird. Mit ihr sprach Martina Welt über den Beginn der Arbeit und die Entwicklung der Anforderungen zum Thema Inklusion, sowie den Arbeitsalltag in der Stabsstelle.

Warum haben Sie sich auf die Stelle in Sankt Augustin beworben?

Susanne Tönnishoff: Als ich die Stellenausschreibung gesehen habe, in der zum einen Erfahrung in der Integrationsarbeit, aber auch Methodenkenntnisse erwünscht waren, habe ich sofort gewusst: Das ist meine Stelle. Ich habe während meines Master-Studiums der Sozialwissenschaften aus unterschiedlichen Perspektiven den Blick auf die Gesellschaft geworfen. Die Herausforderungen vor Ort habe ich während meiner Arbeit in einem Integrationsprojekt in Bochum kennengelernt. Das passte sehr gut mit den Anforderungen in Sankt Augustin zusammen.

Was haben Sie bei ihrem Dienstantritt schon vorgefunden?

Tönnishoff: Ich bin seit Februar 2018 bei der Verwaltung und habe natürlich damals schon viele Angebote an unterschiedlichen Stellen vorgefunden. Informationen dazu zusammenzutragen, zählte zu meinen ersten Aktionen. Ich habe versucht, die Zeit zu nutzen, um Kontakte zu knüpfen und ein Konzept für die Stabsstelle zu entwickeln, damit sie am 1. Juli an den Start gehen konnte.

Worin besteht Ihre Arbeit aktuell?

Tönnishoff: Mein Team und ich sind Berater, Netzwerker, Ideengeber und -sammler für die Integrationsarbeit in der Stadt. Über unser Demokratieprojekt 8sam! bringen wir aktuell viele zivilgesellschaftliche Akteure an einen Tisch und setzen uns gegen Ausgrenzung ein.

Was versteht man eigentlich unter Sozialplanung?

Tönnishoff: Sozialplanung ist ein Steuerungsinstrument für eine soziale Kommunalpolitik. Es werden „Daten für Taten“ gesammelt. Wir haben die acht Stadtteile in 19 Quartiere unterteilt und diese dann zum Beispiel nach der Altersstruktur oder der Beschäftigung untersucht. Ziel dieser Analyse ist es, zu erkennen, in welchen Bereichen es Handlungsbedarf gibt.

Und worum geht es dabei konkret?

Tönnishoff: Oberstes Ziel der Sozialplanung ist es, allen Menschen in Sankt Augustin die gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, ganz gleich ob sie aus anderen Ländern hierher geflüchtet sind oder ob sie eine Behinderung haben. Es geht bei der Sozialplanung immer zunächst um die Analyse, danach werden Maßnahmen eingeleitet und am Ende mögliche Veränderungen betrachtet. Dabei ist es wichtig, nicht zu stigmatisieren. Die Quartiere sind deshalb auch nicht nach Straßennamen benannt. Letztendlich ist es mir nicht so wichtig zu zeigen, wo in der Stadt die Probleme liegen, sondern, was getan werden kann.

Wie bearbeiten Sie die Themen Integration und Inklusion?

Tönnishoff: Zum Thema Inklusion gibt es den kommunalen Aktionsplan, der gemeinsam mit den ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten erstellt wurde. Der gilt für fünf Jahre und läuft im kommenden Jahr ab. In diesem Themenbereich sind wir vor allem Moderator und Koordinator. Aktuell ist das Thema Information sehr wichtig. Wir versuchen zum Beispiel unsere Homepage möglichst barrierearm zu gestalten oder einfache und die sogenannte „Leichte Sprache“ zu nutzen. Sie hilft nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern auch Menschen, die gerade erst Deutsch lernen.

Und wie gestalten Sie in Sankt Augustin die Integration?

Tönnishoff: Integration hat in der Stadt Sankt Augustin sehr viele Facetten. Sie beginnt bei der Beratung von Migranten- und Flüchtlingen im Rathaus und geht über Sprachkurse, Kinderbetreuung und Arbeitssuche bis hin zur Ehrenamtskoordination. Wichtig ist uns, den geflüchteten Menschen auch die vielen Möglichkeiten aufzuzeigen, sich für die Gesellschaft zu engagieren, in der sie jetzt leben. So haben wir zum Beispiel einen Geflüchteten, der zur Freiwilligen Feuerwehr möchte.

Angesichts dieser vielfältigen Aufgaben, wie sieht da ihr persönlicher Arbeitstag aus?

Tönnishoff: Kein Arbeitstag ist wie der andere. Ich mache sehr viel Netzwerkarbeit und sehe dabei auch, was die anderen zu diesen Themen machen. Bei der Sozialplanung stehe ich im intensiven Austausch mit der Statistikstelle der Verwaltung. Wir sind Berater und ich möchte in der Verwaltung auch den Blick für die Bedürfnisse in der Gesellschaft schärfen.

Können Sie dazu ein konkretes Beispiel nennen?

Tönnishoff: Ja, da fällt mir die neu konzipierte Kinder- und Jugendarbeit ein. Hier haben wir versucht, die Bedürfnisse der 19 Quartiere im Blick zu haben. Am Ende entsteht daraus natürlich immer ein Kompromiss aus dem, was bereits gelebte Realität ist, und dem, was die Statistik ergibt. Diesen Kompromiss müssen wir finden.

Welche Vision haben Sie für die Zukunft der Stadt?

Tönnishoff: Mir ist es weniger wichtig, in welchem Stadtteil die Menschen leben, sondern wie der gesellschaftliche Zusammenhalt ist. Es ist enorm wichtig, dass die Menschen sich begegnen können, denn das hilft, Vorurteile abzubauen. Zudem sollte jeder in einer Stadt wissen, dass er sich beteiligen kann und das auch tun soll. Alle Menschen einer Stadt sollten außerdem die gleichen Chancen haben, vom Lebensanfang an bis zum Ende.

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